Gladbeck. 1871 gründete der Feldhauser Landwirt Anton Küster sein Sägewerk, das 1892 nach Gladbeck zog. Es produzierte Grubenholz und wuchs rasant.
Vor genau 150 Jahren, 1871, startete im beschaulichen Feldhausen ein Unternehmen, das später in Gladbeck zu den größten Firmen zählen sollte und von dem heute nicht viel mehr als eine Erinnerung in Form eines Straßennamens geblieben ist. Die Rede ist vom Sägewerk Küster, das zu den bedeutendsten Holzlieferanten des Bergbaus aufstieg.
Gründer des Sägewerks war 1871 Anton Küster. In Feldhausen hatten die Küsters einen Bauernhof, der jahrhundertelang in Familienhand war. Schon ab 1860 begann Anton Küsters Vater Hermann damit, zusätzlich zur Landwirtschaft dem aufkommenden Kohlen-Bergbau für den Stollenbau Holz aus eigenen und gepachteten Waldbeständen zu liefern. Knapp zehn Jahre später erkannte Sohn Anton angesichts des unstillbaren Bedarfs der Zechen eine Riesenchance auf ein florierendes Geschäft und es kam zur Gründung der Firma, die zunächst „A. Küster Holzhandlung Feldhausen“ hieß. 1880 verpachtete Anton Küster schließlich den Traditionshof in Feldhausen, um sich ganz dem Holzhandel zu widmen.
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1892 zogen Sägewerk und Holzhandlung Küster nach Gladbeck
1892 zog er mit der Firma nach Gladbeck, wo er an einem günstigen Standort – nämlich direkt an der Bahnlinie Gelsenkirchen-Winterswijk, nahe dem Bahnhof Ost und in unmittelbarer Nähe zur ab 1873 abgeteuften Zeche Graf Moltke 1/2 – ein modernes Dampfsägewerk baute. Das große Firmengelände an der Buerschen Straße war der Garant für ein rasantes Wachstum und Aufstieg der Firma zu einer der bedeutendsten Grubenholzhandlungen Deutschlands und zu einem Gladbecker Vorzeige-Unternehmen. 1892 erfolgte der Gleisanschluss zum Dampfsägewerk Küster und gab dem Grubenholzhandel einen weiteren Schub.
Das im Sägewerk verarbeitete Holz kam aus den verschiedensten Teilen Deutschlands, aber auch aus Polen, Russland und Skandinavien, sogar aus Amerika. Anton Küster, alleiniger Inhaber von Sägewerk und Holzhandlung, stieg auf zum Alleinlieferanten von Grubenholz im nördlichen Ruhrgebiet, insbesondere für die staatlichen Bergwerke im Vest Recklinghausen. Bis 1914 (Kriegsbeginn) boomte das Unternehmen mächtig, die Firma Küster spielte damit auch eine große Rolle im wirtschaftlichen Wachstum der Stadt. Zeitweise war das Unternehmen nach dem Bergbau das größte und wichtigste Unternehmen in der Gladbeck.
Küster gründete mit Partner auch ein Bankhaus mit Sitz in Gladbeck
Küster war bei der Expansion seines Unternehmens lange auf auswärtige Geldgeber angewiesen. Daraus entstand die Idee des Unternehmers, zusammen mit dem Rechnungsführer der Zeche „Graf Moltke“, Julius Ullrich, und dem Dorstener Bankier de Weldige-Cremer eine eigene Mittelstandsbank zu gründen, das „Bankhaus H. Küster, Ullrich & Co.“. Das Bankhaus Küster, das an der Viktoriastraße im Schatten des Rathauses (heute Rathausparkplatz) eine ansehnliche Zentrale baute, gewann schon bald regionale Bedeutung und entwickelte sich über Gladbeck hinaus. Es zählte Filialen in einem halben Dutzend anderer Städte. Nach 1933 war das Bankhaus auch der Rückhalt vieler jüdischer Geschäftsleute in der Region. Im Januar 1938 wurde es allerdings zerschlagen.
Die Küsters war über Jahrzehnte eine der bekanntesten und bedeutendesten Unternehmerfamilien in Gladbeck. Nach außen machte sie es bereits 1896 mit dem Bau einer Villa mit parkähnlichem Grundstück deutlich. Ein Dokument der Zeitgeschichte wurden die öffentlich gemachten Feldbriefe von Küster-Sohn Franz, der seinen Eltern 1915 schrieb: „Vorstellen könnt Ihr Euch den Krieg gar nicht. So schrecklich ist er.“ Franz Küster starb 1918 an der Front.
Das Sägewerk Küster schloss in Gladbeck 1981
Die Villa Küster wurde wurde im 2. Weltkrieg zerstört, aber schon 1950 von Dr. Hermann Küster, Enkel des Patriarchen Anton Küster und Sohn von Franz Küster, neu gebaut – das heutige „Haus Küster“ an gleicher Stelle an der Buerschen Straße, das seit 1989 der Stadt gehört und in dem lange die Awo ihre Tagespflege anbot (bis vergangenen Sommer) und der Seniorenbeirat lange zu „Gesprächen am Kamin“ einlud.
Mit der Bergbaukrise nach dem 2. Weltkrieg und der Verdrängung des Grubenholzes durch den eisernen Ausbau unter Tage schrumpfte auch Küster. Aber erst 1981 wurde das Sägewerk auf der Südseite der Buerschen Straße geschlossenen.
Das weitläufige Firmengelände bis zur Schürenkampstraße wurde Anfang der 80er Jahre überplant, erschlossen und bebaut. Im November 1980 wurde der abgebundene Teil der Buerschen Straße zwischen Bahnlinie und Heinrichstraße in „Am Sägewerk“ umbenannt und erinnert seither an die einstige Firma Küster – und an ein Stück Gladbecker Geschichte.
Buch und Vortrag über Küster
Ralph Eberhard Brachthäuser hat eine frühere Firmenchronik über die Vorzeigefirma Küster neu als Buch mit Kommentaren und Illustrierungen herausgegeben.
Auf Einladung der VHS und des Heimatvereins wird er am Mittwoch, 1. Dezember, 19 Uhr, in einem Vortrag über die Firma Küster und ihre Bedeutung für die Gladbecker Wirtschaft referieren. Der Vortrag findet im Studio der Stadtbücherei, Friedrich-Ebert-Straße 8, statt. Der Eintritt ist entgeltfrei. Anmeldungen bei der VHS, 02043/99-2415), Mail: vhs@stadt-gladbeck.de.
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