Gladbeck. Große Gruppen ohne Masken und Abstand: Mit steigenden Temperaturen vergessen viele Menschen alle Corona-Regeln. Das ist nun in Gladbeck geplant.
Jeden Abend das gleiche Bild, seit Wochen schon: Auf beiden Seiten der Humboldtstraße treffen sich junge Männer, stehen in Gruppen am Zugang zum Goetheplatztunnel, sitzen dicht beieinander auf den Fensterbänken der Humboldt-Buchhandlung, rauchen, trinken, plaudern, lachen . . . Abstand? Masken? Fehlanzeige. Niemand traut sich offenbar, sie auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen. Und wenn ein Streifenwagen in Sicht ist, verschwinden die meisten schnell im Goetheplatztunnel.
Mit den steigenden Temperaturen sind weitere beliebte Treffpunkte hinzugekommen. Jugendliche, Mädchen wie Jungen, haben beispielsweise den Rathauspark für sich entdeckt, sitzen dicht an dicht auf den Stufen des Hallenbades oder präsentieren ihr Geschick auf Skateboards und Rollern. Auch dort hält sich niemand an das Abstandsgebot, und Masken sieht man allenfalls unter dem Kinn. Ein paar Meter weiter, im Jovypark, haben Erwachsene Decken auf der Wiese ausgebreitet, trinken, essen, haben Spaß, die Kinder spielen. Dass sich aktuell ein Hausstand nur mit einer weiteren Person treffen darf, interessiert niemanden.
Stadtverwaltung: Der KOD hat die Treffpunkte im Blick
Mit Beginn der Osterferien ist auch die Zahl der jungen Leute, die sich auf der Skateranlage in Butendorf vergnügen und dort auf Bänken und Wiesen „abhängen“, deutlich gestiegen. Auch für sie ist Corona offenbar kein Thema. Polizeihauptkommissar Rüdiger Kümmel: „Ich kontrolliere fast täglich, manchmal zwei Mal, die Einhaltung der Coronavorschriften auf der Skateranlage im Stadtteilpark Butendorf“, sagt er. „Selbstverständlich müssen Jugendliche und Erwachsene dort Masken tragen, wie auf allen Freizeit- und Spielflächen.“ Auf den Wiesen im Stadtteilpark allerdings gelte das nicht. Dort müssten lediglich die Abstandsregeln eingehalten werden und die Höchstzahl der Personen, die sich treffen dürfen.
An der Skateranlage weise die Stadtverwaltung mit Schildern auf die Maskenpflicht hin, „allerdings werden die immer wieder abgerissen“, hat Rüdiger Kümmel beobachtet. „Und wenn die jungen Leute mich kommen sehen, ziehen sie die Masken schnell hoch.“ Es sei nahezu unmöglich, die Einhaltung der Vorschriften durchzusetzen.
Im Rathaus kennt man all die beliebten Treffpunkte, von denen es noch etliche andere gibt. Die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes hätten sie im Blick, so wie das gesamte Stadtgebiet, sagt Christiane Schmidt, Kommunikationschefin der Stadtverwaltung.
Seit Montag ist einiges nur noch mit Negativ-Test möglich
Seit Montag ist in Gladbeck bekanntlich, in Übereinstimmung mit dem Kreis Recklinghausen, eine Öffnung von Handel und Dienstleistung mit Testoption möglich, obwohl die 100er-Inzidenz überschritten ist.
Auch Einrichtungen wie die Stadtbücherei, der Bücherbus, das Museum und das Archiv können so öffnen. Geschlossen werden aber ab sofort die städtischen Sportanlagen für die Öffentlichkeit. Dort dürfen in Gruppen nur vereinsangehörende Kinder bis zu 14 Jahren trainieren.
Bei Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung würden Bußgelder fällig. Auch an der Humboldtstraße seien Bürger schon zur Kasse gebeten worden. Christiane Schmidt: „Aber auch hier gilt: Wir können nicht immer und überall tätig sein.“
Mitarbeiter der städtischen Freizeittreffs sollen die jungen Leute sensibilisieren
Mit Blick speziell auf Kinder und Jugendliche setzt die Stadtverwaltung jetzt zusätzlich auf die Teams aus den städtischen Freizeittreffs. Acht Mitarbeiter und ein Bufdi sind im gesamten Stadtgebiet unterwegs, insbesondere in den Parks, auf Spielplätzen und an der Skateranlage, um junge Leute für die Einhaltung der Corona-Regeln zu sensibilisieren, aber auch als Ansprechpartner in der Krise.
Von Sanktionen sieht man in diesen Fällen ab. Bürgermeisterin Bettina Weist: „Für Kinder und Jugendliche ist die Krise eine schwierige Zeit, sie verlangt ihnen alles ab. Deshalb werden wir mit unserem Streetwork noch näher an ihnen sein, aufklären und beraten.“ An alle Bürger der Stadt appelliert Bettina Weist, sich auch an den bevorstehenden Feiertagen an die Coronaregeln zu halten. Sie bittet, die Kontakte zu reduzieren und auch beim Osterspaziergang an Abstand und Maske zu denken.