Gladbeck. Unbekannte haben in Gladbecks Kleingartenanlage Offermannshof eine Eiche massiv beschädigt. Es ist dort nicht der erste Vandalismus-Fall.

Gut 60 Jahre hat diese Eiche bereits auf dem Holz. Sie spendet in der Kleingartenanlage Offermannshof Schatten, ihr Anblick erfreut viele Menschen. Aber offensichtlich nicht alle. Denn Unbekannte haben sich an dem Baum zu schaffen gemacht und ihn massiv beschädigt. Kein Einzelfall in dieser Schrebergarten-Kolonie.

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Erst Anfang Juli hat dort jemand eine etwa 40 Jahre alte Eiche ruiniert. Ralf Sonnenberg, Grünexperte beim Zentralen BetriebshofGladbeck (ZBG), berichtet: „Zehn Bohrungen wies die Eiche auf, drei Zentimeter im Durchmesser – da passt locker ein Finger rein – und zehn bis 20 Zentimeter tief.“ Regelrecht perforiert sei der Baum gewesen. Und nicht nur das: Jemand habe mit einer Motorsäge etwa ein Viertel des Stammes durchtrennt.

Fachleuten des Zentralen Betriebshofs Gladbeck blieb nur die Notfällung

Da war selbst für Fachleute nichts mehr zu retten: „Uns blieb nur die Notfällung.“ Denn ein kaputter, instabiler Baum gibt nicht nur ein trauriges Bild ab, sondern stellt auch eine Gefahr für all jene dar, die ihm nahe kommen.

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Und was entdeckten die Fachleute, als sie der 40-jährigen, hölzernen Riesin an die Borke rückten? Eine „Nachbarin“ war ebenfalls malträtiert worden. Sonnenberg stellt fest: „In der gleichen Machart. Acht bis zehn Bohrungen haben wir registriert.“ Der Experte sagt mit Nachdruck: „Das ist kein Kleiner-Jungen-Streich!“ Denn derartige Beschädigungen ließen sich nicht „nebenher mit einem Akkuschrauber“ ausführen. Nicht nachvollziehbar sei, dass angeblich niemand etwas von diesem Akt der Zerstörung mitbekommen haben will. Denn: „Wir gehen fest davon aus, dass es sich bei dem Täter um einen Nutzer der Anlage handelt. Beide betroffenen Bäume stehen am selben Grundstück.“ Für den ZBG-Mann ist sonnenklar: „Da will jemand die Bäume weghaben.“

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Der Schaden an beiden Eichen schlage mit 12.000 Euro zu Buche. Das jüngste Opfer der Zerstörungswut versuche der ZBG jetzt zu retten.

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ZBG-Mitarbeiter Luca Zielinski (r.) und Andreas Erwig brachten auf der neu angepflanzten Fläche im Eingangsbereich zum Stadtwald Wittringen an der Gildenstraße in Gladbeck Rindenmulch und Dünger auf. Dort wurden Taglilien und Herzblattlilien gepflanzt.
ZBG-Mitarbeiter Luca Zielinski (r.) und Andreas Erwig brachten auf der neu angepflanzten Fläche im Eingangsbereich zum Stadtwald Wittringen an der Gildenstraße in Gladbeck Rindenmulch und Dünger auf. Dort wurden Taglilien und Herzblattlilien gepflanzt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Sonnenberg kann sich nicht an derartigen Vandalismus in anderen Kleingartenanlagen erinnern. Wohl aber an einen weiteren Fall ebenfalls auf dem Areal „Offermannshof“, vor etwa fünf Jahren. Und siehe da: „Es war der gleiche Bereich wie jetzt – nur fünf, sechs Bäume weiter.“

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Vorsätzliche Beschädigungen und Vernichtung von Bäumen kommen die Stadt, und damit der Allgemeinheit, teuer zu stehen. Laut Sonnenberg summieren sich die Kosten auf 40.000 bis 50.000 Euro im Jahr. Der ZBG-Mann: „Da kommt irgendwer mit einer Motorsäge und zersägt den Stamm bis zur Hälfte, das bedeutet für den Baum nicht nur den Tod, sondern auch eine Gefährdung anderer Menschen.“ An einem Baum, der am Spielplatz Voßstraße stand, habe jemand die Rinde so weit abgeschält, dass kein Weg an der Fällung vorbeiführte. Oder über Nacht sind Bäume – mir nichts, dir nichts – verschwunden.

