Gelsenkirchen. Im Familienzentrum Plutostraße bleiben mittwochs alle Spielzeuge im Schrank: Damit Kinder lernen, sich ganz auf das Miteinander zu konzentrieren . Die Auszeichnung für das Gewalt- und Suchtvorbeugungsprogramm feierte das Familienzentrum mit einem Tag der offenen Tür.

Wie reagiert ein Kind, wenn seine herkömmlichen Spielzeuge für einen Tag „Ferien machen“ und im Schrank bleiben? Es wird kreativ werden und sich selbst etwas ausdenken, was es spielen kann. Der „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ ist Teil des Programms Papilio, einer langfristig angelegten Fortbildung für Erzieher zur Vorbeugung von Sucht und Gewalt im Kindergarten.

Im März zeichnete die Fachstelle für Suchtprävention das Familienzentrum Plutostraße als erste Einrichtung in Gelsenkirchen mit dem Papilio-Zertifikat aus. Am Samstag feierte der Kindergarten die Auszeichnung mit einer Theateraufführung des Kita-Teams und verschiedenen Abenteuer-, Bewegungs- und Kreativspielen.

Kompetenzen der Kinder fördern

„Wir haben uns vor etwa zweieinhalb Jahren dazu entschieden, das Konzept von Papilio auch in unserer Kindertageseinrichtung umzusetzen“, sagte Daniela Hertel, Erzieherin und stellvertretende Leiterin des Familienzentrums Plutostraße.

Das Ziel von Papilio ist es, im frühen Kindesalter der Entwicklung von Sucht und Gewalt vorzubeugen. Mit einfachen Mitteln sollen die Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Ein Element des Präventionsprogramms ist der „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ zur Stärkung der Kommunikation, Kreativität und Interaktionsfähigkeit der Kinder.

Regeln lernen und einhalten

„Bei uns werden jeden Mittwoch die Spielzeuge weggetan. Und dann gibt es da noch das ‚Meins-deins-deins-unser-Spiel‘“, fügte Daniela Hertel hinzu. Hierbei geht es um das spielerische Erlernen von Regeln. So sollen die Kinder zum Beispiel für einige Minuten leise sein und auch gegenseitig aufeinander achten, dass die Regel eingehalten wird. Wer sich an die Regeln hält, wird belohnt.

Neben dem Erlernen von sozialen Fähigkeiten zielt Papolio aber auch auf den Erwerb von emotionalen Kompetenzen ab. Dabei helfen Freudibold, Heulibold, Zornibold und Bibberbold.

„Das sind Kobolde, die den Kindern zeigen, wie sie ihre Gefühle besser wahrnehmen, mit ihnen umgehen und sie vor allem ausdrücken können“, erklärte Kita-Leiterin Nicole Willenbrink. Das Programm Papilio reduziert damit erste Verhaltensprobleme und beugt Sucht und Gewalt im Jugendalter vor.

Eltern waren zunächst skeptisch

„Viele Eltern waren zunächst skeptisch“, verriet Nicole Willenbrink. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass ihre Kleinen ohne richtiges Spielzeug auskommen können.

Die Kinder sehen das allerdings anders. „Ich finde den ‚Spielzeug-macht-Ferien-Tag‘ gar nicht schlimm“, sagte die fünfjährige Lara. Das überzeugt mittlerweile auch die Eltern, die die Zertifizierung des Kindergartens mitfeierten. Mit der Theateraufführung „Paula und die Kistenkobolde“ klang die Feier fröhlich aus.