Gladbeck. Der Bedarf an Wohnungen, vor allem an Sozialwohnungen, in Gladbeck steigt. Aber es werden nur 40 statt 80 notwendiger Wohnungen jährlich gebaut.

In Gladbeck hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt verschärft. War die Stadt vor zwei Jahren noch zufrieden mit der Wohnbauentwicklung, zeichnet sich nun ein deutlicher Wohnungsmangel ab. Das geht aus dem Zwischenbericht zum „Handlungskonzept Wohnen“ der Stadtverwaltung Gladbeck hervor. Die Nachfrage nach Wohnraum steigt, während die Fertigstellung neuer Wohnhäuser diesem Bedarf hinterher hinkt. Und deutliche Besserung ist auch nicht in Sicht, da potenzielle Bauflächen in der bereits eng bebauten Stadt, aber auch zu erwartendes Bauland, knapp sind, heißt es.

Gladbeck verzeichne, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer, im Vergleich zu den Nachbarstädten, und trotz mehrerer aktueller Bauprojekte eine „relativ überschaubare Bautätigkeit“. Im Schnitt der vergangenen vier Jahr wurden jeweils pro Jahr 40 neue Wohneinheiten zwischen Zweckel und Brauck, Ellinghorst und Mitte-Ost fertig gestellt. Die Bauverwaltung gehe aber inzwischen von einem Bedarf aus, der bei 80 bis 90 neuen Wohneinheiten pro Jahr liegt. Und selbst damit würde man im Vergleich unter den Werten im Umland liegen. Derzeit gibt es in Gladbeck rund 38.000 Wohnungen in allen Kategorien.

Gladbeck ist eine der am dichtesten besiedelten Städte

Auf dem ehemaliges Lueg-Gelände an der Wilhelmstraße entstehen zahlreiche neue Wohnungen (Aufnahme von Mitte Mai).
Auf dem ehemaliges Lueg-Gelände an der Wilhelmstraße entstehen zahlreiche neue Wohnungen (Aufnahme von Mitte Mai). © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das Problem, so Kreuzer, sei einerseits das begrenzte Flächenpotenzial in Gladbeck, mit 2172 Menschen auf einem Quadratkilometer eine der am dichtesten bebauten Städte. „Ein großes neues Wohngebiet auf der grünen Wiese wird es in der Stadt kaum mehr geben.“ Hinzu komme in dieser „guten alten Bodenfrage“ der Aspekt, dass die Hälfte der derzeit für eine Bebauung infrage kommenden Fläche in privater Hand sei, also nicht ohne weiteres plan- und verfügbar sei. Zumal vor allem der Bedarf sozialverträglicher Wohnungen steige – eine Bauart, die bei privaten Bauherren keine Priorität genießt. Eine weitere kritische Größe: Der Bestand öffentlich geförderter Wohnungen (Sozialwohnungen) nimmt ab, so die Analyse. Bis Ende 2022 falle die Zahl der Sozialwohnungen auf unter 2000.

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Auf der anderen Seite steigt Gladbecks Einwohnerzahl weiter leicht an. Derzeit liegt sie bei rund 78.000. Diese Entwicklung wird bereits seit 2013 beobachtet. Verstärkt hat sich die Situation ab 2015 mit dem Zuzug von Geflüchteten. Die Bevölkerungszugewinne liegen bei Kindern, aber auch bei Personen, die zwischen 30 und 35 Jahre alt sind – also junge Familien, die mehr Platz brauchen. Hinzu kommen Zuzugsgewinne aus den Nachbarstädten: Aus Gelsenkirchen und Essen wanderten im vergangenen Jahr 448 und 407 Personen zu, es zogen aber weniger Menschen fort, etwa nach Dorsten 258 und nach Bottrop 48. Außerdem: Vermehrt suchten „junge Alte“ nach neuem, kleineren Wohnraum.

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Die Preisentwicklung in Gladbeck hält sich noch im Rahmen

Insgesamt, so Baurat Kreuzer, „ist viel Musik in dem Thema drin“. Deshalb feile die Stadt mit einem Fachbüro für Stadt- und Raumentwicklung an dem „Handlungskonzept Wohnen“, um möglichst bedarfsgerecht den Wohnungsbestand in der Stadt zu beobachten, darauf zu reagieren und auch zu beeinflussen.

Interessant ist laut Zwischenbericht, dass im Vergleich zu teils extrem steigenden Preisen im Umland und des hohen Marktdrucks auch in Gladbeck die Kauf- und Mietpreise für Häuser und Wohnungen zwar auch gestiegen sind, sich aber im regionalen Durchschnitt bewegen, wie es heißt. Unterm Strich stehe die weitere Wohnraumentwicklung in Gladbeck vor Herausforderungen.

Anspruchsvolles Thema

Der Wohnungsmarkt Gladbeck ist laut Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer „ein anspruchsvolles Thema“, das die Verwaltung mit dem „Handlungskonzept Wohnen“ im Blick behalte. Im Herbst will der Baurat das Thema im Diskurs mit der Politik vertiefen.

Bei der Fortschreibung des Handlungskonzeptes sollen auch wichtige Aspekte wie Klimawandel und Mobilitätswende beachtet werden. Insgesamt soll ein modernes städtebauliches Entwicklungskonzept entstehen.,