Gelsenkirchen. Zum ersten Mal wurde in Gelsenkirchen ein Stolperstein für einen Mann verlegt, der wegen seiner Homosexualität von den Nazis verfolgt und ins KZ Buchenwald gebracht wurde. Hier starb Arthur Herrmann im März 1940 mit 37 Jahren.
Ein Paar Halbschuhe, schwarz; ein Paar Socken, eine Mütze, ein Rock, eine Hose, eine Windjacke, drei Hemden, eine Geburtsurkunde – diese letzten persönlichen Halbseligkeiten von Arthur Herrmann blieben nach seinem qualvollen Tod. In ein Paket geschnürt wurden sie vom KZ Buchenwald bei Weimar an die Ortspolizei Buer-Erle geschickt – zur Zustellung an den Vater. Dieser war allerdings 1940 bereits drei Jahre tot.
Die Chronisten von Gelsenzentrum fanden keine Hinweise darauf, ob eine der Schwestern von Arthur Herrmann das Paket aus dem KZ entgegen genommen hat. Was sie über das viel zu kurze Leben Herrmanns herausgefunden haben, mündete Anfang Oktober dieses Jahres in der Verlegung eines Stolpersteins an der Cranger Straße (früher Bismarckstraße) 265. Des ersten Gelsenkirchener Stolpersteins für ein Opfer des braunen Terror-Regimes, das wegen Homosexualität verfolgt worden war.
Angeblich „akute Herzschwäche“
Arthur Herrmann wurde von der NS-Justiz nach § 175 verurteilt. Am 24. Juni 1938 wurde von der Staatspolizei in Kassel in so genannte „Schutzhaft“ genommen und zwei Monate später, am 6. August 1938, in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Er starb am 17. März 1940 mit 37 Jahren an den mörderischen Bedingungen der KZ-Haft. Die angebliche Todesursache: „akute Herzschwäche“.
Als Homosexueller war Arthur Herrmann in Buchenwald größten Schikanen und härtester Zwangsarbeit ausgesetzt. Nach Recherchen des Diplom-Psychologen Jürgen Wenke war Herrmann im KZ Buchenwald einer von mehr als 600 bisher namentlich bekannten Männern, die dort als Homosexuelle interniert waren. Nur wenige haben überlebt. Schätzungen, so Wenke, würden von 5000 bis 15.000 ermordeten Homosexuellen in den Konzentrationslagern ausgehen. Über 50.000 Männer seien nach dem von den Nazis verschärften § 175 verurteilt worden.
Gedenken an NS-Opfer
Arthur Herrmann kam 1902 als erstes Kind des Bergmannes Adolf Herrmann und dessen Ehefrau, der Aufwärterin Laura Herrmann zur Welt. Die Eltern heirateten im März 1902 in Thorn und lebten nach mehreren Zwischenstationen ab 1911 dauerhaft in GE-Erle. Arthur bekam noch acht Geschwister. Arthur Herrmann wurde wie der Vater Bergmann, lebte bis 1930 im elterlichen Haushalt. 1935 zog er nach Hessen – wo er den Nazis in die Hände fiel.