Gelsenkirchen. Bei „Papilio“ geht es um die frühzeitige Vorbeugung gegen die Entwicklung von Sucht und Gewalt. Projektpartner „Augsburger Puppenkiste“ gastierte im Berufskolleg an der Königstraße in Gelsenkirchen.

Da steht sie. Die große Holzkiste mit dem typischen Aufdruck „Augsburger Puppenkiste“. Bei Oberbürgermeister Frank Baranowski weckt sie Erinnerungen an die Helden der Kindheit: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – die fand’ ich toll. Besonders weil sie gemeinsam stark sind.“ Den letzten Satz betont er.

Und das hat seinen Grund: Denn die „Puppenkiste“ ist nicht zufällig in die Aula des Berufskollegs an der Königstraße gekommen. Sie ist Partner des Präventionsprojektes „Papilio“ und tourt derzeit durch NRW. Die Station in Gelsenkirchen ist zudem etwas Besonderes, da die Rotthauser Kita „Schweizer Dorf“ in diesem Rahmen als Papilio-Kita zertifiziert wurde. Nach der Kita an der Plutostraße ist sie die zweite in Gelsenkirchen.

Spielerische Kompetenzentwicklung

Inhaltlich geht es um frühzeitige Vorbeugung gegen die Entwicklung von Sucht und Gewalt. „Risikofaktoren zur Entwicklung von gewaltbereitem oder süchtigem Verhalten im späteren Leben zeigen sich in Aggression und Rückzug. Beides ist schon im Kindergartenalter zu erkennen und da knüpfen wir an“, sagt Heidrun Mayer, Geschäftsführerin von Papilio e.V.. Konkret setzt das Team auf die spielerische Entwicklung von sozialer Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und dem bewussten Erkennen und Benennen der eigenen und der Gefühle anderer.

Hier kommt die „Augsburger Puppenkiste“ ins Spiel. Mit ihrem Stück „Paula und die Kistenkobolde“ lässt sie Kinder in Gefühlswelten abtauchen. Die Geschichte: Paula (5) findet auf ihrem Dachboden eine Truhe, aus der nacheinander die Kobolde „Heulibold“, „Zornibold“, „Bibberbold“ und „Freudibold“ steigen. Clever wie Paula ist, erkennt sie sofort, von welchen Gefühlen die vier geleitet werden, und dass auch sie jedes schon einmal erlebt hat. Gespickt mit Liedern, die die Kinder schon aus der Kita ken nen, kommt das Stück gut an. Eine Aula voller Freudibolde entsteht.

"Papilio hat unsere Arbeit erleichtert"

Nach Gelsenkirchen gebracht hat das Projekt, das u.a. von der Barmer GEK und der Robert-Bosch-Stiftung finanziert wird, Nicole Franitza. Die Erzieherin ist im mobilen heilpädagogischen Dienst von GE-Kita tätig und hat sich zur Papilio-Trainerin ausbilden lassen. „Das Programm ist wissenschaftlich fundiert, es hilft Eltern, Kindern und Erziehern. Ich war von Anfang an überzeugt, dass es richtig für Gelsenkirchen ist“, sagt sie. Barbara Büchler, Leiterin des Schweizer Dorfes, bestätigt das: „Papilio hat unsere Arbeit erleichtert, weil wir sehen, wie viel Potenzial der richtige Ansatz auch bei Problemkindern hervorrufen kann. Außerdem ist es gut, eine Trainerin vor Ort zu haben.“ Man kann es sich vorstellen wie beim Sport: Wenn der Trainer nicht ab und an korrigiert, schleichen sich Fehler und Beschwerden ein.