Gladbeck. Wie geht es weiter am Problemhochhaus Steinstraße 72 in Gladbeck? Die Stadt hat dem Sicherheitsdienst gekündigt. So reagieren jetzt die Nachbarn.
Die Stadtverwaltung hat den Sicherheitsdienst am Problemhochhaus Steinstraße 72 eingestellt. Sozusagen von jetzt auf gleich. Die Nachbarn im unmittelbaren Umfeld der Immobilie sind von der Nachricht ziemlich überrascht worden. Glücklich sind sie mit der neuen Entwicklung natürlich nicht.
Ruhig ist es an der Steinstraße nur, wenn der Sicherheitsdienst vor Ort ist, sagen die Anwohner
„Ruhig ist es hier nur, wenn die Sicherheitsleute vor Ort sind!“ Das hatte Tobias Stolze, Sprecher der Anwohner, im Mai gegenüber der WAZ betont. Doch selbst mit Sicherheitsdienst ist es in den Wochen danach zu etlichen KOD- und Polizeieinsätzen an der Steinstraße 72 gekommen. So geballt, dass sogar überregionale Medien über die Situation in Butendorf berichtet, TV-Sender vor Ort gedreht haben.
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„Wir müssen sehen, was die kommenden Wochen so bringen werden. Es wird sich zeigen, wie die Bewohner reagieren, sobald sie bemerken, dass kein Sicherheitsdienst mehr an der Steinstraße im Einsatz ist“, sagt Tobias Stolze. Die Nachricht über die Einstellung hat die Anwohner auf jeden Fall schon einmal sehr überrascht. „Am Montag ist die Mail der Stadtverwaltung bei mir eingegangen, am nächsten Tag waren die Security-Leute schon nicht mehr da“, so Stolze. Beim jüngsten Runden Tisch der Stadtverwaltung zur Steinstraße 72 habe es dazu noch nicht einmal eine Andeutung gegeben.
Eigentlich gab es die Erwägung, den Sicherheitsdienst noch den Sommer über einzusetzen
Auch die Begründung der Stadtverwaltung hat bei den Nachbarn für Irritationen gesorgt. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es, man habe den Einsatz des Sicherheitsdienstes aufgrund der höheren Inzidenzwerte und der geltenden Kontaktbeschränkungen der Coronaschutzverordnung als „präventive Maßnahme“ begründen können. Mit dem Wegfall der Kontaktbeschränkungen sei nun auch der Einsatz nicht mehr zu rechtfertigen. Stolze: „Das ist schon merkwürdig, von dieser Verknüpfung war bisher auch noch nie die Rede.“ Vielmehr habe die Stadt zugesichert, die Sicherheitsleute zumindest noch den Sommer über zu beauftragen, da es in den warmen Monaten immer vermehrt zu Beschwerden über die Situation am Problemhochhaus gekommen war.
„Und es ging ja auch nie nur um das Einhalten der Corona-Regeln, sondern vielmehr um nächtliche Ruhestörungen, Lärmbelästigungen, verschiedene Straftaten und nicht zuletzt auch die Bedrohung von Anwohnern“, listet Stolze auf. Ende April war der Sicherheitsdienst auch Thema im Sicherheitsausschuss gewesen. Dort wurde betont, dass es sich um eine befristete Maßnahme handele. Allerdings hatte Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs auch da schon in Erwägung gezogen, den „Sicherheitsdienst auf jeden Fall wieder ab Juni in Anspruch zu nehmen“. Mit der Begründung: Mit steigenden Temperaturen würde höchstwahrscheinlich auch die Lärmproblematik am Hochhaus wieder zunehmen.
Die Eigentümer der Steinstraße 72 sollen sich um das Thema Sicherheit kümmern
Im Juli erfolgte nun aber doch die Kündigung, obwohl der Sommer garantiert noch etliche warme Tage mit sich bringen wird. In der Pressemitteilung der Stadtverwaltung heißt es weiter, man erwarte, dass die Hausverwaltung zeitnah eigene Sicherheitsmaßnahmen ergreifen werde. Diese Erwartung hatte die Stadt schon einmal gehegt, als die Hausverwaltung im Dezember 2020 ziemlich überraschend von sich aus in Aussicht gestellt hatte, für das Hochhaus ein Sicherheitskonzept erarbeiten und auch einen Sicherheitsdienst etablieren zu wollen. Passiert ist seitdem allerdings von dieser Seite nicht viel.
Die jetzige neue Entwicklung bezeichnet Anwohner-Sprecher Stolze als ärgerlich, aber nicht als riesigen Rückschritt. „Wir müssen schauen, wie es jetzt weitergeht.“ Allerdings sei den Nachbarn schon bewusst, dass es noch eine ganze Zeit lang dauern könnte, bis die verstärkte Sozialarbeit am Hochhaus beginnen wird. „Dafür muss die Stadt ja auch erst noch, wie angekündigt, eine Wohnung im Hochhaus kaufen.“ Man werde sehen, ob das überhaupt klappt.
Kauf scheint zu klappen: Stadtverwaltung hat eine geeignete freie Wohnung im Problemhochhaus gefunden
Bei dem von der Stadt finanzierten Sicherheitsdienst für das Hochhaus an der Steinstraße 72 habe es sich von Anfang an um eine zeitlich begrenzte Maßnahme gehandelt, erklärt erneut auf Anfrage Stadtsprecher David Hennig. Und die Legitimation für diese Regelung sei nun eben mit der Aufhebung der Corona-Kontaktbeschränkungen weggefallen – genauso wie übrigens auch für den Sicherheitsdienst, der den KOD in der Innenstadt bei der Kontrolle der Corona-Beschränkungen unterstützt habe. Im jüngsten Sicherheitsausschuss am 14. Juni sei das auch so kommuniziert worden, so Hennig weiter.
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Er gibt zudem zu bedenken, dass die Kosten für diesen Einsatz an einer Privatimmobilie von der Öffentlichkeit getragen wurden. Das sei auf Dauer nicht zu rechtfertigen. Und weiter: „Mit dem Wegfall des Dienstes lassen wir aber die Anwohner dort auf keinen Fall mit den Problemen alleine, ganz im Gegenteil.“ Die Sozialarbeit an der Steinstraße gehe unvermindert weiter, und auch der KOD werde nach wie vor regelmäßig vor Ort nach dem Rechten schauen. Eine Reaktion der Hausverwaltung auf den Hinweis der Stadt, das Sicherheitsthema müsse nun von den Eigentümern der Immobilie in die Hand genommen werden, habe es bislang noch nicht gegeben.
Fortschritte kann der Verwaltungssprecher aber beim Ankauf einer Wohnung im Problemhochhaus durch die Stadt vermelden. Eine geeignete freie Wohnung sei gefunden, und man habe sich auch bereits über den Kaufpreis geeinigt. Die Verträge könnten so wahrscheinlich zeitnah unterschrieben werden. Die Wohnung soll dem Quartiersmanagement als Büro dienen.