Gelsenkirchen.

Für innerbetriebliche Gerechtigkeit, Mitbestimmung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Weiterbildung – klare Kante gegen Diskriminierung oder Arbeitgeberwillkür: Dafür stehen Arbeitnehmervertretungen in Unternehmen. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Betriebsratswahlen 2014.

Grund genug für den DGB und seine Einzelgewerkschaften, für starke, gewerkschaftlich organisierte Gremien zu werben, Kollegen zur Kandidatur zu ermuntern und nicht zuletzt Belegschaften zu motivieren, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Weil, wie es IG Metall-Bevollmächtigter Robert Sadowsky formuliert, „ein Betriebsrat in schwierigen Situationen nicht ist, wenn die Belegschaft nicht hinter ihm steht“.

Über 140 Filialen im Ruhrgebiet

TRW-Betriebsratsvorsitzender Ugur Coskun wird in diesem sinne sicherlich von den Kollegen getragen. „Die wissen, dass eine starke Interessenvertretung nötig ist“, sagt er. Für den künftig (nach Arbeitsplatzverlusten nur noch) elfköpfigen Betriebsrat (BR) des Automobilzulieferers kandidieren immerhin 52 Leute. Coskun setzt auf eine hohe Wahlbeteiligung – bei der BR-Wahl 2010 haben sich immerhin über 86 Prozent der Beschäftigten beteiligt.

Gut aufgestellt ist man auch in Malzers Backstube mit knapp 2000 Beschäftigten in über 140 Filialen im Ruhrgebiet. Wobei die verschiedenen Orte die Arbeit für Betriebsratsvorsitzende Ruth Grossmann und ihren BR nicht gerade einfacher machen. Der vergrößert sich nach der Wahl von bisher 17 auf dann 19 KollegInnen. Die in der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) organisierte Betriebsrätin sagt, dass ihre Branche von Arbeitsveränderungen geprägt sei. Schichtdienste, die verlängerten Öffnungszeiten geschuldet seien, und Sonntagsöffnung, „was inzwischen Pflicht ist“.

Sorgenkinder ohne Gremium

Was NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje bestätigt. Die Frage, wie hoch das Interesse an BR-Wahlen sei, beantwortet sie mit einer beeindruckenden Zahl „In meinem Bereich gab es 2010 eine Beteiligung von rund 80 Prozent.“

Aber es gibt auch Sorgenkinder, Unternehmen ohne Arbeitnehmervertreter. IG Metaller Sadowsky nennt zwei aus seinem Beritt beim Namen: Masterflex und Norres. „Ich habe durchaus den Eindruck, dass bei Norres die Leute eingeschüchtert werden“, sagt er. Hier müsste man die nötige Zahl an Menschen zusammenbekommen, die zur BR-Kandidatur bereit seien. Und die wären für ihn dann ganz klar „die Helden des Alltags“.

Gute Arbeit – um Gottes Willen!

Gute Arbeit braucht starke Betriebsräte – finden Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, die unter dem Motto „Gute Arbeit – um Gottes Willen!“ zur Teilnahme an Betriebsratswahlen aufrufen.

Wolfgang Heinberg, Diözesansekretär der KAB im Bistum Essen und Mitglied im KAB-Bundesvorstand, meint, für christliche Arbeitnehmer stehe fest, „dass gewählte Arbeitnehmervertretungen in den Betrieben grundlegend wichtig sind für eine solidarische und gerechte Arbeitswelt“. Bischof Overbeck ergänzt, wer sich für KollegInnen im Betrieb einsetze, übernehme große Verantwortung: „Betriebsräte leisten ihre Arbeit mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz, mit Durchsetzungsvermögen, aber auch mit Ausdauer und Geschick“.

Nur starke Arbeitnehmervertretungen, so die KAB, könnten die Beschäftigteninteressen vor dem Hintergrund von Leistungsverdichtung als Folge globalisierten Wettbewerbs effektiv und verantwortlich umsetzen.