Gladbeck. Nach dem Mord in Idar-Oberstein sind Mitarbeiter in Shops und Läden vorsichtiger geworden bei Maskenverweigerern. Was sie täglich erleben.

Das Einhalten der geltenden Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus ist mittlerweile für die meisten Menschen Alltag. Und doch sorgen in letzter Zeit immer wieder Maskenverweigerer, die aggressiv und zum Teil sogar handgreiflich werden, für Schlagzeilen. Auch in Gladbeck beklagen einige Mitarbeiter zum Beispiel in Tankstellen und Geschäften des täglichen Bedarfs eine zunehmend gereizte Stimmung und berichten von verbalen Auseinandersetzungen mit Masken-Verweigerern.

Immer wieder müssen Kunden auf die Maskenpflicht hingewiesen werden

Michael Dadek von der Oil-Tankstelle an der Feldhauser Straße in Gladbeck weist auf das Schild am Shop hin, das eindeutig auf die Maskenpflicht im Tankstellengebäude hinweist.
Michael Dadek von der Oil-Tankstelle an der Feldhauser Straße in Gladbeck weist auf das Schild am Shop hin, das eindeutig auf die Maskenpflicht im Tankstellengebäude hinweist. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Dass sie Kunden auf die bestehenden Corona-Maßnahmen hinweisen und besonders die Maskenpflicht anmahnen, gehört für die Mitarbeiter der Oil-Tankstelle an der Feldhauser Straße fast schon zum Alltag. Wie auch Kollegen anderer Tankstellen berichten, sind nun aber immer häufiger gereizte und aggressive Personen darunter, die mit den Mitarbeitern diskutieren oder auch pöbeln, erklärt Mitarbeiterin Michelle Schefczik. In Extremfällen sei es auch bereits zu Gewaltandrohungen gegen das Personal gekommen.

„Dass einige Leute das Maske tragen über haben, kann ich ja verstehen. Aber wir müssen das hier im Laden durchsetzen“, ergänzt Kollege Michael Dadek. Reagieren Kunden aggressiv auf die Ermahnungen, versuchen Dadek und seine Kollegen die Situation zu erklären und zu deeskalieren, ganz Uneinsichtige würden dann aber des Ladens verwiesen. „Ich denke mir dann ‚Jetzt erst recht‘. Die Corona-Leugner will man da ja nicht gewinnen lassen“, beharrt Dadek auf seinen Standpunkt.

Nach dem Mord an einem Tankstellen-Mitarbeiter in Idar-Oberstein sind einige Servicekräfte auch in Gladbeck vorsichtiger geworden

Nach dem Mord an einem Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein, der einen Kunden auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte, sind jedoch nicht alle Servicekräfte so furchtlos. „Früher haben wir auch richtige Diskussionen geführt, wenn jemand ohne Maske hier war. Seit dem Mord in Idar-Oberstein ist mir das oft aber zu heikel und ich schaue, dass aggressive Kunden einfach schnell wieder den Shop verlassen“, berichtet etwa die Mitarbeiterin einer anderen Gladbecker Tankstelle, die anonym bleiben möchte. Auch wenn die meisten Kundinnen und Kunden sich regelkonform verhalten, oder nach einer Erinnerung schnell ihre Maske aufsetzen – eine gewisse Anspannung habe sich schon breit gemacht in letzter Zeit.

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Eine gereizte Stimmung nimmt auch die Mitarbeiterin in einer Drogerie, die ebenfalls nicht namentlich genannt werden will, wahr. Zwar seien auch hier die meisten Kunden ohne Maske eher vergesslich als uneinsichtig und setzten nach einer Erinnerung ihren Mund-Nase-Schutz auf. „Immer wieder sagen die Leute dann aber auch ‚Ich bin geimpft, ich brauche keine Maske mehr‘. Das stimmt natürlich nicht“, berichtet die Mitarbeiterin und ergänzt: „Solche Vorfälle nehmen in letzter Zeit eher zu, und viele Menschen sind dann gereizt.“

Manche Kundinnen und Kunden sind aber auch einfach vergesslich

Entspannte Lage in der Innenstadt

Die Stimmung in der Innenstadt entspannt sich dagegen langsam: Die Maskenpflicht im Freien gilt nicht mehr, der KOD prüft stichprobenartig die Einhaltung der Corona-Regeln in den Geschäften. „Überwiegend wird die Maskenpflicht auch eingehalten, renitente Verweigerer haben wir zum Glück nicht wahrgenommen“, fasst Stadtsprecherin Christiane Schmidt die Lage zusammen.

Im Home-Store Heib auf der Hochstraße war das Nicht-Tragen von Masken eher zu Beginn der Maskenpflicht Thema, mittlerweile habe sich aber alles eingespielt und es gebe niemanden, den Inhaberin Gabi Katzewski-Heib als renitenten Maskenverweigerer beschreiben würde. „Manche wollen über die Maßnahme an sich diskutieren. Da gehe ich aber nicht mehr drauf ein, dann hat sich das auch schnell erledigt“, so Katzewski-Heib.

Auch in Supermärkten müssen die Verkäuferinnen und Verkäufer immer wieder auf die Maskenpflicht hinweisen. „Im Großen und Ganzen funktioniert das auch, manche Kunden sind einfach vergesslich und setzen die Maske dann auf, wenn wir sie daran erinnern. Aber natürlich gibt es auch uneinsichtige Kunden, die dann laut und aggressiv werden oder unangebrachte Kommentare ablassen“, beschreibt Damian Gerlic die Situation in seinem Edeka-Markt in Zweckel.

Im Extremfall verweisen die Mitarbeiter die renitenten Kunden dann des Ladens. „Diese Fälle kann man aber an einer Hand abzählen. Nach fast zwei Jahren Pandemie haben die allermeisten Kunden das verstanden und ziehen mit“, so Gerlic weiter, der zum Schutz der Kunden und des Personals viel Wert auf die Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen legt.

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