Gelsenkirchen. . Der 10. Januar ist der Tag der Blockflöte. Das Instrument wird niemals ganz verschwinden, ist Musikalienhändler João Inocêncio sicher. Vor allem in der Weihnachtszeit würden die Verkaufszahlen anziehen. Sonst tätigt er zwei bis fünf Verkäufe pro Woche.

Heute ist der Tag der Blockflöte. Hört sich erstmal wie ein Scherz an. Gewinnt aber angesichts von anderen Ereignissen wie dem Tag der Jogginghose (21. Januar) und dem Gegenteiltag (25. Januar) ganz schnell an Seriosität. Der Blockflöten-Ehrentag soll erstmals 2007 von einem Online-Portal gefeiert worden sein.

Was die Popularität des Instruments angeht, mit dem sich einst ganze Generationen von Kindern mehr oder weniger herumplagen mussten, divergieren die Meinungen. Während Felizitas Hofmann von der städtischen Musikschule seit knapp drei Jahren einen Aufwärtstrend bemerkt (s. Zweittext), ist für João Inocêncio vom Musikgeschäft Gläsel das Instrument aus der Mode gekommen. Der 34-jährige sagt aber auch: „Die Blockflöte wird nie wirklich kleinzukriegen sein.“

Als Kind lieber in den Chor gegangen

Der gelernte Schreiner und Musikalienhändler hat selbst nie Blockflöte gespielt. „Bei uns in der Schule gab es alternativ den Chor, also habe ich gesungen“, lacht João Inocêncio. Er hat mal kurz Saxofon gespielt, heute zupft er die Gitarre. Seine Kinder (8 u. 11 Jahre) können der Blockflöte auch nichts abgewinnen, allerdings auch keinem anderen Instrument, obwohl sie schon mehrere ausprobiert haben.

Den Wunsch, Blockflöte zu spielen, so der Gläsel-Inhaber (er übernahm das Geschäft im Juni 2012 von Ulrich Gläsel, 2000 hatte er dort seine Ausbildung begonnen) entwickeln Kinder nicht von sich aus. Kindergarten oder Grundschule bringe die Kids an die Flöte. Aber längst nicht mehr so viele Schulen wie noch bis vor 30 Jahren würden Blockflötenunterricht anbieten.

Qualität-Blockflöte ab 60 Euro

Zwischen zwei und fünf der Instrumente verkauft João Inocêncio pro Woche in seinem Laden an der Gildenstraße in der Altstadt. „In der Weihnachtszeit verkauft man etwa täglich eine Blockflöte, im Sommer ist dann eher die Lagerfeuer-Gitarre gefragt“, definiert der 34-Jährige die saisonalen Unterschiede in der Nachfrage. Es komme aber auch vor, dass eine Schule anruft und 40 Flöten auf einen Schlag bestellt.

Der Preis „für eine vernünftige Holzflöte“: ab 60 Euro. „Es gibt sie auch günstiger, aber dann ist sie schlecht intoniert und verarbeitet.“ Im Supermarkt gebe es das Instrument auch schon mal für zehn Euro, die Qualität sei dann jedoch unterirdisch. Eine gleich teure Blockflöte aus Kunststoff hingegen könne sehr wohl etwas taugen. Auch Kombinationen aus Holz und Kunststoff gibt es, wobei dann der empfindliche Kopf aus Plastik sei: „Wenn eine reine Holzflöte zu viel Feuchtigkeit abbekommt, quillt der Kopf auf und das Gerät klingt nicht mehr.“

Kleines Revival in der Musikschule

Die Plastikköpfe kommen in bunten Farben daher. Und wenn das mal die falsche Farbe sei, können auch Tränen bei den Kindern fließen. Dramen mit Kindern, die von ihren Eltern zum Blockflötenspiel gezwungen werden, erlebe Inocêncio nicht: „Dass Kids sich sträuben, erlebt man selten. Dann schon eher bei der Geige, wo die Eltern den nächsten David Garrett haben möchten.“

Die alten Zöpfe sind ab, ist sich Felizitas Hofmann sicher. Die Fachbereichsleiterin Blasinstrumente an der städtischen Musikschule sieht die Blockflöte wieder auf dem Vormarsch. „Es hat bis vor zwei, drei Jahren eine Durststrecke gegeben.“ Jeder habe die Blockflöte mit einem Lerninstrument assoziiert. Heute werde sie „endlich so gespielt und unterrichtet, wie es ihrer würdig ist“, das neue Unterrichtsmaterial sei entstaubt. Jazz und andere Musikrichtungen seien damit möglich, sagt Hofmann und verweist auf Stars der Szene: Maurice Steger, Dorothee Oberlinger und das Trio Wildes Holz aus Essen.

Hofmann: „Bei uns ist die Blockflöte ein gleichberechtigtes Instrument.“ Knapp 30 Blockflötenschüler hat die städtische Musikschule. Hinzu kommen noch mal rund 30 Mädchen und Jungen im Jeki-Bereich (Jedem Kind ein Instrument) in den Grundschulen. Habe das Verhältnis Mädchen - Jungen früher bei 9:1 gelegen, sei die Verteilung heute 60:40. „Als Junge war man früher ein Loser, wenn man Blockflöte gespielt hat, das ist heute ganz anders.“ Es gibt sogar einen reinen Jungenkurs an der Musikschule. Auch die letzten Neuzugänge seien allesamt Jungen gewesen.