Gladbeck / Bottrop. Die Notfallseelsorge Emscher-Lippe verzeichnet jährlich 150 Einsätze – einige auch in Gladbeck. Die große Katastrophe ist eher die Ausnahme.

Das Unglück bei der Loveparade in Duisburg vor elf Jahren, der Absturz der Germanwings-Maschine mit 16 Schülerinnen und Schülern sowie zwei Lehrerinnen aus Haltern vor sechs Jahren oder kürzlich ein tödlicher Lkw-Unfall auf der A 2 – das sind Ereignisse, bei denen immer auch die Notfallseelsorge im Einsatz ist. „Aber solche Katastrophen sind eher die Ausnahme. Bei den meisten unserer jährlich rund 150 Einsätze handelt es sich um häusliche Todesfälle“, erklärt Peter Bromkamp.

Die Notfallseelsorge Emscher-Lippe umfasst den Kreis Recklinghausen mit Gladbeck und die Stadt Bottrop

Der Pastoralreferent koordiniert gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Uwe Heubach die ökumenische Notfallseelsorge Emscher-Lippe. Ihr Gebiet, in dem rund 750.000 Menschen leben, umfasst den Kreis Recklinghausen mit Gladbeck sowie die Stadt Bottrop und damit drei Bistümer sowie drei Kirchenkreise.

Auch ein wichtiger Einsatz: Notfallseelsorger Harald Hotop von St. Lamberti Gladbeck bei der Veranstaltung „Crash Kurs NRW“ 2018 in der Stadthalle. Notärzte, Feuerwehrleute, Polizisten und Notfallseelsorger berichten Jugendlichen von schweren Verkehrsunfällen und deren schrecklichen Folgen
Auch ein wichtiger Einsatz: Notfallseelsorger Harald Hotop von St. Lamberti Gladbeck bei der Veranstaltung „Crash Kurs NRW“ 2018 in der Stadthalle. Notärzte, Feuerwehrleute, Polizisten und Notfallseelsorger berichten Jugendlichen von schweren Verkehrsunfällen und deren schrecklichen Folgen © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

80 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger haben sich in den vergangenen neun Jahren für dieses Ehrenamt qualifiziert. „Die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten hat sich sehr gut entwickelt. Wir werden bei Einsätzen direkt über die Leitstelle der Feuerwehr alarmiert, die online auf unseren Dienstplan zugreifen kann“, berichtet Bromkamp, der selbst auch als Notfallseelsorger unterwegs ist.

„Monatlich muss jeder zwei bis vier Schichten mit jeweils zwölf Stunden übernehmen. So können wir mit unseren Engagierten das komplette Jahr inklusive Weihnachten und Silvester abdecken“, erklärt Bromkamp und fügt noch hinzu: „Damit sind wir ein verlässlicher Partner für Feuerwehr und Polizei, die unseren Dienst wertschätzen.“ Der Rettungsdienst könne beispielsweise nach einem häuslichen Todesfall mit dem Wissen gehen, dass noch jemand vor Ort sei, der den Betroffenen in ihrer akuten Situation helfe. „Trost spenden können wir nicht, jedoch kann Trost nur entstehen, wenn die Menschen nicht allein gelassen sind“, erklärt der 52-Jährige, der 15 Jahre zunächst im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen und bis vor drei Monaten in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln als Krankenhausseelsorger tätig war.

Im Notfallseelsorgezentrum in Herten laufen alle Fäden zusammen

Neue Internetseite

Seit einigen Tagen ist auch die neue Internetseite der Notfallseelsorge Emscher-Lippe online. Informationen gibt es unter www.notfallseelsorge-emscher-lippe.de.

Das Notfallseelsorge-Team unterliegt der Verschwiegenheitspflicht zum Schutze der Betroffenen. Das Angebot der Notfallseelsorge ist für die Betroffenen kostenfrei.

Die Ökumenische Notfallseelsorge Emscher-Lippe bietet in jedem Jahr einen Ausbildungskurs an. Mehr erfahren kann man dazu auch unter der Rufnummer 02366 9407053 (NFS-Zentrum).

Glücklich ist Bromkamp über das Notfallseelsorgezentrum in Herten. Hier laufen alle Fäden zusammen. „Das ist einzigartig im Bistum Münster und sicherlich auch in NRW, vielleicht sogar in Deutschland“, berichtet er. Im Vorfeld stand die Überlegung, dass eine zentrale Anlaufstelle als Ort für Schulungen und als Treffpunkt sinnvoll sei. Das Konzept stieß bei Bernd Kersken, der im Bistum Münster Ansprechpartner für die Notfallseelsorge ist, und Regionalbischof Rolf Lohmann ebenso auf offene Ohren wie bei den Verantwortlichen in den evangelischen Kirchenkreisen. Auch in der Hertener Pfarrei St. Antonius waren die Verantwortlichen von der Idee angetan. „Sie haben uns die ehemalige Wohnung des Pfarrers angeboten. Sie hat einen optimalen Zuschnitt. Wir verfügen nun über ein Büro und einen Schulungsraum sowie über ein Materiallager. Wenn wir Gottesdienste feiern, ist die Kirche direkt nebenan. Da hat ganz viel Heiliger Geist mitgewirkt“, ist Bromkamp überzeugt. Mit Eigenleistungen und Mitteln aus dem Innovationsfond des Bistums wurde aus der Wohnung das Zentrum der Notfallseelsorge.

Im September startet ein neuer Ausbildungskurs

Im September startet ein neuer Ausbildungskurs, der mindestens 80 Stunden Theorie sowie eine Praxisphase umfasst. Nachwuchssorgen plagen den Koordinator nicht. „Er ist schon voll belegt, und für 2022 haben wir eine Warteliste eröffnet.“ Um bei einem Einsatz schnell vor Ort zu sein, sei es wichtig, dass sich genügend Menschen engagieren, die in der Region verteilt leben würden.

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