Gladbeck. Die Stadt Gladbeck zieht für ihren Bereich eine positive Bilanz im Umgang mit dem Coronavirus. Kopfzerbrechen bereiten die finanziellen Folgen.
Die Stadtverwaltung Gladbeck zieht eine positive Bilanz, wie sie bislang die Ausnahmesituation aufgrund der Coronavirus-Pandemie gemanagt hat. Peter Breßer-Barnebeck, Leiter des Referates Wirtschaftsförderung und Kommunikation: „Ich denke, insgesamt ist es für die Bereiche, in denen wir selber Einfluss hatten, ganz gut gelaufen.“
Gladbeck: Die Entwicklungen im St.-Barbara-Hospital und in Senioreneinrichtungen fielen nicht in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung
Man beachte die Einschränkung. Der einzige Bereich, für den seine Einschätzung nicht gelte, seien „die traurigen und dramatischen Umstände“ im St.-Barbara-Krankenhaus und in Senioreneinrichtungen mit „sehr, sehr vielen Todesfällen“, aktuell 21, in Zusammenhang mit dem Coronavirus. An dieser Stelle seien Träger und das Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen verantwortlich: „Wir als Stadt sind da nur Empfänger von Nachrichten und hätten nichts bewirken können.“
Den Informationsfluss der Beteiligten, darunter Ordnungsämter und Kreisverwaltung wie auch St.-Barbara-Hospital, beurteilen er und Stadtsprecher David Hennig indes gut: „Der Austausch ist da.“ Regelmäßig seien Telefonkonferenzen angesetzt. Hennig: „Wir bekommen schnell und umfassend Informationen.“ Besonders lobt Breßer-Barnebeck die Kooperation mit dem örtlichen Deutschen Roten Kreuz (DRK): „Eine tolle Zusammenarbeit!“ Bereits im Jahre 2015 „haben wir bei der Flüchtlingswelle erleben dürfen, dass dies sehr professionell und schnell funktioniert“.
Veranstaltungen wurden abgesagt, Einrichtungen geschlossen
Auf die Pandemie habe die Stadt frühzeitig zu reagieren versucht. „Wir haben Veranstaltungen abgesagt, Einrichtungen geschlossen“, nennt Breßer-Barnebeck nur zwei der Maßnahmen. Er freut sich zu sehen, dass dies „gut funktioniert“ habe. Der zehnköpfige Kommunale Ordnungsdienst (KOD) erhielt personelle Unterstützung aus Einrichtungen wie Freizeittreffs und Stadthalle, die in die Zwangspause gehen mussten. Hennig: „60 Kollegen waren im Einsatz.“ Diese Kräfte werden an ihre angestammten Posten zurückkehren.
Breßer-Barnebeck: „Wir hätten uns schnellere und verlässlichere Informationen von Land und Bund gewünscht.“ Diese hätten von Anfang an mit klaren Rechtsverordnungen arbeiten müssen. Manches habe die Verwaltung aus den Medien erfahren, manche Vorgaben, die bis zum Montag umgesetzt werden sollten, seien erst am Freitagabend zuvor im Rathaus eingetroffen. Aus widersprüchlichen Aussagen resultierten „überflüssige Arbeit und Verunsicherung“. Beispiel: Minister Joachim Stamp habe „erst öffentlich erklärt, dass Kitas so schnell wie möglich wieder geöffnet werden“. Doch dann habe es geheißen: „Nicht jetzt.“
„Wir hatten immer ausreichend Masken und Schutzausrüstung“
Hennig: „Wir hatten immer ausreichend Masken und Schutzausrüstung.“ Für die Verwaltung seien 2500 Mund-Nasen-Schutze bestellt worden: „Jeder bekommt zwei.“ Mehr als 70 Plexiglasscheiben als Spuckschutz seien installiert worden, einige Bereiche müssten noch nachgerüstet werden.
Bauprojekte und Reparaturen
Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen der Stadt waren wochenlang geschlossen. Bot die Pause die Gelegenheit, Bauprojekte vorzuziehen oder voranzutreiben? David Hennig verneint: „Es handelte sich immer nur um kurze Zeitstücke, das hat es schwierig gemacht, etwas anzugehen.“
Da sich täglich die Situation änderte, sei die Planung eventueller Arbeiten problematisch gewesen. „Begonnene Großprojekte wie der Neubau des Heisenberg-Gymnasiums laufen weiter“, so der Sprecher. Kleinere Arbeiten, zum Beispiel im Verwaltungstrakt der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, und Reparaturen hätten zwischenzeitlich erledigt werden können.
Eine weitere Schwierigkeit neben der Planung stelle die Lage auf dem Bau-Sektor dar, sagt Hennig. Schließlich seien auch Baufirmen von der Pandemie betroffen, beispielsweise durch fehlende Mitarbeiter.
Zum zweiten Mal, nach 2015, werde eine Krise auf dem Rücken der Kommunen ausgetragen, kritisiert Breßer-Barnebeck die Finanzlage. Städte und Kreise seien auch diesmal gefordert wie selten: „Das einzige, was man uns angeboten hat, sind Buchungstricks mit Abschreibungen über 50 Jahre.“ Angesichts von Altschulden und zu erwartenden Einnahmeeinbrüchen keine Hilfe.
Breßer-Barnebeck: „Als Laie hat man den Eindruck, dass das Virus beherrschbar ist, wenn man sich an Hygienevorschriften und Abstandsregelungen hält.“ Ob die Kommune auf eine zweite Infektionswelle vorbereitet sein werde, lasse sich nicht sagen, „aber wir haben schon unsere Erfahrungen gemacht“.