Gladbeck. Haben KOD und Polizei Angst, an der Steinstraße 72 in Gladbeck zu kontrollieren? Nein, betont der Erste Beigeordnete. Seine Argumente.

Im Moment geht es wohl überwiegend ruhig zu rund um das Hochhaus Steinstraße 72. Bei dem Wetter verlässt schließlich auch kaum einer seine Wohnung, wenn er nicht unbedingt muss. Zu Anfang der Corona-Pandemie im März war die Problemimmobilie verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, weil dort immer wieder gegen das Ansammlungsverbot verstoßen wurde.

KOD und auch die Polizei haben das Gladbecker Problemhochhaus im Blick

Größere Gruppen von Mietern, die sich ohne Abstand und ohne Mund-Nasen-Schutz auf dem Parkplatz und auf der Wiese an dem Hochhaus aufgehalten haben, haben die Anwohner aus dem Umfeld in Angst und Sorge versetzt.

Auch in der Silvesternacht hat der KOD an der Steinstraße 72 in Gladbeck kontrolliert, ob die Bewohner sich auch an die Corona-Regeln halten.
Auch in der Silvesternacht hat der KOD an der Steinstraße 72 in Gladbeck kontrolliert, ob die Bewohner sich auch an die Corona-Regeln halten. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Seitdem sind KOD und auch die Polizei regelmäßig an der Steinstraße 72 unterwegs, um die Situation im Auge zu behalten. Einige Anwohner sind aber weiterhin in Sorge. „KOD und Polizei fahren zwar an dem Hochhaus vorbei, manchmal halten sie auch auf dem Parkplatz an, verlassen aber oft nicht das Fahrzeug“, hat ein Anwohner (Name ist der Redaktion bekannt) beobachtet. Er fragt: „Haben unsere Ordnungshüter etwa Angst vor den Bewohnern?“

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„Natürlich hat da niemand Angst“, betont der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt. Aber für eine Kontrolle müsse es immer auch einen begründeten Anlass geben. Sei das nicht der Fall, bestehe auch kein Grund zum Aussteigen. „So wird im übrigen nicht nur am Hochhaus Steinstraße verfahren, sondern an anderen Stellen genau so“, ergänzt Stadtsprecher David Hennig. Die Kontrollen, die nach Auskunft von Rainer Weichelt nach wie vor fast täglich an der Steinstraße stattfinden, sind aber nur ein Ansatz zur Lösung des Problems.

Bei der städtischen Task Force „Problemimmobilien“ steht die Steinstraße oben auf der Liste

So zu sagen hinter den Kulissen wird bei der Stadtverwaltung schon seit langem ämter- und behördenübergreifend an einer Verbesserung der Situation sowohl für die Mieter in dem Hochhaus als auch für die Anwohnern gearbeitet.

Erster Beigeordneter Rainer Weichelt: „Es ist keine Lösung, jede Problemimmobilie unter Daueraufsicht der Polizei zu stellen.“
Erster Beigeordneter Rainer Weichelt: „Es ist keine Lösung, jede Problemimmobilie unter Daueraufsicht der Polizei zu stellen.“ © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Vom Bauamt, über das Jugendamt, das Jobcenter bis zum Zoll sind da viele Stellen involviert. Bei der städtischen Task Force „Problemimmobilien“ steht die Steinstraße 72 nämlich ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Und schon in absehbarer Zeit, eventuell sogar schon im nächsten Sicherheitsausschuss im März, hofft Weichelt auch weitere Schritte zur Problemlösung vorstellen zu können.

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Denn parallel zu dem von der für das Hochhaus zuständigen Immobilienverwaltung in Aussicht gestelltem Security Dienst für die Steinstraße 71, plant die Stadtverwaltung dort ein Quartiersmanagement zu etablieren, um so für bessere soziale Strukturen sorgen zu können. Das Hochhaus, so Weichelt weiter, befinde sich mittlerweile in einem „passabel bewohnbaren Zustand“. Und es gebe dort durchaus auch Mieter, die sich über das Fehlverhalten anderer Hausbewohner beschweren würden. „Da gibt es schon einmal Streit, der dann auch außen wahrgenommen wird.“

Keine Lösung: Jede Problemimmobilie unter „Daueraufsicht der Polizei“ zu stellen

Das Quartiersmanagement solle helfen, die Situation in dem Hochhaus besser in den Griff zu bekommen, aber auch den Anwohnern wieder ein Gefühl von mehr Sicherheit zu geben.

Vier Hochhäuser waren einmal geplant

Über 100 Wohnungen gibt es im Hochhaus Steinstraße 72. Die meisten Menschen, die dort wohnen stammen aus Osteuropa.

Anfang der 70er-Jahre bestand noch der Plan, vier dieser Hochhäuser in Butendorf zu bauen. Die drei weiteren sind jedoch nie realisiert worden. Was der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt aus heutiger Sicht sehr begrüßt.

Dazu, betont der Erste Beigeordnete, sei aber auch die Mitarbeit der Anwohner notwendig. Gedacht sei unter anderem an gemeinsame Veranstaltungen, Maßnahmen zur Stärkung des Umfeldes und Gesprächsrunden mit den Butendorfern. Weichelt sieht das Quartiersmanagement auch nicht nur als kurzfristigen Lösungsansatz an. Es sei vielmehr daran gedacht, so dauerhaft auf die Situation in Butendorf zu schauen.

Keine Lösung sei hingegen, jede Problemimmobilie „unter Daueraufsicht der Polizei zu stellen“. Da seien strukturelle Hilfen zielführender. Gestärkt werden soll übrigens außerdem auch die Arbeit der städtischen Task Force „Problemimmobilien“. Im neuen städtischen Haushalt soll eine zusätzliche Stelle für das Ordnungsamt verankert werden. Aufgabe: Die Arbeit der verschiedenen Stellen und Ämter an den Problemimmobilien der Stadt künftig besser zu koordinieren.

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