Gladbeck. Beim Bau des Hybridturms fürs Windrad auf der Mottbruchhalde werden viel Beton und Stahl verwendet. Es ist eine tonnenschwere Präzisionsarbeit.

Das erste Segment sitzt schon auf dem Fundamentkopf, am Montag werden alle Betonteile für den ersten Teil des Turmbaus oben auf dem Top der Mottbruchhalde in Gladbeck sein: Jetzt wächst das 200-Meter-Windrad auf der Mottbruchhalde Schritt für Schritt, zunächst Betonring um Betonring, in die Höhe. Schon bald wird der Turm – in blau-grau gehalten – von weitem zu erkennen sein. Bis zur Inbetriebnahme der Windenergieanlage wird es aber wohl Herbst werden. Denn der Turmbau ist nur der erste Schritt.

Der allerdings kann recht zügig über die Bühne gehen. Sind die (Wetter-)Bedingungen optimal, erläutert Bauleiter Rafael Grau vom Windrad-Hersteller Enercon bei einem Baustellenbesuch der WAZ, kann der erste Teil des Hybridturms, der aus Beton, innerhalb von zwei Wochen stehen. Gut 70 Meter werden das sein – 19 Betonringe à 3,80 Meter Höhe, die per Spezialkran aufeinander gesetzt werden.

Der erste blaue Betonring wurde mit dem Fundamentkopf verpagelt

Das „Erdgeschoss“ steht: Bauleiter Rafael Grau (r.) und Steag-Sprecher Daniel Mühlenfeld auf dem Fundament des Mottbruch-Windrades vor dem ersten Betonring des Windradturms.
Das „Erdgeschoss“ steht: Bauleiter Rafael Grau (r.) und Steag-Sprecher Daniel Mühlenfeld auf dem Fundament des Mottbruch-Windrades vor dem ersten Betonring des Windradturms. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die ersten zwölf Segmente werden als Halbschalen an die Baustelle geschafft und erst oben auf dem Haldentop zu einem Ring zusammengefasst. Der Kran wuchtet sie anschließend hoch. Ab dem 13. Ring folgen Vollsegmente. Die sind, weil sich der Turm von 7,60 Meter Durchmesser am Boden auf vier Meter in der Höhe verschlankt, nicht mehr so groß und schwer und können, so der Bauleiter, in Gänze an die Baustelle geliefert werden. Die Segmente, angefangen mit den ganz großen am Boden, haben ein Gewicht zwischen 45 und 20 Tonnen.

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Das unterste Bauteil wurde verankert mit dem im Durchmesser knapp 20 Meter großen Fundament, das 19 Meter tief im Haldenboden sitzt – „verpagelt“ nennt das der Experte: „Das erste Segment wurde in eine fünf Zentimeter hohe Rinne im Fundamentkopf gestellt und dort mit Spezialbeton angegossen.“ So gebe es eine hohe Druckfestigkeit, und so werde das Gewicht der Anlage „ordentlich ins Fundament abgeführt“.

Generator und Nabe werden im Maschinenhaus in 131 Meter Höhe installiert

Die Bauteile für das Windrad  stehen schon auf der Baustelle: Darunter auch ein roter Betonring – er ist nötig aus Gründen der Flugsicherheit.
Die Bauteile für das Windrad stehen schon auf der Baustelle: Darunter auch ein roter Betonring – er ist nötig aus Gründen der Flugsicherheit. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die aufeinander gesetzten Segmente werden nicht einzeln miteinander verankert, sondern halten zunächst durch ihr Eigengewicht, werden am Ende – wenn der gesamt Turm steht – von einer Spezialfirma mit Stahlseilen verspannt. Grau: „Dadurch erhält der Turm seine Stabilität.“ Bevor diese Arbeiten anstehen, der zweite Teil der aufwändigen Aufbauarbeit, kommen auf dem rund 70 Meter hohen Betonturm aber noch drei Stahlsektionen – eine 6,80 Meter, zwei weitere beachtliche 25 Meter hoch.

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Gekrönt wird das ganze in luftiger Höhe von einem vier Meter hohen Maschinenhaus, das nicht nur den getriebelosen Generator, sondern auch – genau in der Mitte des Maschinenhauses auf 131 Meter Höhe – die Nabe der Winderenergieanlage aufnimmt. In sie werden am Ende die drei 67 Meter langen Rotorblätter installiert. „Bei Aufstellen eines Rotorblatts auf 12 Uhr ergibt sich so die Höhe von 198 Metern“, so Bauleiter Grau.

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Das Windrad soll Strom im Durchschnitt für 3500 Haushalte liefern

Das Heranschaffen per Spezialtransporter und das Anbringen der riesigen, 20 Tonnen schweren Rotorblätter werden das Herzstück und die Krönung des Windradbaus sein. Bevor aber diese Endmontage etwa im Spätsommer oder Herbst ansteht, wird nach den Turmbau, wozu bis zu zehn Arbeiter an der Baustelle sind, ein weitere Enercon-Team für die hochkomplexe technische Anlagemontage (dritter Teil des Aufbaus) anreisen.

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Am Ende – voraussichtlich ab März – wird die 3,5-Megawatt-Windenergieanlage in der luftigen Höhe der Mottbruchhalde soviel Energie ernten, dass im Schnitt etwa 3500 Haushalte das ganze Jahr über mit Strom versorgt werden können, rechnet Jens Caron, der stellvertretende Projektleiter des Steag/RWE-Vorhabens, vor. Abgeleitet vom Generator erfolgt die Einspeisung des Stroms über eine lange Zuleitung zu einem Trafo nahe der Halde. Ausgelegt sei die Anlage für einen Betriebszeitraum von 25 Jahren.

Die Baustelle ist videoüberwacht

Das Windrad, das auf der Mottbruchhalde entsteht, ist eines der Firma „Enercon“, größter deutscher Hersteller von Windenergieanlagen mit Sitz im ostfriesischen Aurich. Die Windenergieanlage ist eine des Typs E-138 EP3, „eine Anlage der neuesten Generation“, so die Steag. Es wird gebaut von der Gladbeck Wind GmbH, die ein Tochterunternehmen der Mingas-Power GmbH ist, die der Steag AG (60 Prozent) und der RWE AG (40 Prozent) gehört.

Das Windrad kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 100 km/h laufen. Es wird permanent fernüberwacht und gesteuert. So kann die Stellung der Rotorblätter aus der Ferne variiert werden, damit die Anlage bei unterschiedlichen Windstärken möglichst konstant läuft.

Im Innern des Turms wird es für den Auf- und Abstieg eine Wandleiter samt Sturzsicherung geben – allerdings auch einen Aufzug für zwei Personen bis zum Maschinenhaus. Die Baustelle ist videoüberwacht.