Gelsenkirchen.
Für Patrick Kobrow stand schon früh fest, dass er nach dem Abi in die Lehre möchte. „So habe ich gute Aufstiegschancen und verdiene gleich mein eigenes Geld“, sagt der 22-Jährige. Bei Roller in Gelsenkirchen macht er eine Lehre zum Handelsassistenten. So wie Patrick entscheiden sich aber längst nicht alle Abiturienten – die meisten streben ein Studium an. In diesem Jahr sind die Hörsäle aber wegen des doppelten Abschlussjahrgangs besonders voll. Daher möchte die Industrie und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) möglichst viele Absolventen für eine Ausbildung begeistern.
Vor gut einem Jahr hatte die IHK damit begonnen, mit der Kampagne „Doppelt stark“ in Unternehmen die Werbetrommel zu rühren. „Wir haben einen enormen Bedarf an Führungs - und Fachkräften“, weiß IHK-Geschäftsführer Christoph Pieper. Das Doppel-Abi sollten Unternehmen als Chance sehen, einmal aus den Vollen schöpfen zu können. Schließlich werde die Zahl an Bewerbern bereits im nächsten Jahr wieder sinken. Das Werben hat sich gelohnt: „In 23 Gelsenkirchener Betrieben wurden 84 zusätzliche Lehrstellen geschaffen“, sagt Pieper. Stellen für Haupt- und Realschüler seien dadurch nicht weggefallen. Pieper appelliert gleichzeitig an Unternehmen, weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Zunächst müssen jedoch Abiturienten her – von den 84 zusätzlichen Plätzen sind erst 64 vergeben.
Gerne mehr Jugendliche in Ausbildung unterbringen
Auch bei der Firma Roller in Gelsenkirchen würde man gerne mehr Jugendliche in Ausbildung unterbringen. „Wir haben unsere Lehrstellen nun von fünf auf zwölf ausgebaut“, erklärt Michael Klarenaar, Prokurist und Leiter des Personalmanagements bei Roller. „Wenn sich mehr Absolventen bewerben würden, könnten wir 20 bis 25 Auszubildende aufnehmen“, sagt Klarenaar. „Wir grasen alles ab, um Azubis zu generieren, etwa Stellenbörsen der IHK oder der Arbeitsagenturen.“ Rund ein Viertel der Roller-Lehrlinge haben Abitur. Dabei lohne es sich durchaus, vor dem Studium eine Lehre zu machen, zuerst die Arbeit in der Praxis kennen zu lernen.
Um Bewerber zu locken, werben Unternehmen wie Roller mit guten Konditionen: Übertarifliche Bezahlung in der Ausbildung, Aufstiegschancen und hohe Übernahmequoten. Patrick etwa könnte in wenigen Jahren zum Marktleiter aufsteigen.
IHK lädt zum Azubi-Speed-Dating
Im Sommer werden die Studienplatz-Zu- und -Absagen verschickt. Dann lädt die IHK am 3. Juli, 9-15 Uhr, zum Azubi-Speed-Dating in die Vestlandhalle Recklinghausen ein. Zehn Minuten haben die Jugendlichen Zeit, sich einem Unternehmen zu präsentieren und selbst einen Eindruck vom Betrieb zu bekommen. Anmeldung: www.ihk-nordwestfalen.de/azubi-speed-dating