Gelsenkirchen. Jonas Utsch kam als Fünfjähriger zur Musikschule Gelsenkirchen und lernte dort das Klavierspielen. Nach seinem Studium an der Folkwang Musikschule Essen und an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater unterrichtet der 33-Jährige nun an alter Wirkungsstätte selbst Klavier und Geige.
Diese Karriere ist nicht alltäglich: Ausgerechnet dort, wo Jonas Utsch als Fünfjähriger die Liebe zur Musik entdeckt und bis zum Studium die Schulbank gedrückt hat, unterrichtet der 33-Jährige heute selbst.
Obwohl die Eltern kein Instrument gespielt haben, war bei Jonas Utsch die Affinität für Instrumente schon als kleines Kind sehr groß. An dem Streichquartett in der Fußgängerzone habe er genauso wenig vorüber gehen können wie an der Orgel im Haus einer befreundeten Familie. Wenig später kam der Gelsenkirchener zur Musikschule. „Mit fünf Jahren, obwohl man eigentlich erst mit sechs anfangen durfte“, so Utsch über die Anfänge. Die ersten Gehversuche am Klavier habe ihm sein erster Lehrer mit der Suzuki-Methode, die auf Zuhören und Nachahmen basiert, schmackhaft gemacht. Erst danach habe er Noten gelernt. „Als sich abzeichnete, dass eine berufliche Karriere in der Musik möglich ist, habe ich ein zweites Instrument gelernt“, so Utsch. Mit 12 Jahren kam die Violine dazu. Ideale Voraussetzungen für ein Studium.
Künstlerische Reifeprüfung in Hamburg abgelegt
Die Folkwangmusikschule in Essen verließ er 2006 als Musikpädagoge. Die künstlerische Reifeprüfung legte er in Hamburg ab. 2010 kam der Hilferuf seiner alten Schule. Als mitten im Schuljahr eine Lehrerin überraschend kündigte, sprang Utsch an der Musikschule Gelsenkirchen ein. In seinem Nebenfach Geige war der diplomierte Konzertpianist für das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) im Einsatz. Später übernahm er die Vertretung einer Kollegin in Elternzeit. Seit diesem Schuljahr nun ist Utsch unbefristet beschäftigt. Eine halbe Stelle hat er an der Rolandstraße, dazu kommt Unterricht im JeKi-Projekt.
„Es erfüllt einen, wenn man den Spaß an der Musik weitergeben kann“, sagt Utsch über seinen Beruf und „dass ich nie eine Pianisten-Karriere einschlage, war mir früh klar.“ Es habe ihn nie gereizt, Musik in einen Wettbewerb zu stellen. Auf der Bühne ist Utsch dennoch zu sehen. Den Chor der Musikschule begleitet er bei Konzerten am Klavier. „Diese Karriere ist nicht selbstverständlich und wir sind glücklich, wenn ehemalige Schüler zurückkehren“, freut sich Alfred Schulze-Aulenkamp, Leiter der Musikschule Gelsenkirchen, über den verlorenen Sohn.