Gladbeck. Das neue Vorstandsduo Marcus Steiner und Jan Büser führt das örtliche Geldinstitut durch die Corona-und Nullzinskrise. Dresscode wurde geändert.

Der eine ist schon seit gut zehn Jahren bei der Sparkasse Gladbeck, der andere erst seit dem 1. Januar 2021. Beide stehen sie seit Jahresbeginn an der Spitze des kommunalen Kreditinstituts. Marcus Steiner, der 46-jährige Vorstandschef und Nachfolger des ehemaligen Sparkassenchefs Ludger Kreyerhoff, kam im Oktober 2010 zur Sparkasse nach Gladbeck, war zunächst Bereichsleiter und rückte 2017 als Nachfolger von Walter Pietzka in den Vorstand auf. Jan Büser, 45 Jahre alt, setzte sich im vergangenen Jahr unter 38 Bewerbern durch, als die Sparkasse einen weiteren Vorstand suchte. Nach 100 Tagen im Amt zogen die beiden im Gespräch mit der WAZ eine erste, durchaus zufriedene Bilanz ihrer Arbeit als Lenker der traditionsreichsten Gladbecker Bank. Es gab mit ihrem Amtsantritt sogar eine Überraschung.

Denn eine der ersten Maßnahmen des neuen Vorstands war ein neuer Dresscode für das Sparkassenteam. Wichtigstes Element: Die Krawatte kann bei den männlichen Mitarbeitern im Schrank bleiben. „Wir stellen uns etwas moderner auf“, so Marcus Steiner. Man wolle nicht generell mit dem Altbewährtem brechen, aber sich etwas „moderner und offener“ geben. Dazu gehöre auch, dass es den Mitarbeitern freigestellt sei, ob sie sich die Krawatte zum Kundengespräch umbinden oder nicht. Und für alle Fälle liegt nun bei allen Männern ein einheitlicher Sparkassen-Schlips in der Schublade.

Neuer Sparkassen-Dresscode kennt keinen Krawattenzwang mehr

Vorstandschef Marcus Steiner (r.) und Vorstandsmitglied Jan Büser bei einem Blick in die Kundenhalle der Hauptstelle in Stadtmitte.
Vorstandschef Marcus Steiner (r.) und Vorstandsmitglied Jan Büser bei einem Blick in die Kundenhalle der Hauptstelle in Stadtmitte. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Büser: „Unsere Mitarbeiter gehen mit dem neuen Dresscode verantwortungsvoll um und haben schon selbst das Gefühl, wann und wo die Krawatte nötig ist.“ Ansonsten wolle man aber durchaus dynamischer und locker statt steif und traditionell rüberkommen, so Steiner. Allerdings hat der Mut zum neuen Kleidungsstil auch seine Grenzen: Flipflops, löchrige Jeans, Spaghetti-Shirts oder gar kurze Hosen gehören auch künftig nicht zum Dress der Sparkassen-Mitarbeiter. Erste Reaktionen aus dem Team seien positiv, so die Sparkassenchefs. „Die Veränderung wird durchweg begrüßt, es scheint, als habe man drauf gewartet.“

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Geschäftlich dreht sich bei der Sparkasse in den vergangenen Monaten natürlich alles weiter um Corona und die Nullzinsphase. „Beim Thema Corona haben wir durchaus auch profitiert, weil wir für gewerbliche Kunden bei der Beantragung und Auszahlung von Corona-Förderdarlehen von der KfW-Bank, aber auch bei der Abwicklung von Corona-Soforthilfen beteiligt waren“, so Sparkassenchef Steiner. Für Firmen wurden so 8 Millionen Euro Fördergelder von der KfW-Bank akquiriert und ausgezahlt – im Schnitt waren es 130.000 Euro pro Antragsteller.

Sparkasse schrieb neun Millionen Euro Corona-Soforthilfen auf Konten gut

Aus Corona-Schutzgründen ist die Schalterhalle der Sparkasse derzeit mit einem Einbahnsystem ausgestattet worden.
Aus Corona-Schutzgründen ist die Schalterhalle der Sparkasse derzeit mit einem Einbahnsystem ausgestattet worden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Noch umfangreicher war die Summe bei den Corona-Soforthilfen, die über Sparkassen-Konten an ihre Empfänger gingen: 9 Millionen Euro für 780 Kunden – etwa 11.000 Euro pro Konto. Außerdem habe man, erläutert Büser, als hauseigene Hilfe Tilgungen bei laufenden Krediten ausgesetzt. Auch die Kontokorrentlinien seien dort, wo es vertretbar war, ausgeweitet worden. „Und außerdem haben wir – wo es sinnvoll war – natürlich eigene Finanzmittel für Kredite bereitgestellt.“

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Überhaupt habe im Jahr 2020 das Kreditneugeschäft zugelegt – 120 Millionen Euro. Damit wuchs das Kreditvolumen – aber nur um 1,3 Prozent, da, so Steiner, viele Kunden bestehender Kredite im vergangenen Jahr die Gelegenheit nutzten, hohe Sondertilgungen vorzunehmen, was einen deutlich höheren Mittelrückfluss zu Folge hatte als ursprünglich geplant.

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Die Spareinlagen der Sparkassen-Kunden wuchsen 2020 beträchtlich

Weiterer „Corona-Effekt“: Die Leute sparten im vergangenen Jahr viel mehr als üblich, das spürte die Sparkasse durch ein dickes Plus bei den Spareinlagen: Die wuchsen um satte 11,5 Prozent oder um 70 Millionen Euro. Steiner. „Üblich war in den vergangenen Jahren ein durchschnittliches Plus von nicht über fünf Prozent.“ Überhaupt sei die Sparquote (der Anteil, der vom Einkommen zurückgelegt wird) auf 16,3 Prozent gestiegen, im Jahr zuvor lag sie bei 10,9 Prozent. Der Sparkassenchef erwartet, da die Menschen Geld auf die hohe Kante gelegt haben, Nachholeffekte in Sachen Konsum und Reisen – wenn erstmal die Corona-Krise vorbei sein sollte.

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Eines stellten die beiden Sparkassen-Vorstände noch einmal klar: Auch wenn die Sparkasse selbst einen Strafzins bei der EZB für Einlagen zahlen muss – für Privatkunden wird es vorläufig beim Gladbecker Institut kein „Verwahrentgelt“ geben. Allerdings für gewerbliche Kunden: Die müssen schon seit dem 1. Januar 0,5 Prozent für Gelder über 100.000 Euro zahlen – die Grenze war zum Jahreswechsel von 1 Million Euro auf 100.000 Euro gesenkt worden. Sparkassenchef Steiner stellt klar: „Wir verdienen daran nichts!“

Auszeichnung für die Sparkasse

Die Sparkasse Gladbeck freut sich, zum vierten Mal in Folge Testsieger beim „Focus Money CityContest“ geworden zu sein. Sie setzte sich, so die Sparkassenvorstände Marcus Steiner und Jan Büser, mit Bestnoten im Privatkundengeschäft „erneut an die Spitze der getesteten Banken“. Im regionalen Test wurden fünf Finanzdienstleister verglichen.

„Die erneute Auszeichnung bestätigt sowohl die Beratungsqualität als auch die Kompetenz und den Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, äußern sich die Sparkassenchefs stolz.