Gladbeck. Die Kreisverwaltung behauptet, dass ein St. Barbara-Patient das Coronavirus ins Cura-Seniorenzentrum eingeschleppt hat. Die Klinik wehrt sich.

Die Verantwortlichen im St. Barbara-Hospital finden das Ergebnis der Analyse der Kreisverwaltung nicht gerechtfertigt und wehren sich gegen die Aussage, das Coronavirus sei aus dem Gladbecker Krankenhaus über einen Patienten in das Cura-Seniorenzentrum gelangt. Das haben sie am Mittwoch in einem Gespräch mit der WAZ deutlich gemacht. Das Seniorenzentrum in der Stadtmitte ist besonders stark von dem Virus betroffen, nach Zahlen des Kreises sind dort inzwischen acht Bewohner an oder mit Corona gestorben.

„Das St. Barbara ist nur ein möglicher Ansteckungsort“, so Dr. Heinz-Dieter Oelmann, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor des St. Barbara-Hospitals. Fest steht aber auch: „Wir können nicht mit 100 prozentiger Sicherheit sagen, wie es gewesen ist. Wir können es weder bestätigen, noch dementieren.“ Der betreffende Patient habe im Krankenhaus keine Symptome gezeigt und sei nach seiner Entlassung in eine weitere Einrichtung verlegt worden.

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In welche Einrichtung, ob etwa in ein weiteres Krankenhaus, konnte Oelmann nicht sagen. „Der Patient kann schon infiziert zu uns ins Krankenhaus gekommen sein, oder sich auch in der anderen Einrichtung angesteckt haben“, sagt Wolfgang Heinberg, Leiter der Unternehmenskommunikation der Augustinus-GmbH, zu der das St. Barbara-Hospital gehört. Derzeit werde versucht zu ergründen, wo Huhn und wo Ei ist. „Wir werden uns an Spekulationen nicht beteiligen“, so Heinberg.

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Einige Patienten hätten nun Angst, in die Klinik zu gehen

Mit der Analyse des Kreises sieht sich das Krankenhaus nun jedoch in seiner Arbeitsweise diffamiert. „Unsere Mitarbeiter sehen sich derzeit in einer Verteidigungsrolle, da es Gerüchte gibt, dass im St. Barbara nicht sauber gearbeitet wird und werden ganz und gar nicht behandelt wie Helden“, bemängelt Oelmann. Zudem gebe es Patienten, die nun Angst hätten, die Klinik aufzusuchen. Auch Operationen seien bereits aus Sorge abgesagt worden. Seit März seien jedoch alle Schutz- und Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt worden, in vielen Fällen hätten diese die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und die Maßgaben des Kreisgesundheitsamtes zum Teil übertroffen. „Das Kreisgesundheitsamt war drei Mal bei uns zur Begehungen vor Ort, einmal auch unangekündigt“, so Verwaltungsdirektorin Anette Christiane Schwarz.

Sondersitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses

Die Corona-Pandemie im Kreis Recklinghausen ist in der kommenden Woche (Dienstag, 19. Mai, 9 Uhr) noch einmal Thema in einer Sondersitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises Recklinghausen.

Dort soll es auch einen Bericht über die Vorkommnisse in Gladbeck und speziell um das Cura-Seniorenzentrum gehen.

Seitdem die ersten sechs Mitarbeiter positiv getestet worden seien, habe es die Anordnung gegeben, dass alle Mitarbeiter im Haus ab sofort einen Mundschutz zu tragen haben. Positiv getestete Mitarbeiter seien in Quarantäne geschickt worden und erst nach einer negativen Testung wieder arbeiten gekommen. Zudem sei zu jedem Zeitpunkt klar gewesen, auf welcher Station die positiv getesteten Patienten lagen. „Wir sind massiv da hinterher, Infektionswege nachzuvollziehen“, so Oelmann.

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Zehn Menschen liegen derzeit auf der Isolierstation

Auch wenn seit dem Wochenende kein Corona-Patient mehr auf der Intensivstation liege: „Wir sind in Gladbeck noch nicht durch mit dem Thema“, so Oelmann. Aktuell sind zehn positiv getestete Menschen auf der eigens eingerichteten Isolierstation des Krankenhauses und fünf Patienten auf der Verdachtsstation. Zudem seien noch vier Mitarbeiter erkrankt.

In den vergangenen Wochen habe es unter den Mitarbeitern keine Neuinfektionen mehr gegeben. Der erste Mitarbeiter, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, sei noch immer krank. „Es gibt auch von uns welche, die richtig schwer erkrankt sind“, so Schwarz.