Gladbeck. „Herz und Hände für Tschernobyl“ in Gladbeck schickt wieder einen Hilfstransport nach Mosyr. Es könnte der letzte in der Vereinsgeschichte sein.

Der Verein „Herz und Hände für Tschernobyl“ bringt am Wochenende wieder einen Hilfstransport von Gladbeck in die weißrussische Grenzregion rund um Mosyr auf den Weg. Es könnte sich um den letzten dieser Art handeln – wenn nicht ein kleines Wunder geschieht.

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„Weil gerade Ferienzeit ist, haben wir in einem Aufruf um Unterstützung gebeten“, berichtet Vorstandsmitglied Hans-Peter Kock. Und die Reaktionen kamen prompt. Kock freut sich: „15 Männer wollen am 23. Oktober mit anpacken. Darunter sind prominente Gladbecker wie der ehemalige Bürgermeister Ulrich Roland und der Landtagsabgeordnete Michael Hübner.“

Fast 1900 Kilometer liegen vor dem Hilfstransport

An der Maschinenhalle Zweckel will der Trupp den Laster beladen. Von dort aus heißt das erste Ziel: Zollamt Gelsenkirchen. Dann geht die fast 1900 Kilometer lange Reise weiter. Kock meint: „Wenn alles gut läuft, wären wir Ende November am Ziel. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Wir waren auch schon mal bis zu sechs Wochen unterwegs.“ Der Transport habe in der Vergangenheit auch schon wochenlang an der polnischen Grenze festgehangen. Denn: „Die Zoll-Modalitäten sind aufwendig. Da müssen in Russisch die Kartons genau beschriftet werden.“ Der Inhalt der Kisten sei exakt anzugeben – Kleidung für Kinder, Frauen, Männer, Bettwäsche und so weiter. Vereinsmitglied Knut Busse übernimmt diese Aufgabe. Mit einer langen Zwangspause rechnet das Vereinsteam also schon fast.

Hans-Peter Kock (vorne), Vorstandsmitglied bei „Herz und Hände für Tschernobyl“, hofft auf eine Zukunft für den Gladbecker Hilfsverein.
Hans-Peter Kock (vorne), Vorstandsmitglied bei „Herz und Hände für Tschernobyl“, hofft auf eine Zukunft für den Gladbecker Hilfsverein. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wenn Kock von „wir“ spricht, ist das der Vergangenheit geschuldet. Zeiten, in denen Vereinsmitglieder selbst mitgefahren sind. „Früher sind wir geflogen und haben vor Ort Fahrzeuge gemietet, das geht nicht mehr“, erzählt Kock. Die politische Lage vor Ort ist unsicher. Also beauftrage der Verein, der seit 25 Jahren besteht, mittlerweile eine Spedition aus Belarus, denn „deutsche Unternehmen wären zu teuer“. Kock war erstmals im Jahr 1997 in Mosyr, insgesamt reiste er viermal ins Gebiet um den havarierten Reaktor von Tschernobyl.

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Diesmal schickt „Herz und Hände für Tschernobyl“ von Gladbeck aus hauptsächlich Bekleidung, Schuhe, Bettwäsche und Spielzeug nach Mosyr und Umgebung, um den Armen zu helfen. „Sperrige Güter wie Matratzen, Rollatoren und andere medizinische Hilfsmittel sind nicht dabei“, so Kock.

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Immer wieder erreichen ihn Anrufe von Menschen, die spenden wollen, beispielsweise aktuell warme Jacken für den Winter. Kock bedauert: „Ich muss dann an die Caritas oder die Diakonie verweisen.“ Denn „Herz und Hände für Tschernobyl“ nimmt keine Spenden mehr an. Grund: Es ist fraglich, ob der Verein weiter besteht oder sich aufgrund der Überalterung auflöst. Kock sagt: „Im Frühjahr haben wir eine Mitgliederversammlung, die entscheidet.“ Aber die Hoffnung sterbe zuletzt. Und Hilfe sei in Mosyr und den umliegenden Dörfern weiterhin dringend vonnöten.

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