Gladbeck. Schlüsselübergabe für das neue Heisenberg-Gymnasium in Gladbeck ist am 11. März. Die WAZ erhielt exklusive Einblicke in die neuen Schulräume.
In Sachen Gladbecker Schullandschaft ist es ein Schritt in die Zukunft und Moderne, der mit der Schlüsselübergabe am 11. März vollzogen wird. Dann ist Bettina Weist als Bürgermeisterin Hausherrin über das neue, städtische Heisenberg-Gymnasium. Beim Rundgang mit Bildungsamtschefin Silke Döding schaute sie schon mal vorab nach dem Rechten. Das Gebäude bietet einige Überraschungen, die moderne Pädagogik und Aufenthaltsqualität im ersten Ganztagsgymnasium der Stadt widerspiegeln.
Zunächst aber zum Gebäudekomplex selbst: Aus Richtung Innenstadt sind die beiden viergeschossigen, quadratischen und miteinander verbundenen Hauptgebäude kaum zu sehen. Noch versperrt der Altbau den Blick auf die dunkelrote Klinkerfassade des neuen „Heisenberg“. Wie alle Farben und Baustoffe wurde das Außenkleid in der Planungsphase vom Architekturgremium ausgewählt, das mit Vertretern aus den beteiligten Fachämtern der Stadt, der Heisenberg-Schulgemeinde (darunter Eltern- und Schülervertretern) sowie weiteren Fachleuten besetzt war. Außen bettet die Optik den Schulbau quasi in Ruhrgebietstradition ein, „denn rote Klinker sind ja auch in vielen Zechensiedlungen verwendet worden“, erklärt Björn Dadek vom Immobilienamt.
Betonarchitektur mit Loft-Charakter und mediterranen Momenten
Ganz anders als dieses Malocher-Kleid wirken hingegen die mild-sandfarbenen Klinker der Innenfassade in den Lichtschächten. Sie schaffen ein nahezu mediterranes Ambiente. Im Inneren der Schule fängt dann moderne Betonarchitektur mit Loft-Charakter das Auge ein. Wobei das kräftig-leuchtende Rot des Treppenaufgangs im Hauptfoyer einen kontrastreiches Statement gegenüber der sonst vorherrschenden Grautönen setzt. Das Foyer weitet sich zur „Agora“, einem zentral abgesenkten Versammlungsort mit Stufenanlage, die als Rollstuhlrampe und Sitzgelegenheit dienen kann. Wie schon im antiken Griechenland, kann dieser Platz, beziehungsweise die Pausenhalle, zum Verweilen wie auch zur Kommunikation oder den Unterricht mit Gruppen genutzt werden. Freilich unterstützt durch moderne Technik wie einem großen Beamer unter der Decke, der Richtung großer Betonwand projizieren kann.
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Technisch ist Gladbecks erster kompletter Schulneubau seit 1974 (Gesamtschule) sowieso auf dem aktuellen Stand. Induktionsschleifen im Boden können Tonsignale verstärkt an Ohrempfänger hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler weiterleiten. Taktile Leitsysteme im Boden führen Lernende mit Sehbehinderung sicher durch die Schule. Und die Aufzuganlage lässt alle Etagen auch sicher mit Rollstühlen erreichen. Zweiter Großraum im Erdgeschoss ist die Schulmensa, die 150 Plätze zur Verpflegung im Wechsel der insgesamt 630 Heisenberg-Schülerinnen und -Schüler bietet. Um die Mensa gruppieren sich elf Betreuungsräume für den Ganztag, die Gelegenheit zur Förderung, zur Entspannung und zur Aktivität bieten. Darunter ein Snoezelraum mit bunten weichen Sitzkissen zum Dösen und ein Bewegungsraum mit Turnmatten und einem Boxsack zum Austoben.
Ruheraum mit mehreren Couchen für die Lehrer
Apropos Dösen. Um Kraft zu sammeln, steht dem Lehrerteam neben dem wohl eher quirligen Lehrerzimmer mit 80 Plätzen im ersten Obergeschoss auch ein Ruheraum zur Verfügung. Mehrere Couchen, abgetrennt durch Paravents, laden dort auch mal zum lang Machen in der Freistunde ein, bevor es wieder in die Hektik des Klassenraumes geht. Auch im kleinen Lehrercafé mit Tischen und bistroartigem Tresen sowie einer Küchenzeile mit Mikrowelle kann die Pause etwas ruhiger verbracht werden. Gegenüber liegt der Verwaltungstrakt der Schulleitung mit Sekretariat und auch das Büro von Schulleiter Peter Hogrebe. Eine Kommandozentrale mit Durchsageanlage, die funktioniert, wie Bürgermeisterin Bettina Weist es ausprobierte. „Es ist ein schönes Gefühl, dass alles eigentlich schöner geworden ist, als ich es mir aufgrund der Pläne vorgestellt habe“, so ihre zufriedene Bilanz.
Virtueller Schulrundgang via Internet
Um allen interessierten Gladbeckern trotz Coronabeschränkungen zu ermöglichen, das neue Heisenberg-Gymnasium anzusehen, hat die Stadt einen Film drehen lassen. Dieser virtuelle Rundgang kann nach der Schlüsselübergabe am 11. März über die Homepage der Stadt aufgerufen werden. Insgesamt kostet das Gymnasiums rund 34.740.000 Millionen Euro.
Die Arbeiten für den Neubau starteten im Sommer 2019. Der Rat der Stadt hatte im März 2015 beschlossen, dass ein Neubau einer Kernsanierung des Altbaues von 1968 vorzuziehen sei. Das neue Gymnasium wurde mit dem Partner Hochtief über ein PPP-Finanzierungsmodell mit städtischen Teilleistungen im Betrieb und einer Eigenfinanzierung realisiert.
Die neue Schule hat eine Bruttogrundfläche von 10.300 Quadratmetern. Einen Großteil davon nehmen die 30 (Klassen-)Räume für den Kernunterricht ein, die alle mit elektronischen Whiteboards und WLAN ausgestattet sind. Hinzu kommen zwei Informatikräume, sieben Gruppen- und Differenzierungsräume, neun naturwissenschaftliche Fachräume, zwei Kunsträume, zwei Musikräume, zwei Mehrzweckräume, Bibliothek und Mediathek sowie Nebenräume für die unterschiedlichen Fachbereiche.
Der Abriss des Altbaus soll im Mai beginnen
Mit der Schlüsselübergabe kann der Umzug vollendet und der Unterricht im Neubau begonnen werden. Der Umzug ist zugleich der Abschied vom Altbau, der dann für den Abriss vorbereitet wird. Nach Plan soll dieser im Mai beginnen.