Gladbeck. Maskenpflicht wird immer mehr gelockert. In Gladbeck gilt sie etwa nicht mehr in der City. Wann ist es in den Schulen so weit? Mediziner warnt.
Das Aus der Maskenpflicht ist derzeit stark in der Diskussion. In Gladbeck gilt sie bereits seit Samstag in der Innenstadt nicht mehr. In der City hält sich das Bild etwa die Waage – manche Menschen tragen sie aus Sicherheitsgründen lieber weiter, andere verzichten gern drauf. Doch wie sieht es mit einem Ende der Maskenpflicht in Innenräumen aus, etwa in Schulen?
Es werden bereits erste Stimmen laut, die die Abschaffung der Maskenpflicht nicht nur draußen, sondern ebenfalls in Innenräumen fordern. Dazu zählen auch Klassenzimmer. Erste Bundesländer beschlossen am Dienstag, die Maskenpflicht in Schulen aufzuheben. Eltern in Gladbeck sind zwiegespalten, manche sehen ihre Kinder stark belastet, wenn sie eine Maske tragen müssen, andere halten die Ansteckungsgefahr für zu hoch, wenn sie keine mehr tragen. „Im Klassenraum sitzen 30 Schüler Schulter an Schulter. Wir würden die Maskenpflicht gerne noch bis zu den Sommerferien beibehalten“, sagt Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule.
Schulleiterin: „Corona ist noch nicht weg“
Der Mund-Nasen-Schutz vermittele ein Gefühl der Sicherheit, zumal noch nicht alle Kollegen vollständig geimpft seien. Zudem seien die Masken als Schutzmaßnahme akzeptiert. „Corona ist zwar schon gut eingedämmt, aber es ist noch nicht weg“, mahnt die Schulleiterin. Wenn nur ein Schüler oder Lehrer erkrankt sei, könne die Infektion schnell weitergegeben werden. Ein erstes positives Schnelltest-Ergebnis seit den Osterferien sei nun an der Gesamtschule aufgetreten. „Wir warten jetzt noch auf das Ergebnis des PCR-Testes.“
So ist die Lage an den Schulen
Die Infektionslage an den Schulen in Gladbeck derzeit ist – im Gegensatz zu anderen Städten im Kreis – entspannt, so Kreissprecherin Lena Heimers. An der Regenbogenschule gibt es momentan einen Corona-Fall, 14 Kontaktpersonen mussten in Quarantäne. Zudem werden 19 Personen getestet.
Am Riesener-Gymnasium hatte es in der vergangenen Woche einen Großtest nach einem positiven Fall gegeben. „Die Tests fielen aber alle negativ aus“, so Heimers. Keine weitere Schule ist derzeit betroffen.
Sonja Petri, Mutter eines Grundschülers, weist auf die Gefahren hin: „Die Kinder sind die letzten, die geimpft werden. Die Maskenpflicht sollte auf jeden Fall noch beibehalten werden.“ Schließlich könnten die Zahlen immer wieder steigen. „Trotz Impfungen, das sieht man doch gerade wieder in Großbritannien.“ Petri fürchtet eine Wiederholung des vergangenen Jahres. In Außenbereichen, etwa auf dem Schulhof, halten sowohl ten Have als auch Petri ein Wegfall der Maskenpflicht für vertretbar.
Carsten Weijers, Geschäftsführer der Waldorfschule, hält die Belastung für die Kinder beim Tragen einer Maske – gerade bei Hitze – für groß. Dennoch stehe der Schutz der Kinder im Fokus. Auch wenn alle Kollegen bereits zweimal geimpft seien: „Diesen Effekt gibt es für die Schüler nicht.“ Eltern- und Lehrerschaft an seiner Schule seien gespalten. „Wir werden die Vorgaben des Landes umsetzen“, so Weijers.
Die FDP in Gladbeck fordert indes, die Maskenpflicht in Schulen aufzuheben. „Während angesichts der niedrigen Inzidenz überall sonst die Maskenpflicht gelockert oder sogar aufgehoben wird, werden die Kinder weiter benachteiligt“, so Fraktionsvorsitzender Michael Tack. Das Land solle die Notwendigkeit der Maskenpflicht auf dem Schulhof und am Sitzplatz noch einmal zu überprüfen, so die FDP.
Mediziner gehen die Lockerungen viel zu schnell
Hausarzt Dr. Gregor Nagel hingegen gehen die derzeitigen Lockerungen viel zu schnell – auch wenn er sie aus menschlicher Sicht verstehen könne. Gerade bei höheren Temperaturen, bei denen viele Menschen eine Maske als unangenehm empfinden. „Zumindest was die Lockerungen der Maskenpflicht in Innenräumen angeht, bin ich skeptisch.“ Aber auch das Tragen einer Maske in der Innenstadt hält Gregor Nagel in gewissen Situationen für sinnvoll. Auch wenn es kein Muss mehr ist: Sobald es in der Innenstadt voll ist, sollte die Maske freiwillig getragen werden, appelliert er an den gesunden Menschenverstand.
Georg Hahne, Vorsitzender des Einzelhandelverbandes, geht davon aus, dass die wenigsten Menschen realisiert haben, dass in der Innenstadt keine Maske mehr getragen werden muss. „Es sind viele, die ihre Maske nicht absetzen, obwohl sie es dürften.“ Dass aufgrund der Befreiung nun mehr Kunden kommen, glaubt Hahne nicht. „Das liegt vor allem am schönen Wetter.“