Gladbeck. Immer wieder missachten Bewohner eines Hochhauses in Gladbeck die Corona-Regeln. Bei der Stadt gibt es Pläne, sollte die Lage sich verschärfen.
Ein Ort für gutes Wohnen war das Hochhaus an der Steinstraße 72 noch nie. Ruhestörungen, Gewalt, Vermüllung und Baumängel gehören vielmehr zum Alltag. Sogar ein Mord ist dort schon passiert. Und nun, in der Corona-Krise, sorgt die Problemimmobilie wieder für negative Schlagzeilen. Um die 200 Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern leben dort. Viele von ihnen halten sich nicht an die Kontaktverbote zur Minimierung der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus. Für die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung keine einfache Situation. Deshalb hat man im Rathaus auch bereits Möglichkeiten ins Auge gefasst, sollte die Lage in Butendorf weiter eskalieren.
Die meisten Bußgeldverfahren wegen Verstößen gegen das Versammlungsverbot gibt es an der Steinstraße 72
Bislang sind in Gladbeck 30 Bußgeldverfahren wegen Verstößen gegen das Versammlungsverbot in der Corona-Krise eingeleitet worden.
Ein Viertel davon allein an der Steinstraße 72. Mit 200 Euro ist dabei, wer sich nicht an die Regel hält. „Leider gibt es Menschen, die man mit solchen Maßnahmen kaum erreicht“, sagt Peter Breßer-Barnebeck, Kommunikationschef im Rathaus. Was er meint: Im Hochhaus Steinstraße wohnen viele Menschen, auf die das zutrifft.
Regelmäßig kontrolliert der Kommunale Ordnungsdienst, oft auch gemeinsam mit der Polizei, die Lage an der Problemimmobilie, verhängt Bußgelder. Von Erfolg gekrönt ist das Ganze allerdings nicht. Immer wieder treffen sich die Bewohner in großen Gruppen vor dem Haus. Frauen sitzen zusammen, Kinder spielen, die Männer stehen auf dem Parkplatz zusammen. Einen Mundschutz trägt hier niemand. Im Rathaus rückt die Wohnanlage deshalb immer mehr in den Fokus.
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Breßer-Barnebeck: „Wir werden die Bußgeldverfahren bis zur Erzwingungshaft durchziehen. Das ist dann natürlich Sache des Amtsgerichtes.“
So eine Situation wie in Grevenbroich soll sich in Gladbeck nicht wiederholen
Vor allem der Vorfall in Grevenbroich hat bei den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung sämtliche Alarmglocken zum Läuten gebracht. Dort musste eine große Wohnanlage unter Quarantäne gestellt werden, weil zwei Familien, in denen es Infektionsfälle gibt, sich nicht an die Auflagen gehalten haben. „So etwas wollen wir in Gladbeck nicht erleben müssen“, betont Breßer-Barnebeck.
Ein Investor hat Pläne an der Steinstraße
Das Hochhaus Steinstraße 72 wurde in den 1970er Jahren gebaut. Auf zehn Geschossen gibt es insgesamt 120 Wohnungen.
Wie viele Menschen dort wirklich leben, ist nicht genau bekannt. „Nicht alle, die an der Steinstraße leben, sind auch dort gemeldet, und nicht alle, die dort leben, sind auch hier gemeldet“, sagt Peter Breßer-Barnebeck.
Im vergangenen Jahr hat ein privater Investor damit begonnen, Wohnungen in der Problemimmobilie aufzukaufen – mit dem Ziel, die Mehrheitsanteile an dem Hochhaus zu erlangen und dann dort zu investieren. Durch die Corona-Pandemie sei das Vorhaben ausgebremst worden, so Breßer-Barnebeck. Man gehe aber bei der Verwaltung davon aus, dass es nach der Krise dort weitergehen wird.
Im Hochhaus an der Steinstraße gebe es zwar noch keinen bekannten Infektionsfall und auch keinen Verdacht auf eine Infizierung. Sollte es allerdings dazu kommen, will die Stadtverwaltung rigoros durchgreifen. „Wir werden dann sofort auf das zuständige Kreisgesundheitsamt einwirken, damit das komplette Hochhaus in der Minute unter Quarantäne gestellt wird und alle Bewohner sich einem Test auf das Coronavirus unterziehen müssen“, betont der Kommunikationschef. Man spürt, wie verärgert man im Rathaus über diesen Brennpunkt in der Corona-Krise ist. Die regelmäßigen Kontrollen vom KOD sollen weiterhin stattfinden. Auch mit Unterstützung der Polizei.