Gladbeck. Ein Gladbecker möchte die Heilig-Kreuz-Kirche in Gladbeck nach Christo-Vorbild verhängen lassen. Kontakt zu Neffen des Künstlers besteht schon.

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gladbeck-Butendorf soll zu einem Therapiezentrum umgebaut werden, denn Gottesdienste werden dort künftig nicht mehr stattfinden. Während es nun an die technische Planung geht, hat ein Gladbecker eine Idee, was die Außengestaltung – zumindest zeitweise – betrifft, und will den imposanten Bau nach Christo-Art künstlerisch verhängen. Das steckt hinter der Idee.

Vor einer Woche war der Gladbecker Matthias Raith, langjähriger Vorsitzender des Bürgerforums, zu Besuch in Paris, schaute sich dort die Verhüllung des Triumphbogens an, die von den verstorbenen Künstlern Christo und Jeanne-Claude konzipiert worden war. Das Projekt hat der Neffe von Christo, Vladimir Yavachev, beaufsichtigt. „In Paris habe ich mir sagen lassen, wo ich ihn finden kann und bin dann zu seinem Büro“, berichtet Raith.

Ähnliches Vorhaben in Mülheim scheiterte

In Mülheim ist ein ähnliches Vorhaben erst vor ein paar Tagen von der Stadtverwaltung abgeschmettert worden. Dort hatte ein Mülheimer Bürger einen Bürgerantrag gestellt, um eine Kioskruine am Rathausmarkt in einen Hingucker verwandeln zu können und nach Christo-Vorbild zu verhüllen. Das Vorhaben sei „zu teuer und zu kompliziert“. Die Mehrheit der Politik begrüßte den Antrag, setzte sich aber nicht durch.

Für einen Bürgerantrag hält der Gladbecker Matthias Raith es hingegen noch für zu früh. „Ich könnte jetzt nur sagen, dass ich eine Idee habe. Das ist mir noch zu wenig.“

Für die katholische Kirche ist die Umsetzung durchaus denkbar

Dessen Assistent habe einen Kontakt vermittelt, ein persönliches Gespräch auf Vorschlag des Neffens fand dann aber doch nicht statt. Raith kündigte stattdessen an, einen Brief schreiben zu wollen. Und das tat er. „Eine Verpackungsaktion könnte die Bedeutung von Heilig Kreuz und ihre Symbolik für die Menschen und Wirtschaft unseres Landes dauerhaft unterstreichen“, schreibt Matthias Raith darin. Die Kirche sei bautechnisch etwas ganz Außergewöhnliches, und ein Wahrzeichen für Gladbeck, so Raith zur WAZ.

Bei der Projekteröffnung in Paris vor einigen Tagen war auch Matthias Raith aus Gladbeck dabei und knüpfte erste Kontakte zu dem Neffen des Verhüllungskünstlers Christo.
Bei der Projekteröffnung in Paris vor einigen Tagen war auch Matthias Raith aus Gladbeck dabei und knüpfte erste Kontakte zu dem Neffen des Verhüllungskünstlers Christo. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Er weiß aber auch: „Vladimir selbst macht keine Projekte mehr. Er ist jedoch offen, wenn jemand sagt, er wolle diese Art der Kunst fortführen.“ Nun wartet er auf eine Reaktion aus New York, wo Vladimir Yavachev lebt. Auch an die katholische Kirche als Eigentümer und an die Stadt Gladbeck hat Matthias Raith sein Vorhaben kommuniziert. Eine Rückmeldung aber habe er bisher nicht bekommen.

Propst André Müller kann sich die Aktion durchaus vorstellen, sagt er auf WAZ-Anfrage. Die Kirche sei zu jeder Diskussion bereit. „Aber dazu sollte Herr Raith zunächst mit dem Kirchenvorstand sprechen.“ Eine entsprechende E-Mail sei bisher noch nicht bei ihm angekommen, das könne aber auch an einer Umstellung der Postfächer liegen. Aber auch die Künstler müssten sich zunächst äußern, ob das Projekt für sie vorstellbar ist. „Vom Arc de Triomphe bis zur Heilig-Kreuz-Kirche ist es ein weiter Sprung.“

Matthias Raith möchte für Gladbeck ein Projekt auf den Weg bringt, bei dem die Heilig-Kreuz-Kirche nach Christo-Vorbild verhüllt wird.
Matthias Raith möchte für Gladbeck ein Projekt auf den Weg bringt, bei dem die Heilig-Kreuz-Kirche nach Christo-Vorbild verhüllt wird. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Für die Finanzierung müssten private Gelder gesammelt werden

Dass die Umsetzung funktionieren wird, davon ist selbst Raith nicht zu 100 Prozent überzeugt. „Das wird ganz schnell ein Millionen-Projekt.“ Er sei aber vom Arbeitskreis Stadtbildpflege gefragt worden, ob er nicht Ideen für die Kirche entwickeln könne. Raith stellt klar: „Das Projekt soll nicht in irgendwelche Pläne eingreifen. Es wäre nur für eine Dauer von etwa vier Wochen.“

Eine Idee, wie es nach einer Zustimmung von Vladimir Yavachev weitergehen könnte, die hat Raith aber bereits. „Ich würde um Kontakt zu einer Gruppe von 50 Architekten aus ganz Europa bitten, die ich in Paris kennengelernt habe.“ Mit ihnen könne er sich die Bildung eines Projektteams vorstellen. Klar sei aber auch: Das Projekt sollte ganz im Sinne Christos nicht aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, vielmehr müssten eigene Mittel gesammelt werden.