Gladbeck. . Eine Ausstellung erzählt Gladbecks Lokalgeschichte. Die Schauspieler Karin Badar und Marco Spohr gaben bei der Vernissage Zeitzeugen eine Stimme.

Fast in Feierlaune – in dieser Gemütsverfassung trat Rainer Weichelt – nach eigenem Bekunden – ans Rednerpult im Ratssaal. Eine 100-Jahr-Feier habe er persönlich „noch nie mitgemacht“, jetzt erlebt er in Gladbeck also seine Premiere. Die „vielen tollen Veranstaltungen“ versetzten ihn in Hochstimmung, sagte er. Und seit Mittwochabend gibt’s davon eine mehr, für die der Erste Beigeordnete voll des Lobes ist: die Ausstellung „Meine Stadt. Unsere Geschichte. 100 Jahre Stadt Gladbeck“.

Gladbecker haben für die Ausstellung private Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt.
Gladbecker haben für die Ausstellung private Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt. © Lutz von Staegmann

Publikum erlebte eine Zeitreise

Weichelt, selbst 23 Jahre Stadtarchivar, zeigte sich „glücklich und froh“, mit Ka­trin Bürgel „eine ausgesprochen kompetente und fleißige“ Nachfolgerin zu haben. Sie und ihr Team haben in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsbüro Köln Biografien und Fakten auf Stellwände sowie Objekte hinter Glas gebracht, die viele Facetten in der Entwicklung vom Dorf bis zur Gegenwart aufzeichnen. „Ich werde oft gefragt: Was war denn in Gladbeck vor der Stadtwerdung?“, sagte Bürgel zur Ausstellungseröffnung. Die Stadtarchivarin gab prompt eine Antwort: In ihrem historischen Abriss ging sie zurück in die Bronzezeit, 1300 bis 800 vor Christus, aus der die „Ellinghorster Urnen“ stammen – sie sind die ersten Spuren von Menschen im heutigen Stadtgebiet. Über das Mittelalter bis in die Gegenwart reichte Bürgels Zeitreise.

Beigeordneter Weichelt erinnert an „Glabotki“

Aus der jüngeren Vergangenheit hätte beispielsweise Manfred Braun so einiges zu sagen. Rainer Weichelt begrüßte den Ex-SPD-Fraktionsvorsitzenden und früheres Mitglied des Landtags, der neben Ehefrau Inge im Publikum saß. Stichwort „Glabotki“: „Ohne seine Arbeit gäbe es Gladbeck als eigenständige Stadt nicht mehr“, so der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt.

Erinnerungen an Ereignisse werden lebendig

Wer Gladbecker Geschichte schrieb oder Zeitzeuge längst vergangener – doch unvergessener – Epochen war, kam dank Karin Badar und Marco Spohr zu Wort. Die Schauspieler gaben vielen Menschen – darunter Eleonore Jovy, Frau des Oberbürgermeisters Dr. Michael Jovy (1919 bis 1931), und Erna Johanna Fiebig, die im vorigen Jahr gestorbene ehemalige Redaktionsleiterin der WAZ Gladbeck, eine Stimme.

Gebührenfreie Führungen

Stadtarchivarin Katrin Bürgel führt am Donnerstag, 16. Mai, durch die Ausstellung. Die Veranstaltung dauert von 16 bis 17.15 Uhr.

Stadtarchiv und VHS setzen also ihre gute Zusammenarbeit fort“, so Dietrich Pollmann, Leiter der Bildungseinrichtung.

Interessierte für dieses gebührenfreie Angebot melden sich bei der Volkshochschule an: 99 24 15 oder vhs@stadt-gladbeck.de.

Wenn Badar als Anna, Frau des Sozialdemokraten Mathias Jakobs, die Schikanen der Nationalsozialisten schilderte, bekamen die Zuhörer im Ratssaal einen Eindruck von den Qualen jener Zeit. Erst recht, wenn Spohr als Mathias Jakobs die Faust aufs Pult donnerte und mit dröhnender Stimme forderte: „Der Bergarbeiter ist nicht mehr Mensch. Er ist zu einer Maschine degradiert. Das muss aufhören!“ Arbeitskampf, Zechenschließung, Elend und Kriegsnöte, aber auch wirtschaftlicher Aufschwung und Blütezeit als Stadt des „schwarzen Goldes“ waren Themen, die aus dem Munde von Zeitzeugen – sprich: Schauspieler – wieder lebendig wurden. Nicht zu vergessen die Loblieder von Gladbeckern zum 50. Stadtjubiläum. Was blieb den Schauspielern zum Ende ihrer szenischen Lesung: Anstoßen auf das Geburtstagskind!