Gladbeck. Veranstalter Martin Fries ist skeptisch, ob es in diesem Jahr mit dem Feierabendmarkt in Gladbeck klappt. Viele Faktoren erschweren das Geschäft.

Schlemmen, genießen, Leuten begegnen. Dieses Rezept für den Feierabendmarkt in Gladbeck war ganz nach dem Geschmack eines breiten Publikums – vor Ausbruch der Pandemie. Die Menschen tummelten sich auf dem Platz vor dem Rathaus und genossen die Treffen. Doch dann kam Corona, und damit waren diese Veranstaltungen tot. Wenigstens für viele Monate. Ob Genießer und gesellige Naturen sich auf eine Wiederbelebung des Angebots freuen dürfen? Veranstalter Martin Fries ist skeptisch. Aus vielerlei Gründen.

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15 Monate lag die Veranstaltungswirtschaft Pandemie-bedingt danieder. Da lässt sich ein Feierabendmarkt nicht mal eben im Handumdrehen aus dem Ärmel schütteln, „wenn die Inzidenzzahlen von jetzt auf gleich im Sturzflug sinken“.

Martin Fries: „Wir machen jetzt eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf“

„Um eine Veranstaltung ordentlich zu planen, braucht man etwa ein Jahr Vorlauf“, sagt Fries. Und das schon ohne den Posten „Corona-Regeln“. Fries: „Wir machen jetzt eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf und führen eine Machbarkeitsstudie durch.“ Er stellt klar: „Ich stelle mich nicht fünf Stunden hin und habe nachher nichts in der Kasse.“

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Unter diesen Vorzeichen müsse er auch schauen, welche Händler überhaupt bei solch’ einem Vorhaben mitziehen. „Es gibt den einen oder anderen, der sich von allein schon bei mir gemeldet hat“, erzählt Fries. Vor Corona hatten zehn Geschäftsleute, die immer mit von der Partie waren, einen Platz auf dem Feierabendmarkt. On Top gab’s eine elfte Stelle für eine wechselnde Besetzung. Der Veranstalter: „Wir müssten jetzt erst einmal wieder Händler akquirieren. Da schauen wir mal.“

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Andererseits: „Die Menschen müssen auch erst mal zum Feierabendmarkt kommen. Manche haben Angst, weil sie nicht geimpft sind.“ Einige fürchteten bestimmt auch die gefährliche Delta-Variante. Zudem: Die Infektionszahlen könnten ja genau so rasant in die Höhe schießen, wie sie jetzt gefallen sind. Wer kann das schon sagen...? Eine Rechnung mit vielen Unbekannten aus Fries’ Sicht.

Der Gladbecker Veranstaltungsprofi Martin Fries sieht etliche Hürden auf dem Weg zum wiederbelebten Feierabendmarkt.
Der Gladbecker Veranstaltungsprofi Martin Fries sieht etliche Hürden auf dem Weg zum wiederbelebten Feierabendmarkt. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Sicher, anderenorts mögen Feierabendmärkte wieder an den Start gehen. Aber Gladbeck sei eben in anderes Pflaster als beispielsweise Gelsenkirchen, so Fries. „Dort organisiert die Stadt den Feierabendmarkt, hier machen wir das“, unterscheidet der Fachmann. Wobei er mit „wir“ die Firma VSF Veranstaltungsservice meint. Zeichne eine Stadtverwaltung verantwortlich, ebne das den Weg, auch auf der Kostenseite: „Platzgebühren fallen weg. Hier in Gladbeck müssen wir dafür aufkommen.“ Dazu addiert werden müssten Kosten für Personal und Material. „Lohnt sich das überhaupt?“

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Gladbecks Stadtsprecherin Christiane Schmidt verspricht dem Organisator Unterstützung.
Gladbecks Stadtsprecherin Christiane Schmidt verspricht dem Organisator Unterstützung. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Schon die Ausgangsfrage sei unbeantwortet: In welche Kategorie fallen Feierabendmärkte? Veranstaltung? Spezialmarkt? Pop-up-Biergarten? Ein jedes Format hat seine eigenen Corona-Regeln. Gehe er vom für ihn ungünstigsten Fall aus, wäre dies eine Veranstaltung: „Es wären unter Berücksichtigung der drei Gs – geimpft, genesen, aktuell negativ getestet – 1000 Leute erlaubt. Ich bräuchte zusätzliches Personal zur Kontrolle, müsste ein Areal einzäunen.“ Nicht zu vergessen die in Pandemie-Zeiten obligatorischen Auflagen, zum Beispiel Desinfektionsmöglichkeiten.

Stadt verspricht Unterstützung

Ob die Stadtverwaltung Gladbeck dem Veranstalter der Feierabendmärkte die Gebühren für die Nutzung des Marktplatzes als Ort des Geschehens erlassen wird? Stadtsprecherin Christiane Schmidt: „Gebühren kann man nicht einfach so streichen.“ Aber die Verwaltung werde Martin Fries „mit Sicherheit finanziell und organisatorisch unterstützen“ und sich kulant verhalten.

Keinen Spielraum sieht Christiane Schmidt für den Ablauf möglicher Feierabendmärkte samt dazugehöriger Corona-Verordnungen. Sie betont, dass Punkte wie Kontaktverfolgung und Umzäunung nicht verhandelbar, weil vorgegeben, seien: „An den Rahmenbedingungen wird sich nichts ändern.“ Die Sprecherin rechnet nicht mit weiteren Lockerungen.

Christiane Schmidt sagt mit Nachdruck: „Wir stehen bereit.“ Zudem mache die Verwaltung Martin Fries das Angebot, in Zusammenhang mit dem kleinen Festival „Umsonst & Draußen“ am 13. August die komplette Gastronomie in die Hand zu nehmen – sozusagen Genuss für Ohren, Augen und Zunge in einem Paket.

Auf dem bisher angestammten Feierabendmarkt-Platz vor dem Rathaus wäre ein abgegrenztes Terrain unmöglich zu realisieren, allein schon wegen der Feuerwehrzufahrten. Daher zieht der Event-Profi den Marktplatz ins Kalkül. „Das Beste wäre für uns der Pop-up-Biergarten“, meint Fries. Mit einem Minus: „Für 500 Besucher bräuchte ich 500 Sitzplätze.“ Plus die mittlerweile hinlänglich bekannten Hygiene-Auflagen.

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Stadtsprecherin Christiane Schmidt geht mit Fries d’accord, dass der Rathausplatz unter den gegebenen Bedingungen nicht für einen Feierabendmarkt taugt. Sie findet: „Der Marktplatz ist eine gute Idee. Darüber können wir gerne reden.“ Zur Einordnung des Angebots meint Schmidt: „Wir haben den Feierabendmarkt immer als Spezialmarkt gewertet.“ Die Stadtverwaltung freue sich, wenn ihn Fries mit Händlern reaktiviere. Der Veranstalter müsse jedoch ein genehmigungsfähiges Hygienekonzept vorlegen.

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Der Event-Fachmann sagt: „Anfang Juli will der Rat der Stadt über die Ausweitung von Extraflächen reden.“ Fries meint sehr vorsichtig: „Mit ganz viel Glück könnten wir rein theoretisch bis Oktober vier Feierabendmärkte hinkriegen.“ Es könne aber durchaus auch passieren, „dass Gladbeck in diesem Jahr noch darauf verzichten muss“.

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