Gladbeck. Entgegen einer anders lautenden Meldung: Der Verein „Herz und Hände für Tschernobyl“ Gladbeck existiert noch. Auflösung muss beschlossen werden.
Diese Nachricht in einem Gladbecker Anzeigenblatt löst – gelinde gesagt – Irritationen aus. Der Verein „Herz und Hände für Tschernobyl“ existiere nicht mehr, erfuhren die verdutzten Mitglieder dort schwarz auf weiß. Indes: Das war den Aktiven neu.
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Vorstandstandsmitglied Hans-Peter Kock beteuert gegenüber der WAZ: „Den Verein gibt es noch!“ Die ehrenamtlich Engagierten in Gladbeck wollen am Donnerstag (5. August) sogar noch einmal Hilfsgüter an der Maschinenhalle Zweckel sammeln – für den nächsten Transport nach Weißrussland. Auf diesem Wege hilft der Verein seit 1996 den Armen in der Region um den zehn Jahre zuvor havarierten Reaktor von Tschernobyl. „Die Sachen für einen 40-Tonner liegen parat“, sagt Hans-Peter Kock.
Der Verein „Herz und Hände für Tschernobyl“ wurde vor 25 Jahren gegründet
Allerdings liegen in all’ diesen Jahren immer wieder dicke Brocken auf dem Weg von Gladbeck zum Ziel, den Hilfsbedürftigen. Jüngst ist es die Corona-Pandemie – und trotzdem brachte „Herz und Hände für Tschernobyl“ im Sommer 2020 Spenden zum Ziel, nämlich in die weißrussische Grenzregion rund um Mosyr.
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Aktuell bereitet die politische Situation vor Ort den deutschen Ehrenamtlichen Kopfzerbrechen. Kock berichtet: „Wir bestellen eine Spedition aus Weißrussland, aber momentan wissen wir nicht, wie sich die Lage dort weiter entwickelt.“
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Zum Hintergrund: Im Jahr 1991 wurde die Republik Belarus ausgerufen. Seit 2020 richten sich immer wieder Massenproteste gegen die Politik des Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka, der das Land diktatorisch regiert. Das ist ein Problem, das den Verein von außen belastet.
Letzter Sammeltermin
Der voraussichtlich letzte Sammeltermin der Vereins „Herz und Hände für Tschernobyl“ Gladbeck ist am Donnerstag, 5. August. Ort: die Maschinenhalle Zweckel, an der Frentroper Straße.
Vereinsmitglieder wollen zwischen 10 und 14 Uhr Sachspenden annehmen. Wann der 40-Tonner gen Weißrussland startet, ist noch ungewiss.
Doch auch die interne Entwicklung macht „Herz und Hände für Tschernobyl“ schwer zu schaffen. Gut 50 Mitglieder hat der Verein. Das klingt eigentlich gar nicht so wenig. Doch Kock stellt fest: „Wir haben Nachwuchsprobleme. Meine Frau und ich sind mit Ende 60 bei den Jüngsten.“ Zu einer Vereinsauflösung werde es daher wohl kommen. Aber: „Vermutlich frühestens Ende August.“ Zum Prozedere sagt der engagierte Ehrenamtliche: „14 Tage vorher muss eingeladen werden. Dann müssen drei Viertel der Stimmberechtigten einer Vereinsauflösung zustimmen.“ Wenn es so geschieht, bedeutete es das Aus von „Herz und Hände für Tschernobyl“ ausgerechnet 25 Jahre, nachdem der inzwischen verstorbene Pfarrer Rolf Ehring die Hilfsorganisation aus der Taufe hob.