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Ralf Sonnenberg, Fachbereichsleiter Grünflächenunterhaltung beim ZBG, freut sich über die Taglilien und Herzblattlilien an der Gildenstraße.
Ralf Sonnenberg, Fachbereichsleiter Grünflächenunterhaltung beim ZBG, freut sich über die Taglilien und Herzblattlilien an der Gildenstraße. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Aber der Fachmann hat auch Gutes zu berichten. Da sind nicht Pflanzen futsch, sondern das Gegenteil ist der Fall: Ungefähr unterschiedliche 6000 Pflanzen ergeben an der Gildenstraße ein blühendes und grünendes Gesamtkunstwerk – komponiert von einem ZBG-Team und der Verwaltungsabteilung Stadtgrün. Sonnenberg erläutert: „Die Stadt Gladbeck hat dort von 2019 bis 2020 aufwendige Kanalarbeiten, nämlich die Entkoppelung von Regen- und Schmutzwasser durchgeführt. 3,6 Millionen Euro hat diese Maßnahme gekostet.“

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Als i-Tüpfelchen zum Abschluss der Arbeiten „haben Planerin Franziska Tegetmeier und Michael Müller, Vorarbeiter der Wittringer ZBG-Kolonne, mit Kollegen den Bereich neu bepflanzt.“ Ungefähr 500 orange-gelbe Taglilien schlagen nun rechts und links der Gildenstraße Wurzeln. „Ein Großteil der Pflanzen wurde vor den Kanalarbeiten gerettet und in unserer Baumschule vermehrt“, erzählt Sonnenberg.

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Der ZBG hat Anzeige erstattet

„Wir haben Anzeige erstattet“, berichtet der ZBG-Grünexperte Ralf Sonnenberg. Und zwar wegen Sachbeschädigung.

Diejenigen, die für die Bohrungen an den Eichen in der Kleingartenanlage Offermannshof an der Buerschen Straße verantwortlich sind, können von Glück reden, dass durch ihr Handeln kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Ralf Sonnenberg malt als allerschlimmstes Szenario aus: „Wenn der beschädigte Baum plötzlich umstürzt und jemanden unter sich begräbt, könnte das für ihn den Tod bedeuten.“

Wer Hinweise zu den Baum-Beschädigungen geben kann, sollte sich an den ZBG unter der Telefonnummer 02043/992799 oder die Polizei wenden.

Dazu gesellen sich circa 1000 Herzblattlinien mit sehr filigranen blauen Blüten, die 60 Zentimeter aufrecht wachsen. Sonnenberg erläutert: „Wir konnten sie in dieser großen Stückzahl nicht in der Umgebung oder in der europäischen Nachbarschaft kaufen. Also haben wir die Pflanzen selbst vermehrt.“ Bei Tag- und Herzblattlilien handele es sich um mehrjährige Exemplare: „Kälte macht ihnen überhaupt nichts aus, sie sind frosthart.“

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Damit nicht genug. Hinzu kommen schätzungsweise 3200 Gräser und 1000 Farne. Plus ein Durchlaufschutz, damit das Grün nicht zertrampelt wird: Holzpfähle und Draht, „so dass sich die Pflanzen etablieren können, alles wächst und gedeiht“. Sonnenberg stellt fest: „Die Mitarbeiter hatten Spaß an dieser Arbeit.“ Das Pflanzen-Prachtwerk habe rund 15.000 Euro gekostet. Der ZBG-Spezialist: „Mit einfachen Mitteln und Expertise aus dem eigenen Haus haben wir etwas geschaffen, das sonst viel, viel teuer wäre.“

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