Gladbeck. Windradpionier Klaus Schulze-Langenhorst kritisiert heftig die Landespolitik für ihren Widerstand gegen mehr Windradanlagen. Was da schief läuft.
Die Wind- und Solarenergiefirma SL Naturenergie in Gladbeck steht gut da im Markt für erneuerbare Energien und setzt weiterhin auf Wachstum. Die Auftragsbücher sind nach eigenen Angaben gut gefüllt, etliche neue Projekte in Arbeit – am Unternehmenssitz an der Voßbrinkstraße in Rentfort könnte man folglich durchweg zufrieden sein. Dennoch runzeln Firmengründer Klaus Schulze-Langenhorst und Geschäftsführer Milan Nitzschke die Stirn, wenn es um die Zukunft geht.
Schulze-Langenhorst und Nitzschke brennen für das Thema Wind- und Solarenergie, ihnen kann die Energiewende nicht schnell genug gehen. „Unser Ziel ist die umfassende Energiewende – und da geht es insgesamt viel zu langsam voran“, so Schulze-Langenhorst, der das Unternehmen im Jahr 2000 gründete, nachdem er bereits 1996 sein erstes Windrad auf dem elterlichen Bauernhof in Ellinghorst ganz in der Nähe zum heutigen Firmensitz, an der Ecke Bottroper-/Hornstraße, gebaut hatte.
SL Naturenergie: 70 Prozent der potenziellen Windstandorte durch Landespolitik gefährdet
Viele Windräder später bleibt die bundesweite Energiewende für Schulze-Langenhorst und Nitzschke eine Riesenherausforderung, denn es gebe viel zu viele Restriktionen und Regulierungen, viel zu viele Widerstände auch behördlicherseits. Die Firmenchefs weisen beispielhaft auf das lange Hin und Her in Sachen Windrad-Projekt auf der Mottbruchhalde hin, an dem das Unternehmen allerdings nicht beteiligt ist. Firmen, die die Energiewende vorantreiben, wie die SL Naturenergie, verlören viel Zeit durch die Genehmigungsverfahren. „Anstatt drei Jahre Planung für ein Windrad brauchen wir hierzulande zehn Jahre.“
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Kein gutes Haar lässt Schulte-Langenhorst an der aktuellen Landesregierung. „Die verhindert geradezu, sogar mutwillig, viele notwendige Anlagen.“ Der Firmengründer erinnert an die noch immer nicht zu Ende geführte Diskussion um Abstandsregeln. „Was die Regierung Laschet hier vorhat, gefährdet rund 70 Prozent der potenziellen Windstandorte in NRW. Das widerspricht allen Klimazielen. Vor allem aber gefährdet es die Versorgungssicherheit.“ Das sei nicht tragbar, „Populismus pur“, kritisiert Schulze-Langenhorst, einer der Windkraft-Pioniere in NRW. Dabei dränge die Zeit, so Nitzschke. Denn das Ende der Kernkraftwerke (2022) und Kohlekraftwerke (2038) stehe fest. „Und nur Windenergie kann das auffangen, wir brauchen richtig große Mengen davon, aber dafür fehlen Anlagen und Genehmigungen.“
SL Naturenergie betreibt derzeit 120 Windkraftanlagen, am Jahresende 150
Immerhin: SL betreibt aktuell 120 Windenergieanlagen, Ende des Jahres werden es über 150 sein. Die Anlagen liegen vor allem am Niederrhein und im Münsterland. Bei einer Leistung von derzeit rund 200 Megawatt (MW) liege die Jahresstromproduktion bei rund 450 Millionen Kilowattstunden (kWh) – „genug Strom für rund 130.000 Haushalte“, erläutert Nitzschke. Ende des Jahres werde die Leistung von SL etwa 350 MW mit einer Jahresstromproduktion von 900 Millionen kWh betragen. Rechnerisch sei das dann genug, um den Jahresbedarf von über einer Viertelmillion Drei-Personen-Haushalte zu decken, rechnet der Geschäftsführer vor.
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Zum Geschäft der SL Naturenergie gehört die Suche nach geeigneten Flächen für ein Windrad, das Bauen und Betreiben einer solchen Anlage sowie der Verkauf des dort produzierten Stroms. In der Zentrale an der Voßbrinkstraße werden neue Windpark-Vorhaben nicht nur projektiert, sondern in einer technischen Zentrale auch alle Anlagen digital geführt und überwacht. Mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen zum recht jungen Team um Firmengründer Schulze-Langenhorst und Geschäftsführer Nitzschke. „Das Durchschnittsalter liegt bei 37 Jahren, ohne Geschäftsführung sogar bei nur 34“, sagen die Chefs mit einem Augenzwinkern. „Alle sind hochmotiviert und locker drauf.“
SL Naturenergie will künftig auch mehr in Solar investieren
Der Fokus der Geschäftsausrichtung liege derzeit eindeutig auf der Windenergie, die aufgrund der Größe der Anlagen und der Vielzahl der Auflagen das deutlich komplexere Geschäftsfeld darstelle, so Nitzschke. „Allerdings bauen wir aktuell auch unseren Geschäftsbereich Solarstrom wieder aus, beispielsweise mit Blick auf solare Parkplatzüberdachungen mit der Möglichkeit der E-Mobil-Ladung vor Supermärkten, wie es zukünftig für neue Großparkflächen in NRW vorgeschrieben sein wird.“
Für diese neue Ausrichtung sucht das Unternehmen aktuell auch Projektentwickler für den Bereich Photovoltaik, aber auch Mitarbeiter im Controlling. Alles in allem, so die beiden Geschäftsführer, bleibe der Blick in die Zukunft für die SL ein optimistischer.