Gladbeck. Die alte Wegeverbindung nach Buer hieß ganz früher Feld- und Ackerstraße, unter den Nazis Knickmannstraße. Seit der A2-Verbreiterung zweigeteilt.
Die Straße „Im Linnerott“ auf der Grenze zwischen Butendorf und Brauck – eine von mehr als 300 Straßen in Gladbeck – ist ursprünglich eine ganz alte Wegeverbindung Richtung Buer-Heege, hatte mehrere Namen und ist seit Ausbau der Autobahn A2 Ende der 80er Jahre zweigeteilt und an ihrem westlichen Teil abgebunden.
Die insgesamt rund 1,2 Kilometer lange Straße zwischen Horster Straße und der Stadtgrenze zu Buer (hier geht sie in den Hegemannsweg über) hieß laut Stadtarchiv bis 1906 Feld- später Ackerstraße. Ob oder welchen Namen sie vorher hatte, ist nicht bekannt.
Die Straße Im Linnerott hieß in der Nazizeit Knickmannstraße
Zu Beginn der NS-Zeit, im Juli 1933, erhielt die Straße den Namen Knickmannstraße: Mit dem Namen erinnerten die Nazis an Ludwig Knickmann aus Buer, Freikorps- und seit 1922 NSDAP-Mitglied. Zu Beginn der Ruhrbesetzung Anfang 1923 baute er den „Stoßtrupp Buer“ auf und führte ihn an. Bei einem Zusammenstoß mit einer belgischen Patrouille im Juni 1923 wurde er angeschossen. Bei der Flucht durch die Lippe ertrank er. Die NS-Propaganda stilisierte ihn zum „Märtyrer der Bewegung“ und benannte die Straße nach ihm.
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Die Alliierten machten dies schon am 9. Mai 1945, nur eineinhalb Monate nach dem Einrücken in Gladbeck, mit der berühmten Direktive Nr. 30 (mit der Erinnerungen an die NS-Zeit aus dem Straßenbild getilgt wurden) rückgängig und benannten die Straße um in „Im Linnerott“.
Linnerott geht auf einen Flur- und Hofnamen zurück
Der Name geht auf einen alten Flur- und Hofnamen zurück. Laut Heimatexperten Heinz Enxing taucht der Name in der ältesten Karte Gladbecks von 1823 nicht auf, wohl aber ähnlich klingende Namen wie Linderfeld, Linderbusch und Linschen. Zuletzt gab es dort den Hof Linderoth, in dem sich der Begriff der „Lindenrodung“ verbirgt. Vom Linderoth stammt der Franziskanerbruder Hugo Linderath (später auch Linderoth genannt). Der gebürtige Gladbecker (1828-1906) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und schuf einige sakrale Werke von Bedeutung.
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Als Ende der 1980er Jahre die A2 erweitert wurde, verschwand die Kreuzung Linnerott/Landstraße: Auf ihr wurden die breiteren Brückenpfeiler errichtet. Seitdem ist die Straße zweigeteilt: 800 Meter von der neu und ein wenige nach Norden verlagerten Einmündung zur Landstraße bis zu Stadtgrenze; und 400 Meter von der Horster Straße bis kurz vor der Landstraße. Ab Herbertstraße ist sie seitdem Sackgasse. Nur noch ein Fuß- und Radweg schafft die Verbindung zur Landstraße.
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In diesem Teilstück entwickelte sich die Straße von Anfang an städtisch, hier liegt auch die einstige Kreuzschule (unweit der Heilig-Kreuz-Kirche), die spätere Hauptschule Butendorf, die auch schon lange Geschichte ist. Der östliche Teil war und blieb eher ländlich geprägt.
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