Gladbeck. Beruf, Haushalt, Kinder. Gewalt. Die Pandemie belastet Frauen ganz besonders. Zum Weltfrauentag machen diese Gladbecker Frauen darauf aufmerksam.
„Wir hatten viele Ideen“, sagt Ulla Habelt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gladbeck mit Blick auf den Internationalen Frauentag am Montag, „vieles davon musste wegen Corona verworfen werden“, bedauert sie. Deshalb haben sie und andere aus der Not eine Tugend gemacht: „Wir sind viel digitaler geworden“, stellt sie fest.
Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt: Weltfrauentag nicht für Werbezwecke instrumentalisieren
Leider werde der 8. März aber zunehmend für Werbezwecke instrumentalisiert, sagt Ulla Habelt, dabei sei es an diesem Tag in erster Linie wichtig, auf die Frauenrechte hinzuweisen: „Dies gilt auch für das Berufsleben, denn es sind hauptsächlich die Frauen, die in Zeiten von Homeoffice und Homeschoolingversuchen, diese Anforderungen mit ihrer Berufstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Oft bedeutet das einen Rückfall in tradierte Rollenbilder.“ Frauen fühlten sich eher verantwortlich, so Ulla Habelt: „Am 10. März ist Equal Pay Day, da geht’s um gerechte und gleiche Bezahlung. Das gehört auch dazu.“
Ähnliches haben die Mitarbeiterinnen der Gladbecker Frauenberatungsstelle festgestellt: „Die Pandemie ist mit ihren Auswirkungen insbesondere für Frauen sehr belastend“, sagt Saskia Meyer: „Sie arbeiten häufig in systemrelevanten Berufen und sind somit doppelt benachteiligt, wenn auch das häusliche Leben auf ihren Schultern lastet, wie Studien mittlerweile belegen.“ Sie und ihre Kolleginnen wollen Frauen Mut machen. Dazu haben sie sich eine „Taschenaktion“ einfallen lassen. 500 Papiertüten, gefüllt mit kleinen Aufmerksamkeiten, werden seit Tagen schon an Mitarbeiterinnen von Seniorenheimen, Schulen und dem St. Barbara Hospital verteilt. Am Weltfrauentag folgen das Eduard-Michelis-Haus und die Lambertischule.
Was Frauen in dieser Pandemie leisten, muss gesellschaftlich und politisch deutlicher gewürdigt werden
„Was Frauen in dieser Pandemie leisten, muss gesellschaftlich und politisch deutlicher gewürdigt werden“, ist Saskia Meyer überzeugt. Auch das Thema der häuslichen Gewalt sei gerade in Pandemiezeiten sehr relevant. Jede vierte Frau sei davon betroffen: „Die Frauenhäuser erlebten während des ersten Lockdown eine relativ ruhige Zeit“, hat Saskia Meyer erfahren, „weil die Frauen keine Möglichkeit hatten, sich zu melden.“ Ab den ersten Lockerungen sei dann ein massiver Anstieg zu verzeichnen gewesen. „Das ließ sich deutlich an der Zunahme unserer Beratungen ablesen“, so Saskia Meyer.
Ähnliches hat Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt beobachtet und dabei festgestellt: „Ausmaß und Schwere der Taten haben drastisch zugenommen.“Auch Ulrike Kieslers-Tenk, Vorsitzende der Frauen-Union in der Gladbecker CDU, hat mobil gemacht. Unter dem Motto „Unsere Rechte sind nicht verhandelbar“, haben sie und ihre Mitstreiterinnen mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten in Fotocollagen ihre Forderungen formuliert.
Viele Gladbecker Frauen beteiligen sich an der Fotoaktion zum Weltfrauentag
Historisches
Der Internationale Frauentag wurde 1975 von den vereinten Nationen (UN) auf das Datum 8. März festgelegt und wird seitdem als „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ jährlich gefeiert.
Ursprünglich ist er bereits 1910 aus einer Initiative der deutschen Politikerin Clara Zetkin (1857–1933) im Kampf um Gleichberechtigung hervorgegangen. Mitte 1975 wurde in Mexiko-Stadt die erste UN-Weltfrauenkonferenz abgehalten.
Die Fotos wurden vielfach geteilt und weiter verbreitet, so sind die Frauen im Schützenverein Rentfort 1898 genauso dabei wie die ansässige Siedlergemeinschaft, aber auch Einzelpersonen, wie die Falknerin Sabine Ehmanns Kramp und die Caféinhaberin Sonja Petri. Kieslers-Tenk versteht ihre Aktion als „Weckruf“, indem sie ihr Gesichter verleiht, die vielen bekannt sind. Der Appell aller lautet: „Wir Frauen stehen zusammen! Zum Weltfrauentag treiben wir weiterhin die bisher erreichte Gleichberechtigung voran und fordern dort gleiches Recht, wo dies noch nicht umgesetzt ist. Wir stehen für gleiche Möglichkeiten im Beruf und gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung (…) Wir fordern sie ein für eine selbstbestimmte Zukunft.“
Die digitale Sonderausstellung „FrauenLeben in Gladbeck“, die ab dem 8. März zu sehen ist, ist in Kooperation mit dem städtischen Museum entstanden. Viele Gladbeckerinnen haben dafür Fotos zusammengetragen, ihre Geschichten aufgeschrieben und somit ein facettenreiches Bild lokaler Geschichte aus Frauensicht dokumentiert.
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