Gladbeck. Prof. Dr. Christian Fieberg ist Spezialist für Lüftungstechnik. Er sagt, worauf es ankommt, um Coronaviren aus der Luft zu filtern.
Klassenräume, Wartezimmer beim Arzt und in Büros – Abstand zu halten, ist da mitunter schwierig. Luftreiniger könnten helfen, sagen Experten. Einer davon ist der Gladbecker Christian Fieberg, Professor an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Der 47-jährige Dozent erklärt, worauf es ankommt, um mit diesen Geräten die Coronaviren effektiv aus der Luft zu filtern.
Auch wenn Schulen in Gladbeck bislang nicht als Infektionsherde aufgefallen sind, prüft die Stadt als Schulträger die Anschaffung von Filteranlagen für Klassenräume. Da die Kosten pro Anlage aber relativ hoch seien, wolle man noch abwarten, „welche finanzielle Unterstützung das Land bereitstellt“, so Christiane Schmidt von der Pressestelle. Prof. Christian Fieberg vom Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik an der Westfälischen Hochschule studiert gerade mit Expertenblick die Angebote zu mobilen Raumluftfilteranlagen. Und das aus gutem Grund: „In unseren Seminarräumen sind die Verhältnisse ähnlich wie in den meisten Schulen. Als Hochschule überlegen wir ebenso die Anschaffung dieser Geräte.“
Was kosten diese mobilen Geräte, wie machen sie den Viren den Garaus, wie ist eine Auswahl zu treffen, und gibt der Markt bei ansteigender Nachfrage das überhaupt her?
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Raumlüfter: Drei Techniken, um die Coronaviren unschädlich zu machen
Von drei verschiedenen technischen Ansätzen, um Viren und weitere Schwebstoffe unschädlich zu machen, berichtet der Lüftungsexperte. „Einer davon ist die UVC-Entkeimung. Mikroorganismen wie Viren, Bakterien und Pilze werden dabei mit hoch dosiertem UVC-Licht unschädlich gemacht“, erklärt Fieberg. Einsatzgebiete unter anderem: Oberflächenentkeimung, Wasseraufbereitung. Aber, so der Ingenieur weiter: Eine hundertprozentige Wirkung der Strahlung sei bislang nur an nackten Keimen nachgewiesen worden, bei Viren in Aerosolen würden sich die Experten noch über die nötige UVC-Dosis und Strahlungsdauer streiten, weil „Wassertropfen einen Teil der Strahlung absorbieren.“ Aerosole bestehen aus feinsten Wassertröpfchen.
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Beim zweiten Ansatz werden Keime durch die Ionisation der Luft ausgemerzt. „Als Nebenprodukt entsteht dabei allerdings Ozon“, sagt Fieberg. Dieses farblose Gas wirkt reizend auf die Atemwege. Daher ist für den Einsatz solcher Reiniger zwischenzeitliches Lüften unbedingt notwendig. Die dritte Art von mobilen Luftreinigern sind mechanische Geräte, am besten ausgestattet mit einem Hochleistungsfilter, auch Hepa-Filter genannt. „Diese Schwebstofffilter sind in der Lage, je nach Filterklasse 99,9 Prozent und mehr Kleinstpartikel aus der Luft zu entfernen.
Vier bis sechs Luftwechsel pro Stunde empfohlen
Ein entscheidender Faktor bei der Auswahl eines mobilen Raumlüfters ist die Luftwechselzahl. Sie gibt an, wie oft pro Stunde die Luft in einem Raum das Gerät durchläuft. „Empfohlen werden vier bis sechs Luftwechsel pro Stunde, um sicherzugehen“, erklärt der WH-Experte. Ein durchschnittlicher Schulraum mit 60 Quadratmetern Fläche und drei Metern Deckenhöhe kommt auf ein Luftvolumen von 180 Kubikmetern – demnach sollte solch ein Raumlüfter „mindestens 720 Kubikmeter pro Stunde bewältigen können“.
Aerosole können Viren transportieren
Aerosole sind winzig kleine Teilchen, die Menschen ausatmen, und die stundenlang in der Luft schweben – man geht davon aus, dass sie von den Viren gerne als Vehikel genutzt werden.
Je mehr Menschen sich also in einem Raum aufhalten und dabei möglicherweise auch virenbeladene Aerosole ausatmen, desto höher ist das Infektionsrisiko. Daher ist alles, was die Menge an Aerosolen in der Raumluft reduziert, ein gutes Hilfsmittel bei der Vorsorge gegen Covid-19.
Derartige Geräte kosten für Klassen mit einem zu reinigendem Raumvolumen von 750 bis 1000 Kubikmetern etwa 2000 Euro. Die mobilen Raumluftfilter sind recht kompakt. Das von Christian Fieberg beispielhaft genannte Gerät ist 1,3 Meter hoch und jeweils einen halben Meter breit und lang. Allerdings wiegt es schwer: 80 Kilogramm. „Es ist davon auszugehen, dass die Preise nach unten gehen werden, weil die Hersteller solche Raumlüfter bislang nur in geringen Stückzahlen hergestellt haben“, so Christian Fieberg weiter. Einen Preis von 1000 Euro hält er in der beschriebenen Leistungsklasse für möglich, warnt aber vor Billiggeräten aus Fernost und aus dem Baumarkt.
Die Kosten für den Betrieb eines Raumluftfilters sind überschaubar
Wer auf Nummer sicher gehen wolle, solle auf das CE-Gütesiegel oder – noch besser – auf das Eurovent-Label achten, gerade Letzteres garantiere die ausgewiesene Leistung. Zugleich dürfte sich die Wartezeit für Kunden erhöhen. Von momentan einer Woche auf zwei bis vier Wochen, so lautet die Schätzung des Professors. Die Kosten für den Betrieb eines solchen Gerätes sind Fieberg zufolge überschaubar. Hochgerechnet hat er, dass ein Raumlüfter für einen Klassenraum über den Winter etwa für zehn Euro Strom verbraucht, dazu kommen mehrere Filterwechsel, im Jahr sind das 100 Euro.