Gladbeck. Immer wieder bleiben Rehe an der Maschinenhalle Zweckel im Zaun stecken – und das kann tödlich enden. Schuld tragen meistens Menschen.
Eingeklemmtes Reh an der Frentroper Straße: Diese Einsätze bekommen die Mitglieder der FeuerwehrGladbeck immer wieder. Der Zaun an der Maschinenhalle Zweckel wird für Wildtiere häufig zur (tödlichen) Falle. Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck erklärt, warum das so ist und was der Mensch für das Rehwild tun kann.
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Erst am Wochenende waren Wehrleute wieder draußen an der ehemaligen Zeche, um ein Reh aus der Lebensgefahr herauszuholen, wie auch schon zu Ostern. „Meistens sind es junge Böcke, die sich mit ihrem Horn im Zaun verfangen“, so ein Feuerwehrmann. Große Probleme machten solche Rettungen gemeinhin nicht. Die Einsatzkräfte weiten die Stelle am Zaun: „Meistens flüchten die Tiere sofort nach ihrer Befreiung.“
Gladbeck: Laien sollten sich nicht an Befreiungsaktionen versuchen
So ganz auf die leichte Schulter nimmt Gerd Tersluisen derartige Aktionen hingegen nicht. Der Obmann für Öffentlichkeitsarbeit im Hegering Gladbeck warnt: „Es sind auch für die Feuerwehr keine einfachen Einsätze. Die Retter müssen das Tier beruhigen, indem sie den Kopf beispielsweise mit einem Tuch bedecken.“ Hüten müsse man sich vor den messerscharfen Gehörnspitzen. Also: Laien sollten den Profis das Feld in solch einer Situation überlassen.
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Noch besser wäre es jedoch, wenn es erst gar nicht zu derartigen Einsätzen käme. Und dazu könnte der Mensch viel beitragen, so Tersluisen. Der Experte erklärt: „In dem Waldstück an der Frentroper Straße tragen die Böcke, gerade in dieser Jahreszeit, ihre Territorialkämpfe aus. Der Testosteronspiegel steigt. Alte Böcke verjagen junge Böcke, die die Flucht ergreifen und auch die Straße überqueren.“ An sich kein Problem, eben Natur. Biete doch der Zweckeler Busch zwischen Uechtmannstraße und Kreuzung Arenbergstraße ein Reh-Paradies auf Erden.
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Wäre da nicht der Mensch. Tersluisen berichtet: „Mit Sicherheit hat das Rehwild in diesem Zaun einen Durchschlupf, den es auch kennt. Aber wenn in dem Gebiet viele Spaziergänger unterwegs sind, wie es gerade der Fall ist, sie nicht auf den Wegen bleiben und obendrein Hunde frei laufen lassen, wird’s heikel.“
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Das Rehwild werde gestört oder sogar gehetzt. In Panik nehmen die Tiere kopflos Reißaus und finden dann ihre gewohnte Lücke im Zaun nicht, so dass sie in die Klemme geraten. „Handelt es sich um eine Ricke, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sie von Hunden gejagt wurde“, sagt der Fachmann. Er weiß auch von Fällen ohne Happy End für das Wild zu berichteten: Einmal hat sich ein Bock in seinem Gefängnis das Genick gebrochen.
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Gefahr: Wildunfälle
Jahr für Jahr geschehen in Gladbeck 20 bis 25 Wildunfälle, so Fachmann Gerd Tersluisen. Meistens handele es sich um Autokollisionen mit Rehwild. „Die vielen Hasen zählen wir gar nicht.“ Seltener stoßen in unseren Gefilden Fahrzeuge mit Wildschweinen zusammen oder prallen Vögel gegen Windschutzscheiben.
Tersluisen: „Gerade jetzt passieren viele Wildunfälle.“ Deshalb sollten Autofahrer die Wildwechsel-Warnschilder beherzigen und sehr aufmerksam unterwegs sein. Bei einer Begegnung mit einem Tier auf der Straße gilt: stark bremsen, das Licht abblenden und hupen. Ausweichmanöver sind sehr riskant und deswegen zu vermeiden.
Kommt es dennoch zu einem Zusammenstoß, ist der Unfallort abzusichern. Die Polizei muss informiert werden. Sie stellt eine Bescheinigung für die Versicherung zur Schadensregulierung aus. Verboten ist es, das tote Tier mitzunehmen.
Für Hunde mag die Hatz ein abenteuerliches Spiel sein. Dabei steht der Sieger allerdings von vornherein fest: das enorm schnelle Reh. „Felix, Otto und wie sie alle heißen“ kehren trotzdem stolz wie Oscar zu Herrchen und Frauchen zurück: „Rehe verausgaben sich jedoch in Bedrängnis völlig.“ Menschen, die im Zweckeler Wäldchen Erholung suchten, sollten sich bewusst sein, dass hier Wildtiere zuhause sind. Der Hegering-Sprecher: „Auch wenn man sie nicht sieht: Das Gebiet ist voll davon.“ Nicht nur für Rehe, sondern auch für Hasen stellen freilaufende Hunde eine Gefahr dar. Deswegen mahnt Tersluisen Spaziergänger: „Bitte nehmt Eure Hunde an die Leine und bleibt auf den Wegen!“
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„Wald und Feld verwandeln sich jetzt in eine riesengroße Kinderstube, ohne dass wir Menschen das überhaupt mitbekommen“, sagt Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck. Das soll allerdings keineswegs als Aufforderung zur Suche nach dem tierischen Nachwuchs zu verstehen sein. Im Gegenteil. Denn: „Wildtiere brauchen jetzt besonders viel Ruhe!“
Die Natur in Gladbeck wird zur tierischen Kinderstube
Kitze, junge Feldhasen und viele Bodenbrüter liegen gut getarnt in ihren „Kinderzimmern“ und sollten nicht gestört werden. Deshalb bitten Jäger und Naturschützer wie Gerd Tersluisen ihre Mitmenschen eindringlich: „Verlassen Sie die Wege nicht, dann bleiben die Tiere cool. Leinen Sie Ihre Hunde unbedingt an!“
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Abfälle sollten nicht in der Natur landen, weil „Verpackungsmüll stets gefährlich für Wildtiere ist“. Der Hegering-Experte: „Mal ehrlich: Was auf dem Heimweg mitgebracht werden konnte, passt auch auf dem Rückweg wieder in einen Tragebeutel!“