Gelsenkirchen. Stadt stellt das Projekt „Tough Enough“ vor. In einem Modellversuch sollen Kinder suchtkranker Eltern vor einer möglichen Abhängigkeit bewahrt werden.

Für Kinder suchtabhängiger Eltern ist oft ein besonders steiniger Lebensweg vorgezeichnet. Die Stadt will in einem Modellprojekt den Nachwuchs schützen und stützen, die Eltern gleichzeitig in eine sozialpädagogische Begleitung einbinden. In dem Vorhaben mit dem Titel „Tough Enough“ sollen die Kinder stark genug werden, um mit der Situation in ihrem familiären Umfeld umgehen zu können.

Fachkräfte der „Fachstelle für Suchtvorbeugung – Kontaktzentrum Drogenberatung“ entwickeln das Konzept und werden über einen Zeitraum von drei Jahren mit Eltern und Kindern arbeiten. 50.000 Euro stellt die Stadt jährlich im Haushalt bereit. Im ersten Jahr werden acht Kinder betreut, in den folgen Jahren sollen zwei weitere Gruppen einbezogen werden.

Alltags- und Lebenskompetenzen vermitteln

Erfahrungen haben gezeigt, dass Kinder drogenabhängiger Eltern häufig früh zu Alkohol und Drogen greifen, die Eltern-/Kindbeziehung gestört ist, Defizite in schulischen Leistungen auftreten.

Die Kinder im Grundschulalter werden im ersten Jahr in altersgerechten Gruppenangeboten sozialpädagogisch betreut. In Einzel- und Gruppengesprächen wollen Betreuer eine Verbesserung der Kommunikation und Interaktion zwischen Eltern und Kindern erreichen. Auch die Eltern werden in Einzel- oder Gruppengesprächen mit einbezogen. Dazu gehören Ferienfreizeiten, Tagesausflüge oder Bildungs- und Kulturangebote ebenso zum Konzept. Zur Festigung der Persönlichkeit wollen Fachkräfte den Kindern auch altersgerechte Alltags- und Lebenskompetenzen vermitteln und stärken.

Kinder aus drohenden zwangsläufigen Karrieren herausführen

Die Stadt hofft, durch die Betreuung zweierlei zu erreichen: Kinder aus drohenden zwangsläufigen Karrieren herauszuführen und Eltern oder andere Bezugspersonen so zu stabilisieren, dass eine gesunde Entwicklung der Kinder möglich ist.

Unterschiedlich reagierten Politiker im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie bei der Vorstellung des Konzepts. Wolfgang Heinberg (CDU) sah sich als Ideengeber bestätigt, ein sinnvolles Projekt zu starten, mit dem Kinder stark gemacht würden. Silke Ossowski (SPD) leuchtete das zusätzliche Projekt nicht ein, weil es bereits ähnliche gebe. Sie hielt den pädagogischen Ansatz nicht für richtig. Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck sieht in dem Projekt die städtische Zielsetzung bestätigt, kein Kind zurückzulassen. Forschungen hätten ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit groß sei, dass Kinder suchtabhängiger Eltern keinen geraden Weg gingen. Jugendreferatsleiter Alfons Wissmann wollte keine Einschätzung vor dem Startschuss abgeben. „Ob es sinnvoll und erfolgreich wird, können wir erst am Ende sehen.“