Gladbeck. „Zuckertüte“ soll der Laden heißen, den Miriam Khodr (20) in Gladbeck eröffnen will. Warum sie gerade in der Pandemie die Selbstständigkeit wagt.

Die Gladbecker machen sich Sorgen. Sehr große Sorgen sogar. Und zwar um ihre Innenstadt. Sie befürchten, dass das Herzstück Gladbecks in der Corona-Pandemie veröden könnte. Das hat die Auswertung des großen Corona-Checks der WAZ ergeben. Unbegründet ist die Befürchtung keineswegs, da die Krise besonders Einzelhandel und Gastronomie schwer zu schaffen macht. Doch es gibt durchaus auch Positives zu berichten. Da wäre zum Beispiel Miriam Khodr. Die junge Frau will trotz Corona in der Innenstadt ein Geschäft eröffnen.

Vor allem die Altersgruppe der 41- bis 60-jährigen Gladbecker sorgt sich um die Innenstadt

Auf einer Skala von 1 (minimal) bis 5 (extrem) kommt Gladbeck bei der Frage, wie groß die Sorge der Bürger bezogen auf eine Verödung der Innenstadt ist, gerade einmal auf eine 3,85. Vor allem die Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen macht sich Gedanken über die negativen Auswirkungen der Pandemie auf das Leben in der Innenstadt. Frauen übrigens noch mehr als Männer. Insgesamt haben 437 am Corona-Check für Gladbeck teilgenommen.

Dieser Raum soll einmal die „Zuckertüte“ von Miriam Khodr werden. Früher war hier eine Fleischerei. Das Geschäfts liegt an der Lambertistraße in Gladbeck.
Dieser Raum soll einmal die „Zuckertüte“ von Miriam Khodr werden. Früher war hier eine Fleischerei. Das Geschäfts liegt an der Lambertistraße in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Miriam Khodr ist gerade 20 Jahre jung und erst vor einem Jahr, direkt nach dem Abi, von Lübeck nach Gladbeck gezogen. Den Plan, irgendwann einmal ein eigenes Café zu eröffnen, den hat die junge Frau bereits vor gut drei Jahren gefasst. Dass ihr Herzenswunsch nun gerade in der Pandemie zur Realität wird, schreckt die Gründerin nicht ab. Ganz im Gegenteil, sagt sie sogar. Denn das NRW-Programm zur Stärkung von Innenstädten, aus dem 230.000 Euro nach Gladbeck fließen, hat Miriam Khodr dazu bewogen, den Schritt in die Selbstständigkeit genau jetzt zu gehen.

Die städtische Wirtschaftsförderung in Gladbeck hat die junge Gründerin von Anfang an unterstützt

„Ich habe von dem Programm in der WAZ gelesen und mich daraufhin an die städtische Wirtschaftsförderung gewandt. Das Team da hat mich sofort super unterstützt“, sagt die 20-Jährige. Und so wird sie – dank des Förderprogramms mit einer deutlich geminderten Miete fürs Geschäftslokal – im Sommer an der Lambertistraße ihren Laden namens „Zuckertüte“ eröffnen. Eine Anlaufstelle für alle Fans von süßen Leckerein soll ihr Geschäft sein. „Und nach der Pandemie soll das Café auf jeden Fall auch einen schönen Bereich für Außengastronomie bekommen“, schmiedet die 20-Jährige schon jetzt Pläne für die Zeit nach Corona. Die Lambertistraße findet sie nämlich ausgesprochen schön. Dort ihre Gäste bei schönem Wetter draußen mit ausgefallenem Süßkram zum Naschen zu verleiten, das kann sie sich sehr gut vorstellen.

Gastronomie-Erfahrung hat die junge Gründerin bereits vor drei Jahren gesammelt, als sie neben der Schule in einem Café gejobbt hat. „Damals ist die Idee der Selbstständigkeit entstanden. Und der Kontakt mit vielen Leuten hat gleichzeitig meine Persönlichkeit gestärkt“, sagt die 20-Jährige. In ihrer „Zuckertüte“ will sie unter anderem Donuts anbieten, spezielle Donuts. Die bekommen nämlich bei ihr einen ganz besonderen Touch. Aus einer Reihe von selbst gemachten Saucen und ausgefallenen Toppings können die Kunden sich in der „Zuckertüte“ die amerikanischen Kringel nach Lust und Laune zusammenstellen lassen. Dazu kommen sollen noch personalisierte Donuts für Hochzeiten, Firmenevents, Jubiläen etc., die Miriam Khodr auf Wunsch auch gern mit Porträts oder Logos versehen wird. „Diese Donuts müssen dann natürlich vorbestellt werden“, erklärt die 20-Jährige.

In der „Zuckertüte“ wird es neben Donuts auch noch weitere Süßigkeiten geben

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Und die „Zuckertüte“ soll darüber hinaus auch noch weiteres Naschwerk enthalten – und zwar von Cupcakes bis zu diversen Smoothies. Als Probe-Koster für die angedachte Produktpalette halten im Moment Familie und Freunde von Miriam Khodr her. „Und denen schmeckt es sehr gut“, sagt sie und lacht. Das Naschwerk muss sie im Moment allerdings noch zuhause kreieren, denn in ihrem Geschäft muss bis zur Nutzung noch vieles umgebaut werden.

Im Moment verfügt die „Zuckertüte“ noch nicht einmal über einen eigenen Eingang. Der 40 Quadratmeter große Laden ist eine alte Fleischerei, die zu einem Lebensmittelgeschäft gehörte, das vor dem Discounter Kodi an der Ecke Horster Straße/Lambertistraße ansässig war. Kodi hat diesen Teil der Ladenfläche nie genutzt. Nun wird der „verborgene“ Raum aus dem Dornröschenschlaf geholt und parallel mit der Kodi-Filiale (dort zieht das Textilhaus Dieler ein) aufwendig umgebaut – und zwar innen und außen. Dabei steht der Gründerin unter anderem auch ein Architekt zur Seite. Im Moment ist der Laden nämlich noch ein schäbig-gelb gekachelter Raum, der den Charme des Vergangenen versprüht. Aber Miriam Khodr weiß ganz genau, wie ihre „Zuckertüte“ nach den Umbauarbeiten aussehen soll. Schon im Juni soll die Eröffnung sein.

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