Gelsenkirchen. Landesbauminister Michael Groschek (SPD) sprach bei einer Veranstaltung der SPD-Landtagsfraktion im Wissenschaftspark über „die Heimat vor der Haustür“. Ein geeigneter Anlasss für Michael Rützel, im Namen der Neueigentümer aus der Siedlung Flöz Dickebank, einen Offenen Brief zu überreichen.

Neueigentümer und kaufwillige Mieter der Denkmal geschützten Siedlung Flöz Dickebank fühlen sich willkürlichen Auflagen der Unteren Denkmalbehörde (UDB) ausgesetzt. Auflagen, die die Farbgebung von Fassaden, Sockeln, Dächern, Läden und Türen betreffen. Auflagen, die gewünschte Einfriedungen ums eigene Haus unterbinden. Auflagen, die sich lupenrein an die tristgraue Gründerzeit der Siedlung anlehnen.

Dabei, sagt Neueigentümer und Dickebank-Mieterurgestein Michael Rützel (53), „wären wir gern eine farbenfrohe Siedlung geworden“. Aber keine „Papageien-Siedlung“, wohlgemerkt.

Offener Brief versteht sich als Hilfeschrei

Umso gespannter war nicht nur Rützel auf den Vortrag von Landesbauminister Michael Groschek (SPD) zum Thema „Zuhause im Quartier – die Heimat vor der Haustür“ am Freitagabend im Wissenschaftspark. Und war angetan von dessen Definition: Heimat sei dort, wo man sich wohl fühle. Michael Rützel zog mit seinen Eltern 1962 von Hüllen in die Flöz Dickebank-Siedlung. An der Ottilienaustraße 4 wohnte er – mit Unterbrechung – seither. 2012 hat er das Haus im Zuge der Privatisierung der Siedlung schließlich gekauft, „ich hätte sonst keinen Kündigungsschutz“. Heute ist Michael Rützel gewählter Vertreter von Neueigentümern und Kaufwilligen für den runden Tisch in Ückendorf.

Und in dieser Eigenschaft hat er den Termin mit Minister Groschek genutzt, dem obersten Denkmalschützer des Landes einen offenen brief zu überreichen und die Situation zu schildern. Er sagt: „Die Neueigentümer sind mit ihrem Latein und Geld am Ende.“ Deshalb der geschriebene Hilfeschrei.

Zufriedenheit und Gemeinschaftssinn fördern

In dem Brief beschreibt der Ückendorfer den aktuellen Sachstand unter anderem so: „Da, wo Menschen mit Menschen leben und gemeinsam ihre wertvolle Freizeit verbringen, ist es wichtig, Zufriedenheit und Gemeinschaftssinn zu fördern. In der Siedlung Flöz Dickebank wird zurzeit von Seiten der UDB einiges an Gemeinsamkeiten gestört, die Zufriedenheit ist spürbar gesunken.“ Quartiersarchitektin und UDB hätten bereits entschieden, „dass unsere Häuser zukünftig bei Sanierung nun ein rotbraunes Ziegeldach, einen hellen grauen Fassadenanstrich mit dunkelgrau gestrichenem Sockel und grüne bzw. rötliche Eingangstüren/Klappläden bekommen sollen.“

Dass das historische Gesamtbild erhalten werden müsse, unterstützen auch die Bewohner. Aber das Leben in einer Denkmal geschützten Siedlung müsse auch Raum für Neues und modernes lassen.

Angst um eine Siedlung

Die historische Arbeitersiedlung Flöz Dickebank.
Die historische Arbeitersiedlung Flöz Dickebank. © WAZ FotoPool
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Randvoll gefüllt - der Pfarrsaal von St. Joseph.
Randvoll gefüllt - der Pfarrsaal von St. Joseph. © WAZ FotoPool
Stadtverordneter Udo Brückner (SPD), Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington, Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung, Werner Wöll und Günther Brückner (beide CDU) bildeten das Podium.
Stadtverordneter Udo Brückner (SPD), Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington, Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung, Werner Wöll und Günther Brückner (beide CDU) bildeten das Podium. © WAZ FotoPool
Blick in die Straße Flöz Dickebank
Blick in die Straße Flöz Dickebank © WAZ FotoPool
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012 © WAZ FotoPool
Rückfront der Häuser
Rückfront der Häuser © WAZ FotoPool
Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington sowie Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung.
Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington sowie Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung. © WAZ FotoPool
Virchowstraße
Virchowstraße © WAZ FotoPool
Nachdenkliche Minen.
Nachdenkliche Minen. © WAZ FotoPool
Hinweistafeln informieren  über die historische Bedeutung der Siedlung.
Hinweistafeln informieren über die historische Bedeutung der Siedlung. © WAZ FotoPool
Sie ist städtbaulich und siedlungshistorisch die wichtigste Arbeitersiedlung der Stadt.
Sie ist städtbaulich und siedlungshistorisch die wichtigste Arbeitersiedlung der Stadt. © WAZ FotoPool
Blick hindurch zwischen zwei Häusern auf ein Garagentor, das mit dem Signet der Veltins Arena bemalt ist.
Blick hindurch zwischen zwei Häusern auf ein Garagentor, das mit dem Signet der Veltins Arena bemalt ist. © WAZ FotoPool
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Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund moderierte die lebhafte Diskussion im Saal.
Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund moderierte die lebhafte Diskussion im Saal. © WAZ FotoPool
Bereits in den 1970er Jahren hatten die Anwohner von Flöz Dickebank für den Erhalt gekämpft.
Bereits in den 1970er Jahren hatten die Anwohner von Flöz Dickebank für den Erhalt gekämpft. © WAZ FotoPool
Blick in die Virchowstraße
Blick in die Virchowstraße © WAZ FotoPool
An einem Haus in der Ottilienaustraße Kohlebriketts geliefert.
An einem Haus in der Ottilienaustraße Kohlebriketts geliefert. © WAZ FotoPool
Die Häuser teils in einem stark renovierungsbedürftigem Zustand.
Die Häuser teils in einem stark renovierungsbedürftigem Zustand. © WAZ FotoPool
Der Putz fällt von den Wänden.
Der Putz fällt von den Wänden. © WAZ FotoPool
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Bezirksbürgermister Bernd Lemanski, selbst Anwohner, und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Werner Wöll.
Bezirksbürgermister Bernd Lemanski, selbst Anwohner, und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Werner Wöll. © WAZ FotoPool
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012 © WAZ FotoPool
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Kreuzung Flöz Dickebank / Otttilienaustraße.
Kreuzung Flöz Dickebank / Otttilienaustraße. © WAZ FotoPool
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