Gladbeck. In Gladbeck stellen Bauern an Feldern Rascheltüten auf, um das Wild zu vertreiben. Zum Schutz der Tiere kommen auch Drohnen zum Einsatz.
Wenn die Mähmaschinen auf den Feldern zum Einsatz kommen, befinden sich Rehkitze in höchster Gefahr – und Landwirte in Alarmbereitschaft. Wollen sie doch, dass keines der Jungtiere bei der Mahd zu Tode kommt. Altbauer Theo Im Winkel und seine Kollegen haben so ihre Methoden, um die Jungtiere zu schützen. Diese Vorkehrungen fruchten offensichtlich. Im Winkel kann melden: In diesem Jahr fiel seines Wissens bislang kein Kitz den Schneidwerken zum Opfer.
Gladbeck: Landwirte und Jäger spüren Rehkitze in den Feldern auf
Dafür tun die Gladbecker Landwirte auch einiges. „Alle beteiligen sich daran“, sagt Theo Im Winkel – Bauer und Jäger in einer Person. Er geht mit dem Hund die Felder ab, um versteckte Kitze ausfindig zu machen und aus der Gefahrenzone zu bringen. Auch Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck macht sich mit anderen Jägern auf den Weg, sucht Flächen ab.
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Nicht nur das: Landwirte postieren Rascheltüten. Das Zusammenspiel von Bewegung und Geräusch vertreibt die Rehe. Im Winkel erzählt: „Wir stellen spätabends etwa 50 Meter entfernt vom Randweg im Feld Dachlatten auf.“ Daran befestigen die Kitz-Schützer Kunststoffbeutel. Auch Flatterband erfüllt seinen Zweck. „Dadurch werden die Tiere abgeschreckt. Die Ricken meiden diese Flächen und führen ihre Kitze an andere Stellen“, sagt der Landwirt.
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Eines sei bei diesem Prinzip allerdings zu beachten, unterstreicht der Fachmann: Der Schutz der „Marke Eigenbau“ darf erst kurz vor dem Mähen aufgebaut werden. Denn: „Die Tiere gewöhnen sich daran und beachten die Stangen mit dem Kunststoff dann nicht mehr.“ Zu viert bringen Theo Im Winkel und Kollegen die Rascheltüten an.
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Die Arbeit eines Landwirts ist witterungsabhängig. Aber er muss Bescheid geben, wenn er mähen möchte, damit die Schutzvorkehrungen getroffen werden können. „Das funktioniert. Die Landwirte melden sich rechtzeitig“, berichtet Theo Im Winkel. Schließlich seien sie daran interessiert, „dass nichts passiert“. Der Altbauer erläutert: „Wir wollen ja auch kein totes Wild im Futter haben. Das kann zu Vergiftungen führen.“ Der Fachmann spricht von Botulismus.
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Bitte nicht anfassen!
Wer ein Rehkitz oder ein anderes Wildtier entdeckt, sollte es auf keinen Fall berühren. Geschweige denn, es mit nach Hause nehmen. Eindringlich bittet Gerd Tersluisen, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Gladbeck, um die Beachtung dieser Faustregel. Laien sollten es Fachleuten wie Jägern überlassen, die Tiere in Sicherheit zu bringen.
Mit Hilfe der Polizei lassen sich die zuständigen Experten in Erfahrung bringen. Diese schreiten dann zur Tat. „Wir fassen beispielsweise die Kitze mit großen Büscheln Gras an“, so Tersluisen. Auf diese Weise können die Tiere aus der Gefahrenzone gebracht werden. Dort, am Rande der Felder, finden die Ricken ihren Nachwuchs wieder.
Gerd Tersluisen erklärt: „Ricken legen ihre Kitze ab, bewachen und tränken sie.“ Insbesondere in dieser Phase sind die ganz jungen Rehe stark gefährdet. „Nach etwa 14 Tagen, also wenn sie älter sind, flüchten sie eigenständig, beispielsweise wenn sie Lärm wahrnehmen.“ Danach finden Kitz und Muttertier wieder zusammen.
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Kreisbauernschaft und Jägerschaft empfehlen, so Tersluisen: von innen nach außen mähen. Denn: „Auf diese Weise stehen den Tieren die Fluchtwege an die Feldränder offen.“ Diese Arbeitsweise wird laut Theo Im Winkel praktiziert.
Drohnen seien ebenfalls schon zum Einsatz gekommen, um Wildtiere in ihren Verstecken aufzuspüren. Dabei geht es keineswegs nur um Rehkitze. Gerd Tersluisen: „Besonders gefährdet sind Hasen, die am häufigsten Opfer sind.“ Der Jäger zum Hintergrund: „Sie vertrauen ihrer Tarnfärbung und sitzen Gefahren aus.“ Doch den Wettlauf zwischen Maschine und Hase verlören nicht selten die Langohren.
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