Gladbeck. Beim Windradbau auf der Mottbruchhalde in Gladbeck hat die Steag mit dem letzten Teil der Bauarbeiten begonnen. Bald läuft das 200-Meter-Windrad.

Letzter Akt beim Windradbau auf der Mottbruchhalde in Gladbeck: Am Freitag wurde der Turm der künftigen Windenergieanlage vollendet und mit dem Maschinenhaus gekrönt. Am Samstag folgen Nabe und Generator, am Anfang der kommenden Woche schließlich die 67 Meter langen Rotorblätter.

Seit Tagen schon war auf dem Haldentop ein modularer Spezialkran aufgebaut. Am Freitagmorgen begann er mit seiner Arbeit: Am Fuß des Windrades lagen zwei 25 Meter lange Stahlsektionen, die darauf warteten, hinauf auf die zwischenzeitliche Turmspitze gehoben zu werden.

Das Maschinenhaus wurde in 129 Meter Höhe auf den Windradturm gesetzt

Plattform und Maschinenhaus: Am Freitagmittag wurde auf dem 129 Meter hohen Windradturm auf der Mottbruchhalde die vier Meter hohe Gondel gesetzt, die die Nabe und den Generator der Windenergieanlage aufnehmen wird. An der Nabe werden die drei 67 Meter langen Rotorblätter installiert.
Plattform und Maschinenhaus: Am Freitagmittag wurde auf dem 129 Meter hohen Windradturm auf der Mottbruchhalde die vier Meter hohe Gondel gesetzt, die die Nabe und den Generator der Windenergieanlage aufnehmen wird. An der Nabe werden die drei 67 Meter langen Rotorblätter installiert. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bereits im Vorfeld sei viel Präzisionsarbeit zu leisten, erläutert Bauleiter Rafael Grau das aufwändige Vorgehen. Ganz langsam wuchtet schließlich der 150 Meter hohe Kran mit seinem Ausleger und mit viel Gegengewicht die tonnenschweren Teile nacheinander hoch, nähert sich mit der Schwebelast wie in Zeitlupe der bisherigen Turmspitze und setzt die riesigen Stahlröhren millimetergenau darauf. Im Innern des Turms warten bereits vier Mitarbeiter des Windradbauers Enercon, um die verschiedenen Sektionen miteinander zu verankern, indem die Flanschen per Bolzen angezogen werden.

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Mit den Stahlsektionen hat der Turm, dessen Bau Ende April mit Betonsegmenten begonnen wurde, schließlich eine Höhe von 129 Metern erreicht – die Betonteile des Turmes sind im Innern bereits mit Stahlseilen verankert. Am Mittag folgt die vier Meter hohe Gondel hinauf in die Höhe. Auch sie wird – als Plattform und Maschinenhaus – natürlich mit dem Turm fest verankert.

Der Wind darf beim Windradbauen nicht schneller als zehn Meter pro Sekunde wehen

Am Vormittag waren am Freitag die zwei 25 Meter langen Stahlsektionen auf den Turm gehievt und verankert worden.
Am Vormittag waren am Freitag die zwei 25 Meter langen Stahlsektionen auf den Turm gehievt und verankert worden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Eigentlich wollten wir schon am Donnerstag einiges erledigen, aber das Wetter ließ das noch nicht zu“, so Bauleiter Grau. Schließlich weht hier oben auf der Mottbruchhalde oft ein frischer Wind, „aber für unsere Arbeiten darf eine Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde, also etwa 36 km/h, nicht überschritten werden.“ Da für Samstag schönes und ruhiges Sommerwetter angesagt ist, werden an diesem Tag die Nabe – das Herzstück des Windrades – und der getriebelose Generator nach oben ins Maschinenhaus geschafft und installiert.

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Für die drei riesigen, 67 Meter langen Rotorblätter, die bereits seit geraumer Zeit auf dem Haldentop liegen und dort auf ihren Einsatz in luftiger Höhe warten, sucht Grau noch nach einem passenden „Zeitfenster“. Das wird frühestens am Montag zu finden sein, da am Sonntag sommerliche Unwetter drohen. Sie werden in einer etwas spektakuläreren Aktion in die Höhe gehievt und in genau 131 Meter Höhe über dem Haldentop in der Nabe verankert. „Beim Aufstellen eines Rotorblatts auf 12 Uhr ergibt sich so die Endhöhe von 198 Metern.“

Das Windrad auf der Mottbruchhalde soll im Spätherbst in Betrieb gehen

Am Boden warten die drei 67 Meter langen Rotorblätter noch auf die Installation, die Anfang nächster Woche erfolgen soll.
Am Boden warten die drei 67 Meter langen Rotorblätter noch auf die Installation, die Anfang nächster Woche erfolgen soll. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Nach dem Aufbau folgt die komplette technische Installation, die einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die 3,5-Megawattanlage wird im Spätherbst in Betrieb gehen können. Die Anlage wird bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 6,5 Metern/Sekunde pro Jahr rund 10.000 Megawattstunden Strom produzieren – ausreichend, um im Schnitt etwa 3500 Haushalte übers Jahr mit Strom zu versorgen. Eine Leitung, die den künftig im Windrad gewonnen Strom hinab zur Trafostation am Haldenfuß leiten wird, ist jedenfalls bereits gelegt. Ausgelegt ist der Betrieb der Anlage übrigens für einen Zeitraum von 25 Jahren.

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Das Windrad ist eines der Firma„Enercon“, größter deutscher Hersteller von Windenergieanlagen mit Sitz in Aurich. Die Anlage ist eine des Typs E-138 EP3,„eine der neuesten Generation“, so die Essener Steag GmbH, die die Federführung in dem Gemeinschaftsprojekt (Mingas Power)mit der RWE AG hat. Für den Bau und den Betrieb wurde eigens die Gladbeck Wind GmbH mit Sitz in Essen von ihnen gegründet.

Im Turm gibt es einen Aufzug

Im Inneren des Windradturms gibt es für den Auf- und Abstieg eine Leiter, aber auch einen Zwei-Personen-Aufzug, der bis zum Maschinenhaus fährt.

Die Anlage kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 100 km/h laufen. Sie wird permanent fernüberwacht und gesteuert.

Sie wird über ein automatisches Enteisungssystem verfügen, das Eisabwurf verhindert: Stellen Sensoren an den Rotorblättern eine Vereisung fest, wird die Anlage abgeschaltet, und die Rotorblätter werden von innen mit warmer Luft abgetaut.

Mit einer Höhe von knapp 200 Metern wird das Windrad auf dem 60 Meter über Braucker Grund liegenden Haldentop weit über Gladbeck hinaus zu sehen sein.

Die Anlage des Herstellers Enercon ist für einen Betriebszeitraum von 25 Jahren ausgelegt. Bauherr und Betreiber ist die Gladbeck-Wind GmbH, ein eigens gegründetes Unternehmen im Steag-Konzern, an dem auch die RWE AG beteiligt ist.