Gelsenkirchen.

Das Fest der Feste steht vor der Tür. Kaum ein Ereignis im Jahr prägt die Gefühlswelt der Menschen so massiv und nachhaltig wie das Weihnachtsfest.

Kein Wunder, dass sich die meisten auch in späteren Jahren noch intensiv an Pleiten, Pech und Pannen unterm Tannenbaum, an Tragödien und Komödien an der Krippe, an Freuden und Enttäuschungen erinnern können. Über „Unvergessene Weihnachten“ erzählt der gleichnamige Band aus dem Zeitgut Verlag Berlin. Auch eine Gelsenkirchenerin blickt hier auf ein prägendes Erlebnis zurück.

"Die Sehnsucht nach Zuhause"

Es ist Margit Kruse, die vor allem durch ihre Revier-Krimis „Eisaugen“ und „Zechenbrand“ bekannt geworden ist. 1957 in Gelsenkirchen geboren, erinnert sich Margit Kruse in ihrer Erzählung „Die Sehnsucht nach Zuhause“ an ihr Weihnachten im Jahre 1972. „Das erste Türchen des Adventskalenders wurde geöffnet, doch seitdem wollten die Tage einfach nicht vergehen. Weihnachten schien unendlich fern.“ Fünfzehn Jahre alt war die Autorin damals und wurde geplagt von der Sehnsucht, über Weihnachten in den Urlaub zu fahren.

Die Kosten sprächen natürlich dagegen, monierten die Eltern: „Ich möge froh sein, im Sommer immer verreisen zu können.“ Und was dicke Wintersachen erst einmal kosten würden! Margit Kruse aber gab nicht auf, schleppte bunte Urlaubsprospekte aus einem Reisebüro in Buer mit nach Hause, bis sie den Vater umgestimmt hatte.

Urlaub in trister Einsamkeit

Es wurden zwar nicht wie ersehnt die Alpen, aber immerhin: das Hochsauerland, genauer, Rehsiepen. Los sollte es am 1. Weihnachtsfeiertag gehen.

Die 15-Jährige jubelte: „Keine lästigen Verwandtenbesuche an den Feiertagen einschließlich sinnloser Völlerei, kreischender Kleinkinder, nerviger Tanten, Onkel, die immer die gleichen Anekdoten erzählten.“ Doch die erste Enttäuschung folgte Heiligabend auf dem Fuße: Oma war beleidigt. Im Sauerland folgte ein Urlaub in weitgehend trister Einsamkeit, voll abendlicher Streitereien in der Pension um die drei TV-Programme und statt zum Tanzen ging es zum Rehefüttern.

36 Autoren unterschiedlichen Alters

Der so lang ersehnte Urlaub endete schließlich so: „Als wir im Ruhrgebiet in unserer graue, triste Zechensiedlung einbogen, war ich glücklich.“ Übrigens: Auch in diesem Jahr wird die Autorin daheim in Buer feiern, geruhsam und mit der ganzen Familie.

Der Band enthält Weihnachtserinnerungen von 36 Autoren unterschiedlichen Alters. Inzwischen hat auch der Wartberg-Verlag Interesse an den Geschichten der Gelsenkirchenerin angemeldet: September 2014 soll hier Margit Kruses Buch „Weihnachten im Ruhrgebiet“ erscheinen.