Gladbeck. Wegen eines Verkehrsproblems sind Anwohner der Nelkenstraße in Gladbeck in großer Sorge um Kinder. Anwohner: Zwei Kinder bereits fast angefahren.

Seit Mitte April wird der Mischwasserkanal der Holthauser Straße in Gladbeck erneuert, und seither haben die Anwohner der Nelken- und der Veilchenstraße an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen ein Problem, denn die Holthauser Straße, eine wichtige und viel befahrene Verbindung zwischen Horst/Brauck/Essen-Karnap und Gelsenkirchen-Schaffrath und Buer ist ab der Kreuzung mit der Vehrenberg- und Nelkenstraße in Richtung Buer gesperrt. Ein Großteil dieses Verkehrs fließt jetzt an ihren Häusern vorbei – mit Folgen.

Drei Buslinien beispielsweise müssen diesen Weg für die Dauer der Bauarbeiten nutzen. Auch Lkw sind auf dieser Umleitungsstrecke unterwegs. Die schmale Nelkenstraße ist deshalb vorübergehend nur in einer Richtung befahrbar – theoretisch. Praktisch ignorieren viele Kraftfahrer die Einbahnstraßenregelung. „Bei Gegenverkehr müssen Autos, Lastwagen und Busse auf den Bürgersteig ausweichen“, beobachten Helge Herber und seine Nachbarn täglich mehrmals.

Viele Kinder nutzen die Nelkenstraße für ihren Schulweg

Zudem halte sich fast niemand an die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer. Die Anwohner fürchten um die Sicherheit vor allem der Kinder, denn die Nelkenstraße wird von vielen auf dem Weg zu einer nahe gelegenen Grund- und einer Förderschule auf Gelsenkirchener Gebiet genutzt. Helge Herber und andere Anwohner haben die Stadtverwaltung mehrmals auf das Problem aufmerksam gemacht, lange ohne Reaktion.

Yvonne Abrahams, hier mit ihrer Tochter Tjorven (7), hat auf dem Bürgersteig der Veilchenstraße extra einen alten Roller abgestellt, „um darauf aufmerksam zu machen, dass hier Kinder wohnen“.
Yvonne Abrahams, hier mit ihrer Tochter Tjorven (7), hat auf dem Bürgersteig der Veilchenstraße extra einen alten Roller abgestellt, „um darauf aufmerksam zu machen, dass hier Kinder wohnen“. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Nach einer „Brandmail“ an die Stadt, die Herber auch der WAZ-Reaktion schickte, tat sich etwas. Seit ein paar Tagen ist die Polizei regelmäßig vor Ort, hat persönlichen Kontakt zu den Anwohnern aufgenommen und kontrolliert die Einhaltung der Einbahnstraßenregelung und der Geschwindigkeit. Das freut auch David Hennig von der städtischen Pressestelle: „Wir haben die Beschwerde an die für den fließenden Verkehr zuständige Polizei weitergeleitet. Prima, dass es so schnell und gut funktioniert.“

Schilder, die auf die Umleitung hinweisen, fehlen an vielen Stellen

Weniger gut ist die Beschilderung. Wer beispielsweise auf der Vehrenbergstraße Richtung Holthauser Straße fährt, findet kein Schild, das auf die Sperrung hinweist, eine Umleitung ist nur in Gegenrichtung ausgeschildert. Auch in Gelsenkirchen-Horst fehlten Hinweise, sagen die Anwohner der Nelken- und der Veilchenstraße, durch die der Verkehr umgeleitet wird. „Die Städte Gladbeck und Gelsenkirchen müssten besser kooperieren“, finden sie.

Tiefbauarbeiten seit April

Die Tiefbauarbeiten an der Holthauser Straße haben im April dieses Jahres begonnen.

Nach den Planungen des städtischen Ingenieuramtes sollen sie im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein.

Aktuell sind die Arbeiter im Abschnitt zwischen Sauerländer Straße und Vehrenbergstraße aktiv, der zweite Bauschnitt erstreckt sich anschließend von der Vehrenbergstraße bis zur Kreuzung Rosenstraße auf Gelsenkirchener Gebiet.

Yvonne Abrahams wohnt an der Veilchenstraße. Die Lehrerin und dreifache Mutter hat nach eigenem Bekunden schon äußerst gefährliche Situationen beobachtet: „Zwei Kinder sind hier beinahe angefahren worden, weil es viel zu eng ist, wenn sich Busse und Autos begegnen und auf den Bürgersteig ausweichen müssen.“ Die Straße sei zwar jetzt vorübergehend für Lkw gesperrt, aber auch daran halte sich längst nicht jeder. Yvonne Abrahams hat vor ihrem Haus einen ausgedienten Roller auf den Bürgersteig gestellt, „um darauf aufmerksam zu machen, dass hier Kinder wohnen“. Auch der sei schon ein paar Mal umgefahren worden.

Mehrere Anwohner stellen ihre Autos jetzt am Fahrbahnrand ab, um „Raser“ auszubremsen. „Vor allem Fahrer, die die Einbahnstraßenregelung der Nelkenstraße ignorieren und dann in die Veilchenstraße abbiegen, wissen ja, was sie falsch gemacht haben und wollen schnell verschwinden. Also drücken sie richtig aufs Gaspedal.“ Die Anwohner der Veilchenstraße wünschen sich, dass die Polizei auch in ihrer Straße kontrolliert, damit nicht doch noch ein Unglück passiert, denn ein paar Monate werden sie mit dieser Situation noch leben müssen.