Gladbeck. Im Alter von 90 Jahren ist Erna-Johanna Fiebig gestorben. Zeit ihres Lebens journalistisch tätig leitete sie von 1986 bis 1993 die WAZ Gladbeck.

Sie galt als journalistisches Urgestein in Gladbeck, war mehr als 40 Jahre in ihrem geliebten Beruf tätig und prägte über viele, viele Jahre die WAZ Gladbeck: Erna-Johanna Fiebig. Nur gut zwei Monate nach ihrem 90. Geburtstag ist die ehemalige Leiterin der WAZ-Lokalredaktion gestorben.

Bis zum Schluss lebte Erna Fiebig in ihrer eigenen Wohnung in der Stadtmitte, legte Wert auf ihre Unabhängigkeit. Lange Jahre war sie gezeichnet von einer hartnäckigen Krankheit, ließ sich aber mit ihrem bekannten eisernen Willen nicht unterkriegen. Noch im April feierte sie mit Familie und Freunden ihren 90. Geburtstag. Doch am Ende verließen sie die Kräfte.

Erstmals war Erna Fiebig 1955 für die WAZ tätig

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Als junge Frau begann sie 1950, geprägt durch Naziterror und Kriegszerstörung, ihre berufliche Karriere, begleitete die spannende Zeit des Wiederaufbaus von Stadt und Demokratie. Zuerst war sie für die Westfälische Rundschau tätig, ab 1955 erstmals für die WAZ. Nach einer „Babypause“ (den Begriff gab es damals noch nicht) arbeitete sie zunächst freiberuflich, später als Redakteurin der Ruhr Nachrichten. 1976 kehrte Erna Fiebig zur WAZ zurück, deren Leitung sie 1986 bis zu ihrer Pensionierung 1993 übernahm.

Hautnah erlebte Erna Fiebig den Niedergang des Bergbaus, die Glabotki-Zeit und das Ende des Siemens-Werkes. Als Lokalpatriotin fühlte sie sich stets ihrer Heimatstadt verpflichtet. Dabei behielt sie vor allem den sozialen Aspekt und die Belange des kleinen Mannes im Auge. Fiebig war Geburtshelferin sowohl des Volksradfahrens als auch des Appeltatenfestes. Sie zählte mit zu den Initiatoren des 1989 erstmals ausgetragenen Wettbewerbs um die Appeltatenkönigin. Legendär ist das WAZ-Café beim Appeltatenfest, bei dem über Jahre zahlreiche Apfelkuchen, auf WAZ-Initiative von Stadtprominenten gebacken, für den guten Zweck verkauft wurden.

Auch als Buchautorin machte sie sich einen Namen

Einen Namen machte sich Erna Fiebig auch als Buchautorin – ob als Chronistin der Musikschul-Geschichte oder als Zeitzeugin der Glabotki-Zeit, die sie engagiert und kritisch aufarbeitete. Noch im Rentenalter stürzte sie sich mit Energie in ein weiteres Buchprojekt, um in einem Roman auch autobiographische Erinnerungen zu verarbeiten. In dem Buch wird Gladbeck in der Zeit von 1914 bis 1956 geschildert.

Wann immer es ging, setzte sich Erna Fiebig für Veränderung ein, etwa für den Umbau der denkmalgeschützten ehemaligen Berginspektion am Bernskamp zum allseits gelobten Musikschulhaus. Auch eine Neunutzung der Maschinenhalle Zweckel hatte sie schon sehr früh angeregt.

Erna Fiebig war eine vehemente Verfechterin des unabhängigen Journalismus’, gab sich in ihrer Zeit als Redaktionsleiterin innovativ und realisierte als eine der ersten ein Lesertelefon zur WAZ, stellte Team und Arbeitsweisen der Redaktion offen dar. Besonders lag ihr immer die Nähe zum Leser am Herzen. „Wir sind nur dem Leser verpflichtet“, war ihr Credo und ist uns Verpflichtung für die Zukunft.