Gladbeck. Die Johannes-Kirche in Gladbeck bleibt ein Jahr länger stehen als geplant. Es gibt Verzögerungen bei der Nachfolgebebauung durch die Caritas.

Der Abriss der St.-Johannes-Kirche in Gladbeck-Ost, eigentlich für dieses Frühjahr geplant, wird verschoben. Grund sind Verzögerungen bei der Planung für die Nachfolgebebauung durch die Caritas. Nun ist vorgesehen, das Gotteshaus frühestens Anfang 2022 abzureißen. Bis dahin soll es noch kirchlich genutzt werden.

Erst im kommenden Herbst soll die Kirche profaniert, also entweiht, und danach geschlossen und das Inventar ausgebaut werden. „In Absprache mit der Propsteipfarrei haben wir uns entschieden, die Kirche zunächst stehen zu lassen und weiter zu verwenden, um die Zeitspanne zwischen Abriss und Neubau so gering wie möglich zu halten“, erläutert Caritas-Chef Rainer Knubben auf WAZ-Anfrage. Und Pfarrei-Projektmanager Norbert Dahlmann ergänzt: „Es soll einfach nicht allzu lange eine Bauruine im Blickpunkt stehen.“

Caritas und Pfarrei wollen am Kirchenstandort ein „St.-Johannes-Quartier“ entwickeln

Für das Gelände der St.-Johannes-Kirche haben Caritas und Pfarrei nach dem Abriss des Gotteshauses neue Pläne.
Für das Gelände der St.-Johannes-Kirche haben Caritas und Pfarrei nach dem Abriss des Gotteshauses neue Pläne. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Grundsätzlich, so Knubben, halten Caritas und Pfarrei an ihren Plänen für eine Neuentwicklung des Geländes an der Ecke Buersche-/Bülser Straße zum „St.-Johannes-Quartier“ fest. Zur einen Hälfte will der Caritasverband dort ein weiteres Heim für Menschen mit Behinderungen sowie eine Tagespflege für Menschen mit Behinderungen bauen. Zum andern plant auch die Propsteipfarrei, sich baulich zu engagieren – möglicherweise in Form eines Wohnprojektes.

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Gebremst wurde die gesamte Projektentwicklung, berichtet der Caritas-Geschäftsführer, im weitesten Sinne durch Corona. „Es ist uns noch nicht gelungen, im NRW-Bauministerium das Projekt vorzustellen und grünes Licht zu bekommen.“ Das Ministerium sei wegen des Pandemie und des zweifachen Lockdowns zurückhaltend mit Terminen. Eine Genehmigung aus Düsseldorf sei allerdings vor allem nötig, um die Finanzierung durch öffentliche Gelder (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) und durch Stiftungen (Aktion Mensch, Wohlfahrtspflege des Landes NRW) sicher zu stellen. Einen erheblichen Betrag investiere der Caritasverband aus eigenen Mitteln.

Das grüne Licht des Landesbauministeriums für das Behinderten-Wohnhaus fehlt

Allerdings sei das grüne Licht des Bauministeriums auch nötig, um im Rathaus die Baugenehmigung zu bekommen. „Fordert das Ministerium Änderungen an den Plänen, müssen die erst eingearbeitet werden, erst dann kann die örtliche Bauverwaltung die Genehmigung geben.“ Gleichwohl spreche man parallel intensiv mit dem Baudezernat über die Pläne. Knubben hofft, dass es im Frühjahr/Frühsommer 2022 zum Baubeginn an der Buerschen Straße kommt.

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Fortschritte macht allerdings die Aufwertung des Jugendheimes St. Johannes. Hier laufen inzwischen die Sanierungs- und Bauarbeiten. Im Frühjahr soll der Umbau beendet sein. Mit einem modernisierten und erweiterten Jugendheim wolle die Pfarrei auch künftig Präsenz im Stadtteil zeigen.

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Auch drei weitere Kirchen in Gladbeck stehen vor der Aufgabe

Ähnlich wie St. Johannes bleiben auch die anderen abgängigen Kirchen in Butendorf, Zweckel und Rentfort-Nord zunächst in kirchlicher Nutzung. „Wir fahren, was deren Umnutzung anbelangt, im Moment auf Sicht“, so Projektmanager Dahlmann, der die Restrukturierung der Kirchengebäude verantwortet. Bei der Heilig-Kreuz-Kirche in Butendorf (angedacht ist der Umbau zu einem Therapiezentrum) sei inzwischen klar, dass man umbauen könne (Denkmalschutz hat die Kirche nur im äußerlichen Erscheinungsbild). Jetzt gehe es an die technische Planung.

Für die Herz-Jesu-Kirche in Zweckel (angedacht ist im Innern eine Kita) laufe noch die Machbarkeitsstudie. Für St. Franziskus in Rentfort-Nord befinde man sich noch in der Ideenphase. Dahlmann: „Solange nichts geklärt ist, bleiben die Kirchen weiter in Betrieb.“

Seit 2020 bereits „C-2-Kirche“

Die St.-Johannes-Kirche ist seit 2020 pfarreiintern als „C-2-Kirche“ eingestuft, also als Kirche, die aufgegeben und geschlossen wird. Die Abrisspläne seien, so Dahlmann, mit den bischöflichen Gremien abgestimmt. Die Niederlegung wird rund 90.000 Euro kosten.

Markenzeichen der 1954 erbauten Kirche ist der frei stehende Glockenturm. Zuletzt zählte die Gemeinde 3000 Gläubige. Im Schnitt kamen vor der Corona-Zeit 140 Gläubige zum Sonntagsgottesdienst.

Die Kirchen Heilig Kreuz, St. Josef und St. Franziskus sind als „C-1-Kirchen“ eingestuft: Sie werden noch genutzt, es wird aber nur noch das Nötigste zum Erhalt der Bausubstanz investiert.