Gladbeck. Impfmüdigkeit: Das Impfzentrum des Kreises Recklinghausen wird aufgrund geringer Nachfrage heruntergefahren. Viele sagen ihre Termine nicht ab.

Die Nachfrage nach Impfungen gegen das Coronavirus sinkt. Daher wird das Impfzentrum im Kreis Recklinghausen, auch zuständig für Gladbeck, sein Angebot nun einschränken.

„Ab sofort bleibt das Impfzentrum sonntags geschlossen“, so Kreissprecherin Lena Heimers auf Anfrage. „Wir merken, dass die Impfzahlen sehr stark zurückgehen“, begründet sie den Entschluss. Gegen verkürzte Öffnungszeiten – wie beispielsweise im Ennepe-Ruhr-Kreis – habe sich die Kreisverwaltung jedoch bewusst entschieden, etwa aufgrund des Schichtsystems der Mitarbeiter. Mit Blick auf „die paar Termine am Sonntag“ habe man sich daher auf die Schließung an diesem Tag geeinigt. Die bereits für einen Sonntag vereinbarten Termine seien umgelegt worden, so Heimers weiter. Montags bis samstags ist das Impfzentrum weiterhin zwischen 8 und 20 Uhr geöffnet, eine spontane Impfung ohne Termin ist bis 18.30 Uhr möglich.

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Viele Kapazitäten bleiben derzeit ungenutzt

„Wir reagieren damit auf die aktuelle Impfsituation im Kreis Recklinghausen und in ganz Nordrhein-Westfalen“, erklärt auch Peter Wernitz, organisatorischer Leiter des Impfzentrums des Kreises. Dort bleiben derzeit viele Kapazitäten ungenutzt. Bis zu 2500 Impfungen – egal ob terminierte oder ungeplante – sind pro Tag möglich. „Also viel mehr, als wir gerade machen“, sagt Lena Heimers. Denn: In den vergangenen vier Tagen wurden im Impfzentrum täglich nur zwischen 435 und 936 Spritzen verabreicht.

Außerdem auffällig: „Wir merken, dass viele Menschen spontan kommen, viele aber nicht ihre ursprünglich geplanten Impfungen bei uns absagen“, so Heimers weiter. Seit mehreren Tagen ist es inzwischen möglich, auch ohne Termin ins Impfzentrum zu kommen. Der Kreis weist aber daraufhin, dass dann unbedingt die vereinbarten Termine – ob im Impfzentrum oder beim Arzt – abgesagt werden müssen.

Steigende Inzidenz in Stadt und Kreis

Der Inzidenzwert in Gladbeck ist zu Wochenbeginn gestiegen und lag bei 17,2. Das Kreisgesundheitsamt meldete Montag drei Neuinfektionen mit dem Coronavirus. 27 Menschen waren aktuell infiziert. Es blieb bei 151 Todesfällen.

Auch im Kreis Recklinghausen stieg die Inzidenz an – und lag erstmals wieder über der 10er-Marke, bei 11,1. Waltrop hatte nach wie vor den höchsten Wert (20,5), dahinter folgte Gladbeck. Kreisweit gab es 16 Neuinfektionen und 121 aktive Fälle. Die Zahl der Todesfälle lag unverändert bei 983.

Impfzentren sollen zum 30. September schließen

Wie es im Impfzentrum weitergehen wird, hänge von der Entwicklung ab. „Wir schauen weiter auf die Zahlen“, so Heimers. Das Land NRW hat indes bereits entschieden, die Impfzentren zum 30. September zu schließen; es geht davon aus, dass die niedergelassenen Ärzte die Impfungen dann vollständig übernehmen werden. „Die Finanzierung steht bis zum 30. September. Das Datum haben wir auch in den Arbeitsverträgen und etwa den Verträgen für die Mieten der Zelte auf dem Konrad-Adenauer-Platz angegeben“, sagt die Kreissprecherin. Es bestehe aber die Möglichkeit, zu verlängern. Wenn das Impfzentrum geschlossen wird, sei es allerdings nicht mehr möglich, dieses von heute auf morgen wieder zu öffnen.

Peter Wernitz, organisatorischer Leiter des Impfzentrums Recklinghausen, sagt: „Wir reagieren mit der Schließung am Sonntag auf die aktuelle Impfsituation im Kreis Recklinghausen und in ganz Nordrhein-Westfalen“.
Peter Wernitz, organisatorischer Leiter des Impfzentrums Recklinghausen, sagt: „Wir reagieren mit der Schließung am Sonntag auf die aktuelle Impfsituation im Kreis Recklinghausen und in ganz Nordrhein-Westfalen“. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wie viele Menschen im Kreis Recklinghausen geimpft sind, ist unklar. Die Daten der Betriebs- und Privatärzte erhält ausschließlich das Robert-Koch-Institut. Deshalb können die Kassenärztlichen Vereinigungen das Impfgeschehen in den Kommunen nicht mehr vollständig abbilden. Der Kreis Recklinghausen veröffentlicht daher nur die Impfquoten auf Landesebene. Von den Impfstellen im Kreis Recklinghausen (Impfzentrum, Arztpraxen, Mobile Teams, Kliniken) wurden bislang 291.096 Menschen vollständig geimpft.

Indes gibt es aus einigen Städten vermehrt Meldungen über bereits Geimpfte, die an Corona erkranken. Wie viele Fälle von Impfdurchbrüchen – so der Fachbegriff – es im Kreis Recklinghausen gibt, konnte die Kreisverwaltung am Montag auf Anfrage nicht beantworten. Grund war ein technisches Problem mit einer Software. Daher war die Auswertung nicht möglich. Der Kreis rechnet damit, dass die Software am Dienstag wieder funktioniert.