Gladbeck/Bottrop. Kim Wiesweg tritt für Gladbeck, Bottrop, Dorsten zur Bundestagswahl 2021 an. Mit der WAZ spricht die 24-Jährige über Politik und Privates.

Klimaschutz und Gerechtigkeit in vielerlei Hinsicht liegen Kim Wiesweg am Herzen. Mit diesen Themen will sie bei der Bundestagswahl Stimmen holen. Die Grünen schicken die 24-Jährige als ihre Kandidatin für Bottrop, Gladbeck und Dorsten ins Rennen. Der WAZ erzählt die gebürtige Münsterländerin, die nach eigener Aussage aus einer „nicht politisch aktiven Familie“ stammt, wofür und warum sie sich engagiert. Dabei gewährt Kim Wiesweg auch sehr persönliche Einblicke.

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Manch Konkurrenz bewegt sich bereits seit vielen Jahren auf politischem Parkett, da kann man durchaus von „alten Hasen“ sprechen. Kim Wiesweg bildet da nicht nur aufgrund ihres Lebensalters eine Ausnahme. Die 24-Jährige erzählt: „Ich bin erst vor vier Jahren den Grünen beigetreten.“ Und sie ist ruckzuck durchgestartet: Ratsfrau, Parteivorsitzende in Dorsten, wo sie seit ebenfalls vier Jahren lebt und zum 1. November Gleichstellungsbeauftragte wird, und jetzt Kandidatin für die Bundestagswahl.

Kim Wiesweg: „Mädchen müssen zehnmal mehr leisten als Jungen, um anerkannt zu werden“

„Ich arbeite zur Zeit als Schulsozialarbeiterin in Reken“, ergänzt Wiesweg. Ein berufliches Feld, auf dem sie bereits bei ihrer Tätigkeit in Jugendwohngruppen mit einem Problem konfrontiert worden sei, das sie angehen möchte: „Es gibt viele Ungerechtigkeiten!“

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Die (wirtschaftliche) Situation in Innenstädten beobachtet Grünen-Kandidatin Kim Wiesweg mit Sorge. Auch in der Gladbecker Fußgängerzone gibt es Leerstände, die teilweise zwischenzeitlich wieder genutzt werden, zum Bespiel das einstige Bekleidungsgeschäft Bonita.
Die (wirtschaftliche) Situation in Innenstädten beobachtet Grünen-Kandidatin Kim Wiesweg mit Sorge. Auch in der Gladbecker Fußgängerzone gibt es Leerstände, die teilweise zwischenzeitlich wieder genutzt werden, zum Bespiel das einstige Bekleidungsgeschäft Bonita. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Ihr sei aufgefallen, „dass Mädchen zehnmal mehr leisten müssen als Jungen, um anerkannt zu werden“. Nicht nur aus ihrer Sicht mangelnde Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern treibt die Grünen-Politikerin um, sondern auch soziale Schieflagen und Differenzen will sie anpacken. „Jeder soll die gleichen Chancen haben“, unterstreicht Wiesweg. Und: „Zur sozialen Gerechtigkeit gehört auch Rentengerechtigkeit!“

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Ums Geld geht’s ebenfalls im Großen. Revier-Kommunen wie Gladbeck und Bottrop haben eines gemeinsam: massive finanzielle Schwierigkeiten. „Die Städte sind total verschuldet“, so Wiesweg, „wir Grüne haben in unserem Wahlprogramm den Punkt, einen Altschuldenfonds aufzulegen.“ Pekuniärer Spielraum fehlt den Städten, die vielerlei Sorgen drücken. Man schaue sich nur die Innenstädte an: „Die Situation ist katastrophal: Leerstände, fehlende Attraktivität. Wie können wir Unternehmen unterstützen? Das ist ein Dauerthema.“

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Die 24-Jährige schlägt eine gedankliche Brücke von Gerechtigkeitsfragen zu einem weiteren Gebiet, für das sie sich stark macht: Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Diese drei Aspekte gehören für die Veganerin, die per Bahn und Drahtesel sowie zu Fuß viele Wege zurücklegt, unbedingt zusammen. Sie meint: „Schnell entsteht der Eindruck, dass Klimaschutz nur etwas für Reiche ist. Oft ist es heute noch so, dass es teurer ist, sich mit Bioware zu versorgen.“ Als weiteres Beispiel für die Diskrepanz zwischen Wollen und Können führt die 24-Jährige an: „Menschen mit wenig Geld ist es nicht möglich, auf den Öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, weil die Ticket-Preise zu hoch sind. Aber jeder sollte sich das leisten können.“

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Kim Wiesweg ist ein richtiger Tausendsassa mit zig Interessen und Tätigkeitsfeldern. „Ich arbeite nebenbei beim Amtsgericht Gladbeck als Verfahrenspflegerin. Daher kenne ich die Stadt sehr gut. Ich bin hier sehr oft unterwegs, aber auch häufig im St.-Antonius-Krankenhaus Kirchhellen“, plaudert die 24-Jährige. Und Bottrop, ja zu der Stadt habe sie eine persönliche Verknüpfung: „Privat bin ich mein Leben lang in den Movie Park gegangen.“

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Die Bewerberin in der Corona-Krise

In der Corona-Pandemie habe sie erlebt, wie wichtig persönliche Treffen für die Menschen seien, so Kim Wiesweg. Sie sagt: „Als Sozialarbeiterin habe ich mitbekommen, welche Schicksalsschläge manche erlitten haben.“ Kontakte spielten in der Krise eine große Rolle – und sei es per Telefon oder Video.

Mit Blick auf Technik meint die Grünen-Politikerin: „Digitalisierung ist auf jeden Fall ein Schwerpunktthema, vor allem in Schulen und Verwaltungen. Da hängen wir hinterher.“

Wiesweg: „Ich bin froh, dass Besucher wieder in die Altenheime gehen können.“ Sollte es noch einmal einen Lockdown geben, müsse darauf geachtet werden, dass Menschen nicht von ihrem Umfeld abgeschnitten sind – wie es zu Anfang der Corona-Krise gewesen ist.

Und wie geht die Grünen-Politikerin selbst mit diesem weltweiten Ausnahmezustand um? Die 24-Jährige erzählt: „Ich gucke, was ich habe, wofür ich dankbar sein kann.“

Sie, die im Münsterland aufgewachsen ist, hat einen Blick von außen auf die „Pöttler“. Welchen Eindruck hat Wiesweg von den Menschen im Revier? Die Antwort kommt ohne Zögern. „Sie sind offener und lockerer als die Menschen im Münsterland“, vergleicht die 24-Jährige, „sie haben eine große Klappe, das gefällt mir gut.“ Neue Begegnungen und Erfahrungen, die kommen Kim Wiesweg gut zupass, beschreibt sie sich selbst doch als „super-offen, unternehmungslustig und interessiert an Menschen“. Da verwundern ihre Hobbies kaum. Die Grünen-Politikerin zählt auf: „Ich betreibe Crossfit, davor habe ich Kickboxen gemacht. Yoga ist ein großer Teil meines Lebens. Und ich reise unglaublich gerne, vor allem im Bereich Großbritannien.“ Ach ja, und sie spielt Bass in einer Punk-Band.

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Kim Wiesweg hat also ordentlich „was um die Ohren“, wie es so schön heißt. Aber auf Hilfe im Privaten kann sie zählen. Die Mutter greift ihr bei der Hausarbeit unter die Arme. Die 24-Jährige: „Ich habe zwei große Brüder, die mich unterstützen und mir Zuspruch geben. Sie sind stolz auf ihre kleine Schwester.“

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