Gladbeck. Drei Gladbeckerinnen planen die Aktion unter Corona-Bedingungen. Kreative Köpfe wollen im September Wirkungsstätten für Publikum öffnen.
Kunst-Fans könnten es fast schon Renaissance in der Bedeutung „Wiedererweckung“ nennen, war doch die öffentliche Szene so gut wie tot. Die Corona-Pandemie hatte Kunstschaffende zu einem Schattendasein gezwungen. Doch nun wollen Karoline Dumpe, Heidi Kluge und Susanne A. Schalz wieder ins Licht treten: Sie bringen die Gladbecker Kunst- und Designroute für das dritte September-Wochenende auf den Weg.
Die Aktion eröffnet den Teilnehmern bereits seit 2007 die Chance, ihre Werke ganz zwanglos publik zu machen. „Karoline Dumpe hat die Kunstroute erfunden“, erzählt Künstler-Kollegin Schalz. Und dem Virus sollte es doch nicht etwa gelingen, das Projekt sterben zu lassen? Mit uns nicht, dachte sich das Damen-Trio und ersann Möglichkeiten, wie die Kunst- und Designroute trotz widriger Umstände funktionieren könnte. „Vielleicht ist das der Auftakt für weitere Ausstellungen“, hofft Schalz.
Gladbeck: Die drei Organisatorinnen haben ein Corona-Konzept aufgestellt
Denn es ist in den Augen der Initiatorinnen „offensichtlich“ – so lautet übrigens auch der Titel der geplanten Aktion: Viele Menschen lechzen in der komplizierten Pandemie-Zeit geradezu danach, sich mit interessanten und originellen Dingen zu umgeben. Das haben Dumpe und Schalz übereinstimmend festgestellt. Kluge vom Verein „VLIPP“, der die Organisation übernimmt, ergänzt: „Das Publikum wartet auf Ausstellungen.“ So manch’ Kreativer arbeite auf eine Präsentation hin.
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Galeristin und Künstlerin Dumpe meint: „Panem et circenses, Brot und Spiele. Brot haben wir, aber wir brauchen auch Abwechslung.“ Farbe und Fantasie contra Corona: Eben das bietet die Route in einem schillernden Spektrum. Die Palette reicht von Bildern über Objekte bis zu Skulpturen – zu sehen in der Neuen Galerie, Werkstatt des Kottens Nie, Volkshochschule und privaten Domizilen. Im Jahr 2019 waren 17 kreative Köpfe mit von der Partie. Etwas weniger werden es diesmal sein. Dabei war anfangs völlig unklar, ob im Krisen-Jahr 2020 überhaupt jemand mitmischen möchte.
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Kluge berichtet: „Wir haben unter den Teilnehmern des Vorjahres gefragt, wie das Interesse ist. Und mehr als 75 Prozent haben innerhalb weniger Minuten zugesagt.“ Ein „Ja“ habe sie sogar mit fünf Ausrufezeichen erreicht.
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Ihre Akzente setzen wollen die Malerinnen Sabine Löbbecke, Karin Natzkowski und Marlene Schroer sowie – als Premiere – Simone Wichern und Antje Meier. Unter freiem Himmel werden sich die „Butendorfer Pfundskerle“ versammeln: im Garten ihres „Vaters“ Ralf Augustin an der Gartenstraße. Das Label Arthurkopf, benannt nach einem Schraubenzieher, führt Besuchern an der Horster Straße 127 vor Augen, was sich aus Fahrradschläuchen kreieren lässt – Taschen und Klamotten.
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Dumpe zieht mit ihrem Werk „Corona“, das in ihrer „Alten Spedition“ an der Ringeldorfer Straße 6 zu sehen ist, eine Verbindung zur herrschenden Pandemie. „Ich werde in der Halle eine Zeitkapsel aufstellen“, verrät die Künstlerin. Dafür habe sie alle Titelblätter der WAZ seit Ausbruch der Virus-Krise gesammelt und verarbeitet. Schalz lädt in ihr Magazin ein, Geburtsstätte ihrer knallbunten Ruhrpott-Gemälde und „SkulptRuhren“.
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Das historische Industriegebäude an der Talstraße bietet ebenfalls genügend Raum für Graffiti-Künstler Beni Veltum und Malerin Sandra Sump. Außerdem wird dort Ernst Heyes „Draht-Art“ zu bewundern sein. „Kugelbahnen, die er weltweit verkauft“, so die Hausherrin.
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Öffnungszeiten und Kontakt
Die kreativen Köpfe, die sich an der Kunstroute 2020 in Gladbeck beteiligen, wollen ihre Arbeiten am 19. und 20. September präsentieren. Die drei Organisatorinnen betonen: Vorausgesetzt, das Coronavirus breitet sich nicht wieder explosionsartig aus.
Am ersten Tag der Aktion (Samstag) sind die Türen an den einzelnen Stationen von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Von 11 bis 18 Uhr kann das Publikum am Sonntag Kunst- und Designschaffende besuchen.
Weitere Informationen und Kontakt: der Verein VLIPP (vlipp.de). Er bringt Akteure der lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft zusammen, um die Szene und Branche zu fördern. Ansprechpartnerin ist Kassenwartin Heidi Kluge: 015904 24 73 26, heidi.kluge@vlipp.de
Allerdings ist klar, dass sich bei dieser Auflage der Aktion Corona wie ein roter Faden durch das zweitägige Vorhaben zieht. Doch Schalz, die sich selbst eine „unverbesserliche Optimistin“ nennt, möchte zunächst die Lichtblicke sehen: „Wir sind superfroh, dass die Kunstroute überhaupt klappt!“ Dafür lassen sich die drei Damen auch einiges einfallen. Ihr Hygiene-Konzept sieht Desinfektionsmittel in den Locations vor, ebenso Rundgänge und zahlenmäßig limitierter Zugang, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Auf Gastronomie müssen die Gastgeber verzichten.
Zur Kunst- und Designroute soll es unter anderem wieder ein großes Banner an der B 224 geben. Ferner sind Facebook- und Instagram-Beiträge geplant. In einem Büchlein, das ab Anfang September an öffentlichen Stellen ausliegen soll, werden die Teilnehmer vorgestellt.