Gladbeck. In Gladbeck dürfen Kunden mit Termin und einem negativen Corona-Test auf Shoppingtour gehen. Warum Händler vom ersten Tag enttäuscht sind.

Ginge es nach der Inzidenz, hätten Geschäfte in Gladbeck am Montag nicht öffnen dürfen, auch hier hätte zu einem harten Lockdown zurückgekehrt werden müssen – doch der Kreis Recklinghausen nutzte die Möglichkeit des Landes, das Ausnahmen bei der Corona-Notbremse gewährt. Mit einem tagesaktuellen negativen Coronatest können Kunden somit weiterhin auf Shoppingtour gehen. Das Deutsche Rote Kreuz, das an zwei Stellen die kostenlosen Tests anbietet, hat am Montag einen regelrechten Ansturm verzeichnet. Die Händler allerdings sind alles andere als zufrieden.

Allein am Montag kamen 360 Menschen zu den beiden Teststellen des DRK, um anschließend ihre Termine im Baumarkt, beim Optiker oder bei der Kosmetikerin wahrnehmen zu können. Die Kapazitäten sollen daher nun ausgeweitet werden. „Dienstag und Mittwoch sind wir von 9 bis 18 Uhr an der Bottroper Straße und von 7 bis 13.30 Uhr an der Europastraße im Einsatz“, so DRK-Chef Wilhelm Walter. In der Vergangenheit testeten die Mitarbeiter dort nur bis zum Mittag. „Ich gehe davon aus, dass wir 1000 bis 1200 Tests pro Tag machen können“, so Walter. Abgewiesen werde niemand. Auch, wer ohne Termin kommt, kann sich noch vor Ort registrieren lassen.

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DRK erwartet großen Andrang vor Ostern

Walter rechnet damit, dass auch in den kommenden Tagen der Andrang an den Testzentren groß sein wird. „Einige Ärzte, die ebenfalls Corona-Tests anbieten, sind in den Osterferien“, so der DRK-Chef. Viele aber wollen sich vor den Feiertagen testen lassen. „Wir machen Ostersamstag eine Sondertest-Aktion.“ Die Zeiten an der Bottroper Straße werden von 9 bis 16.30 Uhr ausgeweitet, eventuell wird auch an der sonst samstags geschlossenen Station an der Europastraße getestet. „Der Bedarf ist da.“ Der Test gebe den Menschen ein Stück Sicherheit, „gerade vor Ostern bei Verwandtenbesuchen“. Einige Gladbecker würden das Angebot des DRK mehrmals pro Woche nutzen. Positive Testergebnisse gebe es „relativ selten“, sagt Wilhelm Walter.

Einige Kunden musste Stephan Ignatzy, Inhaber von Stil Vest, am Montag wieder nach Hause schicken, da sie ohne negativen Corona-Test nicht in seinen Laden durften. Mit im Bild: seine Mitarbeiterinnen Alexandra Marga- Schaumberg und Bettina Murlat.
Einige Kunden musste Stephan Ignatzy, Inhaber von Stil Vest, am Montag wieder nach Hause schicken, da sie ohne negativen Corona-Test nicht in seinen Laden durften. Mit im Bild: seine Mitarbeiterinnen Alexandra Marga- Schaumberg und Bettina Murlat. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Stephan Ignatzy, Inhaber des Modegeschäftes Stil Vest, ist sich sicher: Die Vorlage eines Corona-Tests hält die Kunden vom Einkauf ab. „Einkaufen muss schön sein, jetzt wird es nur verkompliziert.“ Die aktuelle Strategie sei „ein Konjunkturprogramm für Amazon, Zalando und Co.“. Er plädiert dafür, gut sichtbar, an zentraler Stelle in der Innenstadt, einen Test-Container aufzustellen. Zwar sei das Testzentrum des DRK an der Bottroper Straße nicht weit entfernt, aber: „Davon müssen die Kunden erst einmal wissen.“

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Auch Elke Schmidt, Inhaberin des Modegeschäft Klecks Fashion an der Goethestraße, bezeichnet die neue Regelung, wonach nur Kunden mit einem Negativ-Test in den Laden kommen können, als „Katastrophe“. Das Problem: Die meisten Kunden wissen gar nicht, dass sie einen negativen Corona-Test vorlegen müssen, bevor sie das Geschäft betreten dürfen. „Viele sind erbost, gehen kopfschüttelnd wieder weg“, berichtet Schmidt. Ein Kunden, den sie erst zum Test schicken müsse, komme nicht wieder. „Das wäre so, als ob ich kein EC-Gerät hätte und den Kunden erst zur Sparkasse schicken würde, damit er Geld abholt.“ Zudem gebe es zu wenige Teststellen, bemängelt sie.

Das sieht Georg Hahne, Einzelhandelsvorsitzender, anders. „Die Testmöglichkeiten, die wir in der Innenstadt haben, sind ausreichend.“ Ein zusätzliches Angebot, wie zunächst von Stadtverwaltung und Händlern angedacht, sei aus seiner Sicht derzeit nicht nötig. Hinzu komme: „So wie die Diskussion derzeit in der Politik geführt wird, müssen wir nach Ostern eh wieder schließen. Für die eine Woche brauchen wir uns daher nicht wahnsinnig viele Gedanken machen.“