Gelsenkirchen. . Es sollte die Wiederbelebung einer Gelsenkirchener Kultveranstaltung werden, und genau das scheint gelungen zu sein: „Die wilden Sechziger“ gerieten zur Marathon-Party, bei der es nur organisatorisch noch stellenweise ein wenig haperte.

Wenn es nach Veranstalter Hans von der Forst gegangen wäre, hätten für den Beat-Marathon im Hans-Sachs-Haus noch ein paar hundert Karten mehr verkauft werden können: „Mein Telefon stand den ganzen Tag nicht still.“ Doch nichts ging mehr am Samstagabend. Mit 1200 Gästen vermeldete die Wiedergeburt der einstigen Kultveranstaltung ein ausverkauftes Haus.

Daran, dass die Konzertreihe wieder zu dem gesellschaftlichen Ereignis der Stadt werden kann, die sie vor dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses (HSH) war, bestand bei den Verantwortlichen schon früh am Abend kein Zweifel. Veranstalter Hans von der Forst, Emschertainment-Chef Helmut Hasenkox und auch der Herr des Rathauses, OB Frank Baranowski, strahlten um die Wette. Einigkeit herrschte auch darüber, dass es (noch) keine Punktlandung war: Die Garderobe platzte früh aus allen Nähten, an den drei Getränkeständen mussten die Durstigen viel Geduld haben und das grelle Licht im hinteren Bereich des Atriums dämpfte die Stimmung. „Die Beleuchtung hatte noch ein bischen was von Sparkassen-Filiale“, nahm es von der Forst mit Humor.

Im vorderen Teil des Atriums hatte die Emschertainment-Technik ganze Arbeit geleistet: Stimmungsvolle Beleuchtung und eine imposante Bühne gaben dem Konzertmarathon den passenden Rahmen. Direkt vor der Bühne gab es knapp 200 Sitzplätze. Das Publikum ist mit der Veranstaltung älter geworden. „Mein Gott, der Altersdurchschnitt hat mich schon etwas geschockt“, war beispielsweise von einer Besucherin zu hören. Dass das Beat-Fieber aber keine Frage des Alters ist, stellten die Gäste schnell unter Beweis. Es wurde geklatscht, gesungen und getanzt.

Das Event soll als Testballon für Großveranstaltungen dienen. Positiv: Auch weit entfernt von der Bühne konnte sich der Ton, dank zusätzlicher Beschallung, hören lassen. Sieben Bands wechselten sich im Halbstundentakt ab. Das Aufwärmprogramm besorgte die Gelsenkirchener Coverband „Cop Connection“ mit Klassikern der Rockgeschichte. Danach eroberte „Heinz“, ein Zusammenschluss aus Musikern verschiedener Bands, die HSH-Bühne.

Zeitreise mit alten Instrumenten

Beim Auftritt von „The Chains“ verwandelte sich das Atrium zum ersten Mal in Gelsenkirchens größte Tanzfläche. Danach ging die Kernband des später gegründeten Rockorchesters Ruhrgebeat, „Tony Honk“, an den Start des Musik-Marathons. Bis zum ersten reinen Beat-Leckerbissen mussten sich die Musikfans bis kurz vor Mitternacht gedulden. „Die wilden Sechziger Revueband“ mit Hans von der Forst ließen die alten Zeiten aufleben. Die Rockband „Untamed Youth“ machte den Abend komplett. Während der zügigen Umbauphasen sorgten „Old Session“ im Bistro für Kurzweil. Die Originalbesetzung einer der erfolgreichsten deutschen Ableger der Beat-Szene, die „German Blue Flames“, mischte sich unter das Publikum. Um die Zeitreise perfekt zu machen, war die Truppe mit alten Instrumenten und dem Verstärker von ihrem ersten Auftritt im alten HSH angereist. Nach dem Auftakterfolg, sollen „Die wilden Sechziger“ im November wieder stattfinden. Lob gab es auch von den Gastronomen im Umfeld. „Das Event war eine spürbare Belebung“, freute sich Thomas Nikutta (Flash-Pub). „Das kann gerne jede Woche so gehen.“