Gelsenkirchen-Resse. Fabian Gärtner wohnt mit seiner Familie im Eichkamp am Rande der Stadt. Die Siedlung wurde erst kürzlich von Grund auf renoviert. Er und seine Nachbarn ärgern sich über die zunehmende Straßenprostitution vor der eigenen Haustür.
Die Eichkamp-Siedlung am Rande der Stadt - ein abgeschiedenes Paradies, wenn das Grün den Blick auf die Zentraldeponie verstellt? Fabian Gärtner (32) kam vor zehn Jahren aus Braunschweig nach Gelsenkirchen und wohnt jetzt mit Frau und zwei Kindern im „Niemandsland“ zwischen Resser Mark, Resse und Herten. Für ihn steht fest: „Wir wollen nicht woanders wohnen.“ Der Ärger über die Straßenprostitution vor der eigenen Haustür hat der Immobilienkaufmann zum Anlass genommen, die Situation in der Eichkamp-Siedlung zu beschreiben:
Der Eichkamp ist schon seit einiger Zeit die „Vergessene Siedlung“. In den 60er Jahren war es eine Siedlung, die so schön und begehrt war, dass sie sich kaum einer leisten konnte. Doch dann wurde sie vernachlässigt, mutierte in den letzten Jahren zu einer Geisterstadt, die Wohnungen wurden nicht vermietet, nur halbherzig saniert, die Busverbindungen wurden nur aufs Nötigste reduziert; sonntags kann man sich ein Taxi zum Forsthaus rufen, da gar kein Bus mehr fährt. Dann endlich der Durchbruch in 2013: Die Wohnungen werden saniert, Gas beheizt nun die Häuser statt Kohle oder Strom.
Sommer-Starkregen sind fast vergessen
Die LEG wirbt mit Dachs, Marder und Iltis und dem Hinweis auf großzügige Grünflächen und das idyllische Naturschutzgebiet um Familien mit Kindern. Endlich hat es der Eichkamp geschafft, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen.
Fast vergessen sind die Probleme aus den Jahren 2009, 2010 und 2012, als die Sommer-Starkregen die Keller der Reihenhäuser am Ende des Eichkamps überfluteten. Auch dort standen die Anwohner machtlos und auf sich allein gestellt knietief im Modder. Anderen Stadtteilen wurde geholfen, über die wurde berichtet. Warum? Weil sie größer sind, weil die Masse sie stark macht. Was sind schon 286 Wohnungen und 32 Reihenhäuser gegen den Stadtteil Horst?
Das "Nest der Schwalber"
Und jetzt wieder ein Rückschlag. Jetzt werden wir wieder allein gelassen, jetzt sind es nur die paar Anwohner, die lieber in der Nähe von Ringelnattern, Rehen und Hasen wohnen möchten, statt täglich auf Bordsteinschwalben, die ein neues Habitat im Emscherbruch gefunden haben, schauen zu müssen; Tendenz steigend.
Die einzige Verbindungsstelle vom Eichkamp zur Resser Mark ist der Fußgängerüberweg vom Parkplatz in die Warendorfer Straße und genau dort ist das „Nest der Schwalben“. Wer soll dort seine Kinder sorgenfrei langfahren lassen? Was muss denn noch passieren? Reicht denn das Anleuchten der Autos mit Taschenlampen in der Dunkelheit und das ständige Drücken der Fußgängerampel nicht aus, müssen denn noch mehr Auffahrunfälle passieren - die zweifellos durch die Anwesenheit der Prostituierten ausgelöst wurden - wie vom 2. Februar 2014? Wir - die Eichkämper - brauchen jetzt die Hilfe aus der Politik und keine Ausreden.