Gelsenkirchen. . Die Krippe auf dem Bahnhofsvorplatz in Gelsenkirchen nimmt die Geburt des Jesuskindes bereits vorweg und von Josef fehlt jede Spur. Vor dem Hauptbahnhof wird eine ganz andere Weihnachtsgeschichte erzählt. Wie die Stadtmarketing Gesellschaft auf den kuriosen Umstand reagiert, erfahren WAZ-Leser hier.

Wer die große Krippe auf dem Gelsenkirchener Bahnhofsvorplatz genauer betrachtet, dem fällt Sonderbares auf. Maria scheint derzeit offenbar alleinerziehend zu sein, von Josef ist keine Spur zu sehen. Ebenso vergeblich sucht man Hirten. Allein die heiligen drei Könige sind schon da, und auch das Christuskind strampelt auf Stroh gebettet – es kam heuer wohl viel früher auf die Welt.

Probst Manfred Paas von St. Augustinus am Neumarkt mochte nicht gleich den Stab über die Moderne brechen, jedoch erinnert sich der Geistliche daran, dass das Prozedere früher ein ganz anderes war – damals, als die Krippe nahe des Neumarktes ihren Platz hatte: „Am Freitag vor dem ersten Advent wurde die Krippe eingesegnet“, erzählt Paas.

Probst hadert mit dem Bruch

Zunächst seien die heilige Familie und die Hirten mit ihren Tieren als Figuren unter das Stalldach gezogen, „das Jesuskind lag erst an Heiligabend in seiner Krippe, und die heiligen drei Könige gesellten sich am 6. Januar dazu“, blickt der Probst zurück.

Manfred Paas bedauert die Verwässerung von Traditionen, seine Bitte an das Stadtmarketing, wenigstens „das Christuskind erstmal wegzulassen“, blieb offenbar unbeachtet. Der Probst will zudem die „Krippenfrage nicht zur Glaubensfrage machen“, dennoch bereitet es ihm Sorge, dass der eigentlich „stille Advent, die Zeit der Einkehr und des Nachdenkens, sich in eine Zeit des Geschenkesammelns verwandelt hat.“

City-Service stellt Figuren auf

Quasi in eine Hatz. Denn: „Mit Spekulatius ab August in den Läden, mit Glühwein und gebrannten Mandeln habe der Advent nun überhaupt nichts zu tun, schon gar nicht Weihnachten. „Wir gehen auf ein Ziel zu, nicht auf eine Konsumparty“, mahnt Paas.

„Wir wollten eigentlich an der traditionellen Aufstellung festhalten“, sagte Markus Schwardtmann von der Stadtmarketing Gesellschaft (SMG). Vergangenes Jahr habe das Jesuskind erst an Heiligabend in der Krippe gelegen. Dass es nun anders ist, „überraschte“ ihn völlig. Möglicherweise sei das ein Versehen gewesen, glaubt der Öffentlichkeitsarbeiter.

„Die Figuren werden vom City-Service abends eingesammelt, im Bahnhofscenter eingelagert und morgens wieder aufgestellt“, sagte Schwardtmann zum täglichen Ablauf. Ob die Josef-Figur Dieben in die Hände fiel oder einfach nur kaputt gegangen ist, darüber konnte Schwardtmann „lediglich spekulieren“. Wohl aber eines ist jetzt schon Fakt: „Ersatz wird es so oder so erst im Jahr 2014 geben. Bis der Auftrag für raus und bearbeitet ist, ist das Weihnachtsfest schon vorbei.“