Gladbeck/Bottrop. Das Team der „Regional organisierten Seelsorge Ehrenamtlicher (ROSE)“ sucht Verstärkung. Aktive erzählen, was das Amt für sie so besonders macht.
Sie gehen in Seniorenheime und Krankenhäuser, sie spenden Trost und hören zu: Im Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten engagieren sich derzeit 24 Ehrenamtliche als Seelsorger. Für das Team der „Regional organisierten Seelsorge Ehrenamtlicher (ROSE)“ wird jetzt Verstärkung gesucht – die nächste Ausbildungsrunde startet im Februar.
Das Projekt war 2016 aus mehreren Gründen entstanden: „Die Personaldecke bei den Kirchen wird immer dünner“, sagt die verantwortliche Pfarrerin Ulrike Mummenhoff. Gleichzeitig rücke die Begegnung mit Menschen immer mehr in den Hintergrund. Familien lebten heute zum Teil weit verstreut in der ganzen Welt. „Die Vereinsamung nimmt zu.“ Das betreffe auch junge Menschen. Mummenhoff sieht auch die Technisierung als einen Grund für die zunehmende Vereinsamung. „Kommunikation läuft heute viel über WhatsApp und Facebook“, weiß die Pfarrerin.
Die Seelsorger suchen die Menschen im Krankenhaus oder Altenheim auf
An dieser Stelle setzen die Seelsorger an. „Ein Kernpunkt von ROSE ist die aufsuchende Struktur“, erklärt die Pfarrerin, die auch selbst als Seelsorgerin im Einsatz ist. Viele Menschen seien hoffnungslos oder trauten sich nicht, sich selbst Hilfe zu holen. „Es ist ein bisschen so, als ob sie gefunden werden wollen.“
Die nächste Ausbildung startet im Februar 2020
Für die nächste Ausbildungsrunde zum Seelsorger bei der ROSE sind noch Plätze frei. Sie startet im Februar 2020. Die zweijährige Ausbildung beinhaltet 250 Stunden an Einzeltagen und in Blockwochen. Zur Ausbildung gehört auch die Supervision. Gearbeitet wird in Kleingruppen.
Wer teilnehmen möchte, muss jährlich einen Beitrag von 200 Euro zahlen. Wer sich das nicht leisten kann, hat die Möglichkeit der Querfinanzierung.
Pfarrerin Ulrike Mummenhoff führt mit den Interessenten zuvor Einzelgespräche. „Die Menschen sollten empathisch und belastbar sein sowie die Bereitschaft zum Lernen mitbringen.“
Wer Interesse hat, kann sich bei Ulrike Mummenhoff melden. Sie ist erreichbar unter 0157/53285314
Einer derjenigen, die sich auf die Suche machen, ist Klaus Albert. Der 68-Jährige ist einmal in der Woche in Gladbeck im Martha-Heim im Einsatz. Vielen Menschen werde im Seniorenheim bewusst, dass dies nun ihre letzte Lebensstation sein wird. „Von dort aus geht es nur noch zum Friedhof“, sagt Mummenhoff. Viele schauen dann noch einmal auf ihr Leben zurück. „Ich leiste dort oft Biografiearbeit“, berichtet Klaus Albert.
Ein Lächeln ist für die Ehrenamtlichen eine Bereicherung
Er schenkt den Menschen Zeit, damit sie sich aussprechen können. Zu Beginn seiner Besuche fragt er beim sozialen Dienst nach, wer aktuell Unterstützung braucht, „wo es gerade brennt“. So findet Klaus Albert den einen oder anderen Menschen, dem er für einige Zeit seine Aufmerksamkeit schenkt. „Zum Schluss erreiche ich meist ein Lächeln. Das ist für mich eine Bereicherung.“
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Auch Uta Winkler gibt ihr Ehrenamt einiges zurück. „Es gibt viele Menschen, die mir richtig dankbar sind. Wenn auch manchmal erst Wochen oder Monate später“, berichtet die Gladbeckerin, die in Dorsten in einem Altenheim Senioren besucht.
Sandra Meuer ist regelmäßig im Knappschafts-Krankenhaus in Bottrop im Einsatz. „Ich arbeite in der häuslichen Pflege. Immer wieder habe ich gemerkt, dass meine Patienten reden wollten, ich hatte dafür aber nicht die Zeit.“ Ein unbefriedigendes Gefühl für die Gladbeckerin. Also beschloss sie 2016, sich bei der ROSE zu engagieren. „Denn ich habe gemerkt, dass oft auch schon kurze Gespräche geholfen haben“, so die 48-Jährige. Künftig will Pfarrerin Ulrike Mummenhoff die Zusammenarbeit mit Pflegediensten intensivieren. „Wir sind gerade dabei, das noch auszubauen.“
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Die Menschen können den Seelsorgern alles erzählen
Die Situation zwischen den Seelsorgern und den Menschen, die sie besuchen, ist eine Besondere. „Die Menschen können alles erzählen. Schließlich sitzt man am nächsten Tag nicht gemeinsam am Frühstückstisch“, weiß auch Mummenhoff.
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Natürlich treffen die Ehrenamtlichen dabei auch mal auf Menschen, die sie eigentlich gar nicht mögen. „Man muss auch immer gut für sich sorgen“, sagt Klaus Albert. Wenn es zwischen ihm und einem Menschen gar nicht passt, hat er die Möglichkeit, an einen Kollegen zu übergeben. „Sonst macht das ja für beide Seiten keinen Sinn.“ Genauso stoßen die Ehrenamtlichen auch an Grenzen, müssen manchmal feststellen, dass sie nicht jedem helfen können. „Das muss man dann akzeptieren“, so Uta Winkler.
Um Seelsorger sein zu können, gibt es eine Grundvoraussetzung: „Man muss sich selbst gefunden haben“, sagt Uta Winkler.