Gladbeck. Lärm, Vermüllung und Bedrohungen. Anwohner schildern die Lage am Problemhochhaus in Gladbeck als unerträglich. So reagieren Stadt und Polizei.
Bei den Nachbarn des Problemhochhauses Steinstraße 72 liegen die Nerven blank. „Hier herrscht Terror ohne Ende“, beschreibt Tobias Stolze als Sprecher der betroffenen Anwohner die Situation in Butendorf. Und er listet auf: Ruhestörungen, erneut illegale Geschäfte auf dem Parkplatz am Haus, Müll, der aus den Fenstern fliegt, und nicht zuletzt Bewohner des Problemhochhauses, die die Nachbarn beleidigen und bedrohen. Dass die Stadtverwaltung von einer derzeit „überschaubaren Beschwerdelage“ spricht, kann Stolze deshalb überhaupt nicht nachvollziehen.
Allein am vergangenen Wochenende haben Nachbarn des Hochhauses Steinstraße 72 mehrmals beim KOD und bei der Polizei angerufen
Allein am vergangenen Wochenende, so Stolze, habe er mehrmals sowohl beim KOD als auch bei der Polizei Vorfälle an der Steinstraße 72 gemeldet. „Das Katz-und-Maus-Spiel setzt sich fort. Die Polizei fährt wieder weg, und wenige Minuten später geht die Lärmbelästigung unvermindert weiter“, sagt Tobias Stolze. Auch andere Nachbarn hätten mehrmals die Polizei alarmiert. Von langer Dauer sei die Ruhe danach nie.
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„Wir sind alle der Meinung, dass die Situation noch viel schlimmer geworden ist“, betont Stolze. Und er nennt erschreckende Beispiele: Immer wieder sei es in jüngster Zeit vorgekommen, dass Bewohner des Hochhauses und deren Gäste sogar in den Gärten einiger Nachbarn uriniert hätten. „Spricht man sie darauf an, wird man beleidigt und bedroht. Ein Anwohner hat sich als Nazi beschimpfen lassen müssen!“
Die Anwohner halten die Vorfälle an dem Gladbecker Hochhaus auf Handyvideos fest
Vieles von dem, was an dem Hochhaus passiert, halten die Anwohner mittlerweile auf Handyvideos fest. Einige davon sind auch der Redaktion bekannt. Auf einem wirft ein Bewohner des Hochhauses einen großen Gegenstand aus dem vierten Stock, der mit einem lauten Knall im Hof vor dem Haus landet. Dass in unmittelbarer Nähe Menschen stehen und Autos parken, scheint niemanden zu stören. Auf zwei weiteren Videos schallt Musik aus dem Hochhaus – in einer Lautstärke, mit der man gut auch eine komplette Kirmes beschallen könnte.
Eine andere Aufnahme zeigt viele Menschen eng beieinander vor dem Haus. An die geltenden Corona-Regeln hält sich niemand. Vor etwa zwei Wochen, berichtet Stolze weiter, habe an dem Hochhaus eine große Hochzeitsfeier stattgefunden – mit entsprechender Beschallung bis in die Nacht. „Der Parkplatz war voller feiernder Menschen!“
Mit einer Verbesserung der Situation rechnet niemand
Dass sich die Situation an der Steinstraße 72 in absehbarer Zeit zum Besseren wenden wird, damit rechnet von den Anwohnern so recht niemand mehr. Und in dem Runden Tisch, an den die Stadtverwaltung Ende des Monats Mieter und Anwohner zum klärenden Gespräch bitten möchte, sieht Tobias Stolze auch kein geeignetes Mittel zur Glättung der Wogen. „In dem Haus gibt es Unruhestifter, mit denen man nicht reden kann und die auch gar nicht gesprächsbereit sind“, ist der Sprecher der Anwohner überzeugt. „Um hier Ruhe hereinzubekommen, muss die Stadt auch einfach mal zu härteren Maßnahmen greifen. Es geht einfach nicht, dass immer alles auf dem Rücken der Anwohner ausgetragen wird!“
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Stadtsprecher Davis Hennig reagiert überrascht auf die heftigen Aussagen der Nachbarn. Auch nach erneuter Nachfrage beim KOD könne er nur wiederholen, dass die Stadtverwaltung die Beschwerdelage an der Steinstraße nach wie vor aktuell als überschaubar einschätzt. „Und die Anwohner haben ja vor einiger Zeit auch selber erklärt, die Lage habe sich ein wenig verbessert“, betont Hennig. Natürlich nehme man die Beschwerden in Sachen Steinstraße 72 sehr ernst und sehe sich auch nach wie vor an der Seite der Nachbarn. „Wir gehen den Beschwerden ja auch nach. Eingreifen können KOD und Sicherheitsdienst aber immer nur dann, wenn auch etwas festgestellt wird.“ Auch der Verwaltung sei darüber hinaus aber klar, dass sich die Zustände dort „nicht von heute auf morgen ändern lassen“.
Polizei: Niemand muss sich beleidigen oder bedrohen lassen!
Die Polizei nimmt die Schilderungen der Anwohner zum Anlass, einen deutlichen Hinweis auszusprechen. „Niemand muss sich beleidigen oder bedrohen lassen. In so einer Situation sollte man immer die Polizei verständigen“, betont Polizeisprecherin Ramona Hörst. So wie auch die Stadt, habe die Polizei die Situation am Hochhaus Steinstraße im Auge. „Wir fahren dort auch regelmäßig ohne Anlass vorbei, einfach um Präsenz zu zeigen.“ Der Sommer sei allerdings auch die Zeit der steigenden Fälle von Ruhestörungen – nicht nur an der Steinstraße 72. Und je nach Einsatzlage könne die Polizei „auch nicht immer sofort alles stehen und liegen lassen, um zu einer Ruhestörung zu fahren.“
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